Alles, um besser zu lernen...

Home

Geschichte

Nationalstaatenbildung

Politik im Deutschen Kaiserreich: Die politischen Organe

Politik im Deutschen Kaiserreich: Die politischen Organe

Lektion auswählen

Erklärvideo

Loading...
Lehrperson: Lea

Zusammenfassung

Politik im Deutschen Kaiserreich: Die politischen Organe


Das Wichtigste in Kürze

Das Deutsche Kaiserreich war ein Obrigkeitsstaat und ein Militärstaat. Das bedeutet, dass es einen starken Herrscher gab, der alle wichtigen Entscheidung und Regelungen traf. In diesem Fall waren das der Kaiser und der Reichskanzler. Der Kaiser war zudem auch der oberste Kriegsherr. Er führte sein Land mit militärischen Regeln und Werten, die einen großen Einfluss auf das Leben der Menschen im Kaiserreich hatten. Dennoch gab es nun eine Verfassung und ein gewähltes Parlament, mit dem der Herrscher seine Macht teilen musste. 


Wie sah die politische Struktur im Deutschen Kaiserreich aus?

Wie viel Macht hatten der Kaiser und der Reichskanzler? 

Warum war eine bestimmte Partei ein besonderer Dorn im Auge des Staates?


Antworten auf Deine Fragen findest Du in dieser Zusammenfassung!


Info 1: Politik im Deutschen Kaiserreich

Das Deutsche Reich war jetzt ein eigenständiger Staat – eine konstitutionelle Monarchie mit einem Kaiser und einem Parlament. Es gab eine gemeinsame Verfassung und einen Kaiser, der an der Spitze des Bundesstaates stand. 



Definition Bundesstaat
Unter „Bundesstaat“ versteht man einen Staat, in dem mehrere Länder vereinigt sind. Im Zusammenhang mit dem Deutschen Reich bedeutete es, dass der Staat noch immer ein Verbund mehrerer Länder war, die weiterhin ihre eigenen Regierungen und Verwaltungen hatten. Die wichtigsten Entscheidungen wurden jetzt also nicht mehr alleine, sondern von der Reichsregierung getroffen.


Der Bundesrat war das mächtigste Organ des Deutschen Kaiserreichs. Er setzte sich aus den Fürsten der Bundesstaaten zusammen, unter dem Vorsitz des Reichskanzlers. Damit war er die Vertretung der einzelnen Staaten. Der Bundesrat hatte Regierungsaufgaben, war an der Rechtssprechung beteiligt und trug zur Hälfte zum Erlassen von Reichsgesetzen bei.


Der Reichstag war das Parlament des Deutschen Kaiserreichs. Dieser hatte ebenfalls ein Mitspracherecht bei den Reichsgesetzen und bestimmte unter anderem die Finanzen. Dennoch war das Reich von einer Demokratie weit entfernt. Der Reichstag hatte beispielsweise keinen Einfluss darauf, wie die Regierung gebildet wurde und konnte auch auf die Wahl des Reichskanzlers nicht beeinflussen.


Die Verwaltung und das Beamtentum waren in dieser Herrschaftsform sehr stark. Das brachte viel Sicherheit und Ruhe ins Land. Gleichzeitig wurden Gegner der Regierung verfolgt und bestraft und es war für die Bürger schwierig, ihre Rechte durchzusetzen. 


Geschichte; Das Deutsche Kaiserreich; 8. Klasse Gymnasium; Politik im Deutschen Kaiserreich: Die politischen Organe


Vertiefung

Konstitutionelle Monarchie

Die konstitutionelle Monarchie ist ein Gegenentwurf zur absoluten Monarchie. Es gibt weiterhin einen Monarchen als Staatsoberhaupt. Im Vergleich zur unbeschränkten Macht des Herrschers in der absoluten Monarchie gibt es jedoch eine Verfassung und ein Parlament, die die Macht des Monarchen einschränken. Diese Staatsform war in Europa des 19. Jahrhunderts sehr verbreitet. 


Info 2: Kaiser und Reichskanzler

Das wichtigste Staatsoberhaupt war der Kaiser des Deutschen Reichs. Wer auch immer Deutscher Kaiser war, war auch der König Preußens. Dieses Konzept nennt man „Personalunion“


Das Gleiche galt für den Reichskanzler, der gleichzeitig Ministerpräsident in Preußen war. Diese Position war sehr mächtig und hatte viel Einfluss auf den Kaiser und die Entscheidungen des Deutschen Reichs. Bismarck hatte sie für sich selbst so geschaffen! Dem ersten deutschen Kaiser, Wilhelm I., war das sehr recht und Bismarck konnte viele politische Entscheidungen selbst übernehmen. 


Seinen Sohn Wilhelm II. störte die starke Machtstellung Bismarcks dagegen und er setze ihn 1890 ab. Es gab danach noch weitere Reichskanzler. Keiner von ihnen konnte jedoch wieder so stark werden wie Bismarck zuvor. Ab jetzt lag der Einfluss viel mehr beim Kaiser, seinen Ratgebern und dem Militär.


Geschichte; Das Deutsche Kaiserreich; 8. Klasse Gymnasium; Politik im Deutschen Kaiserreich: Die politischen Organe
Kaiser Wilhelm i.
Geschichte; Das Deutsche Kaiserreich; 8. Klasse Gymnasium; Politik im Deutschen Kaiserreich: Die politischen Organe
Otto von Bismarck

Vertiefung

Das Wahlrecht im Deutschen Reich

Der Reichstag war das Parlament des deutschen Kaiserreichs. Das Gebäude, in dem er tagte, kennst Du vielleicht: Das Reichstagsgebäude in Berlin ist heute der Sitz des Deutschen Bundestags. 


Der Reichstag wurde seit 1871 demokratisch gewählt. Diese Wahl war allgemein, direkt, geheim und gleich. Diese Grundsätze gelten bei unseren Wahlen noch heute. Problematisch war aber die damalige Auffassung der Gleichheit. Es hieß zwar, dass alle Erwachsenen wählen durften und jede Stimme gleich viel zählte. Frauen waren von der Wahl aber völlig ausgeschlossen! 

Die Wahl gewann der Kandidat, der mehr als 50 % der Stimmen hatte. Gab es keine Person, die eine so hohe Prozentzahl erreichte, dann gab es nochmal eine Wahl, in der die beiden besten Kandidaten gegeneinander antraten. 

Die Einzelstaaten im Reich hatten teilweise andere Wahlprinzipien. In Bayern durften beispielsweise nur die Männer wählen, die auch Steuern zahlten. Dadurch wurden ca. 30 % der eigentlich Wahlberechtigten aus dem unteren Teil der Gesellschaft ausgeschlossen. 


In Preußen gab es das Dreiklassenwahlrecht. Jede Bevölkerungsschicht wählte, je nach Höhe ihrer Steuerzahlungen, ein Drittel der Abgeordneten. Man muss aber bedenken, dass die dritte, niedrigste Klasse ganze 80 % der Bevölkerung ausmachte, die erste nur 5 %. Beide Gruppen trugen aber gleich viel zur Politik bei, was den Reichen viel mehr Macht verlieh!





Info 3: Die Parteien

In unserem heutigen politischen System gibt es verschieden Parteien, deren Mitglieder*innen eine gemeinsame politische Idee vertreten. Genauso war das im Deutschen Reich. Die wichtigsten Parteien waren:

  • Deutschkonservative Partei 
    („die Konservativen“: reiche, preußische Großgrundbesitzer, nationalistisch ausgerichtete Menschen des Mittelstandes) Sie wollten die Monarchie erhalten und sahen die Juden und die Sozialdemokraten als Feinde. Sie wurden dabei von Adel, Beamten und Militär unterstützt.

  • Nationalliberale Partei 
    („die Nationalliberalen“: rechtsliberale Bürger, viele Protestanten) Ihr Ziel war das Sichern der bürgerlichen Freiheiten. Außerdem unterstützten sie Bismarck darin, die Sozialdemokraten und das Zentrum zurückzudrängen.

  • Deutsche Fortschrittspartei 
    (linksliberale und demokratisch orientierte Menschen des Mittelstands): Sie wünschten sich eine Trennung von Kirche und Staat und wollten die Freiheit und Gleichheit aller Bürger.

  • Deutsche Zentrumspartei 
    („das Zentrum“: Katholiken aller sozialer Schichten): Die Kirche sollte selbstständig bleiben und es sollte weiterhin kirchliche Schulen geben. Zudem war ihnen die Selbstbestimmung der Bundesländer wichtig.

  • Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschlands
    („SPD“, „die Sozialdemokraten“: Arbeiter in den Städten) Sie waren das Feindbild des Staats. Sie standen nämlich für die Abschaffung der Klassenherrschaft, wollten politisches Mitspracherecht für alle Bürger, ein faires Wahlrecht und die Gleichberechtigung von Frauen.

Vertiefung
Die Sozialdemokraten als Feindbild

Bismarck sah das Reich durch die politischen Ziele der Sozialdemokraten bedroht. Um sich ihnen entgegenzustellen, verfolgte er eine „Doppelstrategie":
  • Die Sozialistengesetze (verabschiedet am 21. Oktober 1878) enthielten ein Verbot aller sozialdemokratischen Verbände, Versammlungen und deren Presse. Der Anlass für diese Gesetze waren zwei kurz aufeinanderfolgende Attentate auf den Kaiser. Die Sozialdemokraten trugen an ihnen keine Schuld, sie wurden jedoch dafür verantwortlich gemacht. In der Folge wurden viele der einflussreichsten Sozialdemokraten verhaftet und aus dem Land verwiesen. Die Sozialdemokraten bestanden aber weiter und ließen sich von den Gesetzen wenig beeinflussen. Sie hielten ihre Versammlungen stattdessen im Ausland oder im Untergrund ab. Außerdem nutzen sie Sportvereine, Musikgruppen oder Wandern als Tarnung für ihre Treffen. Deshalb wurde die Strategie Bismarcks 1890 aufgegeben, weil sie nicht wirksam genug war.

  • Sozialversicherungsgesetze sollten durch gute Versorgung und mehr Sicherheit die Arbeiter hin zum Staat und damit weg von der SPD locken. Dazu gehörten das Krankenversicherungsgesetz (1883), das Unfallversicherungsgesetz (1884) und die Alters- und Invalidenversicherung (1889).

Der gemeinsame Kampf gegen den Staat schweißte die Sozialdemokraten mehr zusammen, als sie zu schwächen. Die Bemühungen der neuen Gesetze waren also umsonst und die Wahlergebnisse wurden für die SPD über die Jahre hinweg immer besser. Schon 1890 hatten sie die meisten Stimmen im Land.




Erstelle ein Konto, um die Zusammenfassung zu lesen.

Übungen

Erstelle ein Konto, um mit den Übungen zu beginnen.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was war Bismarcks „Doppelstrategie“ gegen die Sozialdemokraten?

Warum waren die Sozialdemokraten das Feindbild Bismarcks?

Wer stand an der Spitze des Deutschen Kaiserreichs?

Beta

Ich bin Vulpy, Dein AI Lern-Buddy! Lass uns zusammen lernen.