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Europäischer Imperialismus im Nahen und Mittleren Osten

Europäischer Imperialismus im Nahen und Mittleren Osten

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Lehrperson: Lea

Zusammenfassung

Europäischer Imperialismus im Nahen und Mittleren Osten


Das Wichtigste in Kürze

Das Osmanische Reich befand sich langsam im Niedergang und die europäischen Mächte hatten gerade ihre imperialistische Hochphase erreicht. Sie wollten Gebiete rund um die Welt unter ihre Kontrolle bringen und zu ihren Vorteilen nutzen. Auch auf die Gebiete des Osmanischen Reichs konzentrierte sich Europa.


Welche Schritte führten zum Zerfallen des Osmanischen Reichs und welche Rolle spielte Europa dabei?

Was hatte der Suezkanal mit dem europäischen Imperialismus zu tun?

Welches Geheimabkommen war entscheidend für die Zukunft des Nahen Ostens?


Antworten auf diese und noch viele weitere Fragen findest Du in dieser Zusammenfassung!


Info 1: Der langsame Zerfall des Osmanischen Reichs unter europäischem Einfluss

Noch im 16. Jahrhundert war das Osmanische Reich eine Supermacht und Europa sowohl in Größe als auch in wirtschaftlicher Stärke bei weitem überlegen. Dann kamen die Probleme auf: militärische Niederlagen und eine Wirtschaftskrise schwächten das Reich merklich.

So groß war das Osmanische Reich zur Zeit seiner größten Ausdehnung.


Das Reich stand also vor dem Verfall, und damit kam die „Orientalische Frage“ auf. Was sollte aus dem riesigen Reich und seinen Gebieten werden? Die einzelnen europäischen Mächte und ihr Imperialismus hatten großes Interesse daran, ihre eigenen Interessen im Osmanischen Reich durchzusetzen. Gleichzeitig fürchtete man, das neue und sehr instabile Mächtegleichgewicht in Europa dadurch wieder durcheinander zu bringen.


Vertiefung
Die Länder Europas als Imperialmächte

Der Wiener Kongress 1815 war abgehalten worden, um ein Gleichgewicht der Mächte in Europa herzustellen. Man wollte damit zukünftige Kriege verhindern und Konflikte stattdessen durch Gespräche und Kongresse lösen. 


Doch das bedeutete nicht, dass die europäischen Länder jetzt keine Konkurrenten mehr waren. Viel mehr verschoben sich die Gebiete, um die es ging, auf Bereiche außerhalb Europas. Man wollte wirtschaftlichen und vor allem politischen Einfluss überall in der Welt gewinnen, die eigene Wirtschaft durch Rohstoffquellen stärken und eigene Vorteile aus der Besetzung fremder Herrschaftsgebiete ziehen. Damit war das 19. Jahrhundert der Schauplatz eines „Wettrennens“ um Kolonien, der Imperialismus wurde zu einem politischen Hauptthema.


Die schrittweise Auflösung des Osmanischen Reichs hatte natürlich eine Unmenge an verschiedenen Gründen und Verläufen. Es war schließlich ein großes Reich, das schon immer aus verschiedenen Völkergruppen und Gebieten bestanden hatte. Auch die europäischen Mächte spielten dabei in vielen Fällen eine große Rolle. 


Ich zeige Dir einige der Mechanismen und Ereignisse auf, die zum Verfall des Osmanischen Reichs beigetragen haben und die mit dabei am bedeutendsten erscheinen:


  • Übernahme von osmanischen Territorien ins eigene Staatsgebiet
    Trotz aller angeblichen Vorsicht vor einer Verschiebung des Mächtegleichgewichts bedienten sich besonders die benachbarten Staaten an den Gebieten des schwächer werdenden Osmanischen Reichs: Österreich-Ungarn übernahm schon zum Ende des 18. Jahrhunderts die Teile in Südosteuropa, Russland das Gebiet der Krim und den Norden des Schwarzen Meers.
  • Errichtung von Kolonien
    Frankreich schuf die Kolonie Tunesien (1881) und die Protektorate Algerien (1830) und Marokko (1912) auf Gebieten, die vorher zum Osmanischen Reich gehört hatten. Syrien und Libanon wurden nach dem Ersten Weltkrieg zu französischen Verwaltungsgebieten, der Irak, Palästina und Transjordanien zu britischen.

  • Neubildung von Nationalstaaten 
    Ähnlich zu den nationalistischen Bemühungen der europäischen Länder in den vorherigen Jahrhunderten wollten auch die im Osmanischen Reich angesiedelten Völker der Griechen und Serben eigene Nationalstaaten. Deswegen kam es zwischen 1821 und 1830 zum griechischen Aufstand, der mit europäischer Unterstützung auch erfolgreich war: Der Staat Griechenland wurde gegründet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gründete sich auf dem ehemaligen Kerngebiet des Osmanischen Reichs dann schließlich die unabhängige Republik Türkei. 


  • Innenpolitische Unruhen
    Nachdem Napoleons Versuch gescheitert war, in Ägypten eine Kolonie zu errichten, war dort zwischen 1805 und 1849 ein eigenwilliger osmanischer Gouverneur namens Muhammad Ali an der Macht. Er sah sich im Recht, das Osmanische Reich zu regieren. Deshalb griff er das Kerngebiet des Osmanischen Reichs an, was der heutigen Türkei entspricht. Der Sultan konnte ihn nur dank der Hilfe von Russland, Preußen, Großbritannien und Österreich besiegen und musste trotzdem noch viele politische Zugeständnisse machen. Außerdem war das Osmanische Reich fortan von Europa abhängig, das „rettend“ eingesprungen war.

Info 2: Krisen und Folgen des europäischen Imperialismus

Die langsame Zersetzung des Osmanischen Reichs und die daraus folgende Schwäche seiner übrigen Gebiete macht es auch besonders anfällig für einzelne Krisen und Vorkommnisse. Das Reich wurde immer stärker zum Spielball der europäischen Mächte:


DER KRIMKRIEG (1853-1856)

Russland wollte sein Gebiet erweitern und Zugang zum Mittelmeer und zum Bosporus. Aus diesem Grund und wegen der schwachen Stellung des Osmanischen Reiches griff der Zar das Osmanische Reich 1853 an. 


Es war nicht der erste Krieg zwischen Russland und dem Osmanischen Reich, sondern bereits der neunte. Erwähnenswert ist aber, dass es der erste „moderne“ Krieg der Geschichte war. Waffen und schwere Maschinen standen jetzt mehr im Mittelpunkt und nicht mehr Feldherrenkunst oder Menschenkraft. 


Die europäischen Länder waren besorgt über den großen Einfluss Russlands und versicherten im Frieden von Paris im Jahr 1856 den Erhalt des Osmanischen Reichs. Genau wie bei Muhammad Alis Aufbegehren war das Osmanische Reich schon wieder abhängig von der „Gunst“ Europas.


Vertiefung
The „Great Game“: Warum wollte Europa den Fortbestand des Osmanischen Reiches sichern?

Der Begriff „The Great Game” beschreibt den Wettlauf um die Vorherrschaft in Zentralasien und in Afghanistan. Diese Gebiete lagen nahe an Indien, das seit 1857 eine Kolonie Großbritanniens war. Die Engländer sahen sich zunehmend bedroht, dass Russland einen immer größeren Einfluss auf Zentralasien nahm. Das Fortbestehen des Osmanischen Reichs war für Europa also hauptsächlich deswegen interessant, weil man Russland damit einen Gegner bei der Expansion in den Weg stellen wollte.


Geschichte; Nahost-Konflikt; 11.-12. Klasse Gymnasium; Europäischer Imperialismus im Nahen und Mittleren Osten
Diese Karikatur symbolisiert Zentralasien, das von beiden Seiten von den Großmächten bedrängt wird.


DER SUEZKANAL

Der Suezkanal ist die Verbindung zwischen dem Mittelmeer und dem Roten Meer und damit eine sehr wichtige Handelsstraße zwischen Europa und Asien. Er liegt auf ägyptischem Staatsgebiet. Für die meiste Zeit hatte Ägypten jedoch keinerlei Mitspracherecht über die Kanalzone. Das Bauprojekt wurde von Ägypten, damals noch Teil des Osmanischen Reichs, an einen französischen Leiter übergeben. Es sollte sich ursprünglich um eine Aktiengesellschaft handeln, an der Ägypten 44 % besaß. 


Der Bau dauerte von 1859 bis 1869 und war enorm teuer. Ägypten war so hoch verschuldet, dass es schließlich zahlungsunfähig wurde. Da kam Großbritannien gerade recht. Ihnen war das französische Projekt ein Dorn im Auge gewesen. Zudem wollte sie selbst eine direkte Verbindung zu Indien auf dem Seeweg, was mit dem Suezkanal möglich wurde. Sie kauften also alle ägyptischen Aktien. Außerdem teilten sich Frankreich und Großbritannien die Schuldenverwaltung von Ägypten, was quasi einer Machtübernahme entsprach. 


Als sich die Ägypter 1882 in einem Aufstand gegen die Fremdbestimmung wehrten, besetzte Großbritannien das Land mit Truppen und machte es zu einem britischen Protektorat.


DIE BALKANKRISE (1875-1878)

Russland erklärte dem Osmanischen Reich 1877 einen Krieg, der für das ehemalige Großreich schwere Folgen hatte. Das Ziel Russlands war es, alle slawischen Völker zu unterstützen. Zu diesen gehörten große Teile der christlichen Bevölkerung des Osmanischen Reichs. Aus diesen Völkern wollte Russland ein Großreich auf dem Balkan bilden, über das es seine Vorherrschaft ausüben konnte. 


Diesen Machtgewinn für Russland wollten die europäischen Länder nicht zulassen und organisierten deswegen 1878 den Berlinger Kongress. Montenegro, Rumänien und Serbien wurden dabei zu unabhängigen Staaten erklärt und Armenien bekam das Recht zur Selbstverwaltung, ohne dass das Osmanische Reich dabei ein Mitbestimmungsrecht hatte.


DAS SYKES-PICOT ABKOMMEN

Das Sykes-Picot Abkommen war eine geheime Absprache zwischen Frankreich und Großbritannien während dem Ersten Weltkrieg. Abgesprochen wurde, wie sie das Gebiet des Nahen Ostens unter sich aufteilen wollten. Dass das Osmanische Reich im Krieg eigentlich Deutschland und Österreich-Ungarn unterstützt hatte, war ihnen egal. 


Die Briten unterstützten zur gleichen Zeit sogar noch arabische Stämme, um sich gegen das Osmanische Reich aufzulehnen. Sie versprachen den arabischen Stämmen dafür einen eigenen Staat. Dabei war es schon beschlossene Sache, dass sich Großbritannien und Frankreich das Gebiet alleine teilen wollten.


Info 3: Dekolonialisierung und Islamisierung

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es dann zur Dekolonialisierung, bei der die vorherigen Protektorate und Kolonien zu eigenständigen Staaten wurden. Das war ein wichtiger und richtiger Schritt. Doch durch die Art und Weise der Dekolonialisierung kamen viele Probleme auf. Es gab Streitigkeiten und Kriege um die Grenzfestlegung. Weiter hatten die Kolonien wirtschaftliche Probleme aufgrund der jahrelangen Ausbeutung. Und schließlich gab es Konflikte zwischen Volksgruppen und Religionen.


Besonders in der islamischen Welt bestand der Wunsch, eine eigene politische und religiöse Ordnung zu schaffen, die sich oft sehr von der Kultur der Kolonialmächte unterschied. Deswegen spricht man von einem „politisch organisierten Islam“ oder auch „Islamismus“. Dieser ist oft mit dem Wunsch verbunden, den Staat, dessen Politik und Rechtsprechung am Islam auszurichten. Das rührt daher, da der Koran als Rechts- und Staatsgrundlage sehr wörtlich genommen wird. Doch richtet sich diese Auslegung oft komplett gegen die Werte des Westens. 


Heute hat das Wort Islamismus einen sehr schlechten Ruf und wird oft mit Attentaten und Gewalt verbunden. Doch nicht alle Vertreter des politisch-organisierten Islams sind radikal-islamistisch. Es gibt auch gemäßigte Reformwünsche, die versuchen, ihre Wünsche ohne Gewalt als politische Programme durchzusetzen.



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Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was war die „Orientalische Frage“?

Was ist der Suezkanal?

Was wurde im Sykes-Picot Abkommen geregelt?

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