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Die Soziale Frage: Probleme der neuen Arbeiterklasse

Die Soziale Frage: Probleme der neuen Arbeiterklasse

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Lehrperson: Claudia

Zusammenfassung

Die Soziale Frage: Probleme der neuen Arbeiterklasse


Das Wichtigste in Kürze

Die massive Landflucht und die damit verbundenen schlechten Lebensumstände für die Arbeiterklasse in den Städten führten zu erheblichen Protesten. Damit kam die Soziale Frage auf: Viele Menschen machten sich darüber Gedanken, wie sie diese Probleme lösen könnten. 


Was ist die Soziale Frage? 

Welche Lösungen gab es für die soziale Frage? 


Die verschiedenen Lösungsansätze und wie es eigentlich zu der Sozialen Frage kam, lernst Du in dieser Zusammenfassung kennen.

 

Info 1: Eine neue Arbeiterklasse? 

Vor der Industriellen Revolution waren die Länder in Europa Agrarstaaten. Das bedeutet, dass der Großteil der Menschen auf dem Land lebten und in der Landwirtschaft arbeiteten. Durch das Errichten von neue Fabriken änderte sich der Lebensalltag der Bauern und Bäuerinnen daher enorm.


Sehr viele Menschen zogen jetzt in die Städte, um dort Arbeit zu finden. Das führte zu Slums, in denen Familien unter schlimmen Lebensbedingungen hausen mussten. Außerdem wurden dadurch vielen Krankheiten verbreitet. Nicht selten kam es vor, dass die Menschen über 12 Stunden am Tag arbeiten mussten.


Auch das Ständesystem der Agrargesellschaft verlor mit der Industrialisierung an Bedeutung. Früher entschied die soziale Herkunft über den Stand in der Gesellschaft. Doch mit der Industrialisierung waren soziale Bindungen und auch politisches Mitspracherecht in den Vordergrund gerückt. Hierfür wurde die Französische Revolution (1789) zum Vorbild genommen, nachdem Frankreich als erster europäischer Staat Abstand von der Feudalordnung nahm und Bürgerrechte mit Anspruch auf staatsbürgerliche Gleichheit einführte. 


Vertiefung 
Die Französische Revolution

„Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ war der Kampfspruch, mit dem die Revolutionäre während der Französischen Revolution auf die Straße gingen. Der absolutistische König Ludwig der XVI. herrschte streng über sein Land. Aufgrund eines warmen Sommers war auch die Ernte derart schlecht, dass es in Frankreich zu einer Hungersnot kam. Die Menschen waren arm und hungrig und so wurde der König verschleppt und später hingerichtet. Das Parlament stellte sich auf die Seite des Volkes. So veränderte sich das Staatssystem Frankreichs von einer Monarchie zu einer Republik, in der der Adel und die Kirche kein Mitspracherecht mehr hatten. Der Staat wurde also säkular und die Macht sollte von nun an beim Volk liegen. Auch die erlassenen Bürger-, und Menschenrechte waren neu in Europa. Später orientierten sich viele andere Länder an den neuen Werten der Französischen Revolution.


Wenn Du gerne mehr über die Französische Revolution erfahren möchtest, kannst Du dazu einen Blick in die Zusammenfassungen zur Französischen Revolution werfen.


Mit den Veränderungen bildete sich eine ganz neue soziale Schicht aus: die Arbeiterklasse. Dazu zählen: 

  • Tagelöhner*innen
  • Handarbeiter*innen
  • Handwerker*innen
  • Industriearbeiter*innen.

Sie machten circa zwei Drittel der arbeitenden Bevölkerung aus. Das Bewusstsein, zusammenzugehören, wuchs immer mehr. Deswegen kann man von einer Entstehung der Klassengesellschaft sprechen, in welcher die Arbeiterklasse für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen kämpfte. 


Info 2: Die Soziale Frage

Als Folge der Industriellen Revolutionen waren die deutschen Bürgerinnen und Bürger mit einigen Problemen konfrontiert. Diese Probleme beschreibt der Begriff „Soziale Frage, der in den 1840er Jahren aufkam. 

Durch immer schnellere technische Erneuerungen wie die Dampfmaschine und bessere Mobilität konnten mehr Fabriken gebaut werden. Diese lagen in den Städten. Als Antwort darauf kam es zu einer erheblichen Landflucht der verarmten dörflichen Bevölkerung, die in der Stadt oftmals unter katastrophalen Lebensbedingungen hausen mussten. Manchmal lebten ganze Familien in nur einem Zimmer und mussten sich mit dem ganzen Haus die sanitären Anlagen teilen. Industriearbeitende, aber auch Handwerkende litten daher zunehmend unter großer Not. Diese Massenarmut und die darauffolgenden Unruhen im 19. Jahrhundert werden als Pauperismus bezeichnet. 



Definition Pauperismus

Pauperismus beschreibt die Verarmung großer Bevölkerungsteile kurz vor der Industrialisierung und die damit verbundene Verelendung.


Ein weiteres Problem, mit dem sich die Soziale Frage beschäftigte, waren die Frauen- und Kinderarbeit. Die Löhne waren meist so niedrig, dass sie nicht ausreichten, um die Familie zu ernähren. Daher mussten alle mithelfen. Frauen bekamen dabei meistens nur die Hälfte und Kinder nur ein Viertel des „normalen“ Lohnes. Natürlich bedeutet das Mehrbelastung für die Frauen, die gleichzeitig noch den Haushalt und die Kindererziehung machen mussten. Deswegen entwickelten sich Frauenbewegungen, die für die Gleichstellung der Frau und auch für ein Wahlrecht für Frauen kämpften. 



Vertiefung 
Frauenbewegungen und Suffragetten 

Während der Industriellen Revolution änderte sich der Lebensalltag für Frauen schlagartig, denn erstmals öffnete sich die Arbeitswelt auch für sozial benachteiligte Frauen. In manchen Fabriken wurden diese sogar bevorzugt, da man Frauen nur die Hälfte des Lohnes zahlen musste, den man einem Mann zahlte. Zunehmend wurde auch der Ruf nach Bildung in Frauenkreisen lauter – und damit auch nach politisches Mitspracherecht! 


Gleichzeitig änderte sich auch das Menschenbild in Europa. Ausgelöst durch die Bemühungen während der Französischen Revolution, trat die Kirche in den Hintergrund und das Verständnis für die Gleichheit der Menschen wurde immer populärer. Standestraditionen sollten überwunden und alle Menschen als ebenbürtig gesehen werden. Doch für Frauen wurde hier immer noch eine Ausnahme gemacht. 


So schrieb die Frauenrechtlerin Louise Dieter: „Wohl sprich man viel von Freiheit für alle, aber man ist gewöhnt, unter dem Wort ‚alle‘ nur die Männer zu verstehen.“ und sprach damit aus, was sich viele Frauenrechtlerinnen dachten. 


Wie recht sie damit hatte, wird deutlich, wenn man sich Gegenstimmen von eigentlich sehr gebildeten Denkern wie Schopenhauer ansieht, der Frauen als „eine Art Mittelstufe zwischen dem Kinde und dem Manne, als welcher der eigentliche Mensch ist“, sieht.  


1903 bekam Marie Curie einen Nobelpreis und in Großbritannien schlossen sich die Suffragetten, eine äußerst bedeutende Frauenbewegung, zusammen. 1919 war es dann so weit: Frauen durften das erste Mal in Deutschland wählen. 


Für Kinder, die arbeiten mussten, bedeute dies meist, dass sie nicht mehr zur Schule gehen konnten. Mit dem preußischen Kinderschutzgesetz von 1859 wurde die tägliche Arbeitszeit auf 10 Stunden begrenzt. Danach mussten die Kinder aber noch für zwei Stunden zur Schule gehen! Übrigens ist Kinderarbeit in vielen Teilen der Welt auch heute noch ein Problem!


Info 3: Ansätze zur Lösung der sozialen Frage

Viele verschiedene Gruppen hatten viele verschiedene Lösungsansätze für die soziale Frage. Hier kannst Du die des Staates mit denen der Arbeiterbewegungen vergleichen. 



Gruppe 
Ziele
Lösungsansatz
Staat 
  • staatliche Fürsorge 
  • Schwächung der Arbeiterbewegung und der sozialistischen Ansätze 
  • Verbot von Kinderarbeit
  • Fabrikgesetze 
  • Sozialistengesetze (1878)
Arbeiterbewegung
  • Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiterklasse 
  • Bessere Löhne (Gewerkschaften) 
  • Politisches Mitspracherecht 
  • Überwindung der Klassengesellschaft 
  • Zusammenschluss von Gewerkschaften
  • Aushandlung von Tarifverträgen
  • Streiks und Errichtung von Streikkassen
  • Gründung von Arbeiterparteien




Du siehst, dass der Staat eine Fürsorgepflicht für seine Bürger*innen hat. Daher waren die primären Motive beim Staat und der Arbeiterbewegung ähnlich: Sie wollten die Lebensumstände der Arbeiterklasse verbessern.


Gleichzeitig versuchten sie aber auch, gegeneinander zu arbeiten, um der anderen Gruppe etwas an Macht zu nehmen. 


Vertiefung
Staatliche Gesetzgebung

Der Staat versuchte dies, in dem er das Mindestalter für Arbeitende ab 1891 auf 14 Jahren anhob und regelmäßige Fabrikinspektionen zur Arbeitssicherheit und den Umgang mit den Arbeitnehmenden anordnete. So konnten theoretisch bereits sehr kritische Fälle vermieden werden. 

Gleichzeitig wurden von Otto von Bismarck 1878 die Sozialistengesetze zur Bekämpfung der Sozialdemokratie eingeführt, die einen marxistischen Staat (nach Karl Marx) verhindern sollten. Doch wenige Jahre später kam es in Deutschland nun auch endlich zu Sozialgesetzgebungen: Zunächst 1883 mit der Einführung der Krankenversicherung und dann nach und nach auch mit den anderen Sozialversicherungen, die wir heute kennen. 


 Vertiefung
​Gewerkschaften und Parteien der Arbeiterbewegung

Die Arbeiterbewegungen versuchten zunächst einmal, die Soziale Frage zu bekämpfen, in dem sie sich zu Gewerkschaften zusammenschlossen. Die erste deutsche Gewerkschaft wurde 1865 gegründet und handelte für ihre Mitglieder Tarifverträge aus.  Sie führte auch den Streik als Mittel in den Tarifstreits ein. Solche Streiks gibt es heute übrigens auch noch – vielleicht kannst Du Dich an die Pilotenstreiks am Flughafen erinnern. 

Gleichzeitig wurden auch Gewerkschaftshäuser gebaut, in denen Arbeitende übernachten konnten. Die Arbeiterbewegung engagierte sich auch politisch, in dem sich verschiedene Arbeiterparteien gründeten. Beispiele dafür sind: 

  • Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein (1863)
  • Sozialdemokratische Arbeiterpartei (1869)
  • Sozialistische Arbeiterpartei (1875).

Damit versuchten sie, Teil des demokratischen Staates zu sein und politisches Mitspracherecht zu erlangen. 

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Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Ist die Soziale Frage heute noch aktuell?

Was ist die Antwort auf die Soziale Frage?

Was ist die Soziale Frage?

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