Erklärvideo

Zusammenfassung

​Orale Anatomie und Mikrobiom 

Das Wichtigste in Kürze

Karies und Parodontitis zählen zu den häufigsten Erkrankungen bei Menschen, 90 %90\,\%​ der Weltbevölkerung leiden im Laufe ihres Lebens an einer Erkrankung der Mundhöhle. In dieser Lektion lernst Du die Anatomie des Mundes und der Zähne kennen, welche wichtige Funktion Dein Speichel hat und wie die Mundgesundheit die Gesundheit Deines ganzen Körpers beeinflussen kann.



Die Zähne

Bei der Zahnentwicklung spielen über 200200​ Gene eine Rolle und schon vor der Geburt haben sich die Anlagen des Milchgebisses und bleibende Zähne gebildet. Kleinkinder im Alter von zwei bis drei Jahren bekommen 2020 Milchzähne, die allmählich ab dem sechsten Lebensjahr von den bleibenden Zähnen abgelöst werden. Im Kiefer eines Kindes ist noch nicht genügend Platz für die bleibenden Zähne, deshalb dienen die Milchzähne als Platzhalter, helfen bei der Sprachentwicklung und beim Kauen.




32 bleibende Zähne

Eine erwachsene Person hat insgesamt 3232​ Zähne einschließlich der Weisheitszähne. Jeder Zahntyp (Schneidezahn, Eckzahn, Backenzahn) hat eine unterschiedliche Funktion. 


Schneidezahn
Eckzahn 
Backenzahn
Biologie; Ernährung und Verdauung; 1. Sek / Bez / Real; Zähne, Leber und Nieren: Aufbau & Funktion
Biologie; Ernährung und Verdauung; 1. Sek / Bez / Real; Zähne, Leber und Nieren: Aufbau & Funktion
Biologie; Ernährung und Verdauung; 1. Sek / Bez / Real; Zähne, Leber und Nieren: Aufbau & Funktion


​Sie werden unterteilt in 2828​​​ Zähne und 44​​​ mögliche Weisheitszähne (6.). Neben den Weisheitszähnen befinden sich die hinteren Backenzähne (5.), dann kommen die vorderen Backenzähne (4.), die Eckzähne (3.) und vorne im Mund die Schneidezähne (2.). Bakterien im Mund verarbeiten Zucker und geben dabei eine Säure ab, die den Zahnschmelz angreift, wodurch Löcher entstehen können. Karies (Zahnfäule) kann entstehen. In der Mitte, von den Zähnen umringt, liegt der Gaumen (1.).


Biologie; Ernährung und Verdauung; 1. Sek / Bez / Real; Zähne, Leber und Nieren: Aufbau & Funktion



Der Aufbau der Zähne

Der Aufbau eines Zahns ist immer gleich. 





1. Zahnkrone (Corona dentis) 


2. 
Zahnhals (Cervix dentis)
3. Zahnwurzel (Radix dentis): Die Zahnwurzel wird vom Wurzelzement bedeckt, der lebenslang nachgebildet wird und so hart wie Knochen ist.


Wie sieht ein Zahn von innen aus?

  1. Zahnschmelz: härtestes Material im Körper, unempfindliche Oberfläche der Zahnkrone. Der Schmelz ist aus Schmelzprismen aufgebaut, die aus großen Hydroxylapatit Kristallen zusammengesetzte Stäbe sind. Diese Kristalle bestehen aus einem Gemisch aus Kalzium-, Phosphat-, Hydroxid-Ionen und anderen fremd eingelagerten Ionen wie Carbonat, Magnesium, Natrium, Zink und Fluorid. Zahnschmelz kann nicht nachwachsen.

  2. Zahnbein (Dentin): empfindliche Innenschicht des Zahnes. Härter als Knochen, jedoch weicher als Zahnschmelz. Das Dentin besteht aus einem dichten Geflecht von Kollagenfasern, in das Kalziumsalze in Form von Hydroxylapatit eingelagert sind. Dentin ist im Gegensatz zu Zahnschmelz ein lebendes Gewebe und kann vom Körper nachgebildet werden. Das Zahnbein kann durch Nervenfasern in den Dentinkanälchen Schmerz weiterleiten, wodurch du heiße, kalte oder süße Reize wahrnehmen kannst.

  3. Zahnmark (Pulpa): ist der Zahnnerv samt Blutgefäßen, Nerven und Bindegeweben im Zahninneren. Sie versorgt den Zahn mit Nährstoffen und leitet die Reize wie Kälte oder Wärme ans Nervensystem weiter. Ist das Zahnmark entzündet, merkst Du das an starken Zahnschmerzen.

  4. Zahnzement: ist die dünne Aussenschicht der Zahnwurzel.

  5. Parodontium: Zahnhalteapparat des Zahnes.

  6. Alveol: ist die Knochenmulde in der die Wurzeln des Zahnes sitzen.


Um den Zahn herum befinden sich Zahnfleisch und Zahnhalteapparat: Zahnfleisch ist der Teil der Mundschleimhaut, der kragenförmig die Zähne umgibt. Der Zahnhalteapparat besteht aus dem Zahnfleisch (Gingiva), dem Kieferknochen, der Wurzelhaut und dem Wurzelzement. Er verankert den Zahn im Knochen.



​Speichel

Jeder Mensch produziert am Tag zwischen 0.751.50.75-1.5​ Liter, er wirkt antibakteriell, antiviral und antimykotisch. Hat zudem die Fähigkeit, Säuren im Mund zu neutralisieren und zu verdünnen. Der pH-Wert ist 6.27.66.2-7.6​. Zudem hilft er durch die enthaltenen Verdauungsenzyme bei der Verdauung und unterstützt die wichtige Remineralisation der Zähne. Die Viskosität des Speichels wirkt als Schutzschicht und unterstützt die Geschmackswahrnehmung. Im Mund befinden sich die Ohr-, Unterkiefer- und die Unterzungendrüsen, die insgesamt um die 600600​ kleinen Speicheldrüsen haben.



Gesund beginnt im Mund 

Die Gesundheit der Zähne und des Zahnfleisches beeinflusst die Gesundheit Deines gesamten Körpers. Der Mund ist voller Bakterien, von denen die meisten harmlos sind. Da der Mund jedoch sowohl der Eingang zum Verdauungs- als auch zum Atmungstrakt ist, können einige von ihnen weiter wandern und Krankheiten verursachen. Alle Organe des Körpers stehen auf unterschiedlichste Weise mit dem Mund in Verbindung, weshalb sich die Mund- und Allgemeingesundheit gegenseitig beeinflussen


Die Eintrittspforten für Bakterien, die im Biofilm leben, sind zunächst die Zähne. Sie können zum einen über die harte Substanz der Zähne, den Enamel oder Dentin, aufgrund von Karies in den Körper gelangen. Bakterien wandeln dort einfache Zucker und Stärke in Säuren um, die Minerale aus dem Zahnschmelz herauslösen und ihn somit angreifen. Die andere noch wichtigere Eintrittspforte ist über den Sulcus, der Raum zwischen Zahn und umgebenden Zahnfleischgewebe. Wenn dieses Zahnfleischgewebe entzündet und blutig ist (Gingivitis) haben es Bakterien leicht dort in die Blutbahn einzudringen. Gingivitis kann durch richtiges Zähneputzen rückgängig gemacht werden. Geschieht dies nicht, kann sich die Gingivitis über mehrere Jahre hinweg zu Parodontitis, einer chronischen entzündlichen Erkrankung, entwickeln. Dieser Zustand ist besonders gefährlich, da Parodontitis viele Krankheiten beeinflussen und verschlimmern kann, wie zum Beispiel Diabetes.


Manche Krankheiten können somit schon in einem frühen Stadium durch Veränderungen in der Mundhöhle erkannt werden. Infektionen und Entzündungen an den Zähnen oder in Zahnfleischtaschen können das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko nachweislich erhöhen. Schlechte Mundgesundheit und unbehandelte Mundkrankheiten gehen mit einer Reihe von Erkrankungen einher, einschließlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen, erhöhtem Schlaganfallrisiko und Diabetes, die eine bidirektionale Beziehung mit Parodontalerkrankungen haben. Parodontitis während der Schwangerschaft steht außerdem im Zusammenhang mit niedrigem Geburtsgewicht und Frühgeburten.



Mundflora

Die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die in der Mundhöhle leben, werden als Mundflora bezeichnet und haben für den Menschen eine wichtige Schutzfunktion. Dies sind Bakterien, Pilze, Viren und Protozoen. Im Mund leben bis zu 700700​ verschiedene Bakterienarten. Wir Menschen sind in der Tat komplexe Ökosysteme, die verschiedene mikrobielle Gemeinschaften beherbergen. Die Mikroorganismen im Mund halten zum Beispiel schädliche Umwelteinflüße fern und wehren gefährliche Keime ab. Ein einziger Mund kann mehr als 6 Milliarden Bakterien beherbergen. Wusstest Du, dass bei einem zehn-sekündigen Kuss mit Zungenkontakt etwa 80 Millionen Bakterien übertragen werden?


Sie spielen auch eine Schlüsselrolle bei der Aufrechterhaltung der Haut- und Schleimhautbarrierefunktion in den Lungen oder im Darm. Darüber hinaus hat das Darmmikrobiom auch eine wichtige Stoffwechselfunktion durch die Produktion bestimmter Vitamine wie der B-Vitamine und Vitamin K, sowie den Abbau unverdaulicher Ballaststoffe, ein Prozess, der zur Produktion wichtiger Moleküle wie kurzkettiger Fettsäuren führt, die dem Wirt zugutekommen. Die Darmmikrobiota kann auch multiple Stoffwechselaktivitäten ausführen, die vom Metabolismus von Medikamenten, Umweltchemikalien und Gallensäuren bis hin zur Produktion einiger Neurotransmitter wie Serotonin, Dopamin und GABA reichen.



Zahnbelag - Bakterieller Biofilm

Zahnbelag, auch Plaque oder Biofilm genannt, ist eine klebrige, weiche, gelbliche Schicht aus Mikroorganismen, Proteinen, Polysacchariden und Elektrolyten, die sich auf den Zähnen bildet. Zahnbelag ist die Hauptursache von Karies und Parodontitis. Dieser Zahnbelag kann sich dann zu Zahnstein entwickeln, indem sich dort zusätzlich noch Mineralien ablagern.


Biofilme sind sehr komplexe, mehrzellige Gemeinschaften von Mikroorganismen, die in einer schleimigen, klebrigen Matrix aus extrazellulären polymeren Substanzen eingeschlossen sind und zusammen auf einer Oberfläche leben. Biofilme benötigen nur eine verfügbare Oberfläche, Feuchtigkeit und Nährstoffe. Der Biofilm des Zahnbelags beschreibt eine dichte Ansammlung von Mikroorganismen, die sehr resistent gegen Antibiotika und antimikrobielle Mittel sind und auf dem Zahnfleischgewebe, den Zähnen und Restaurationen leben und Karies sowie Parodontalerkrankungen verursachen.


Wie können wir also dieses Problem der Biofilme loswerden? In einer sehr interessanten klinischen Studie, die 1965 von dem norwegischen Professor Harald Löe durchgeführt wurde, bat er eine Gruppe von Probanden mit gesundem Zahnfleisch und hervorragender Mundhygiene, drei Wochen lang auf das Zähneputzen und die interdentalen Reinigungsmaßnahmen zu verzichten. Ohne jegliche mechanische Mundhygienemaßnahmen begann sich Plaque anzusammeln. In den ersten Tagen bestand diese Plaque aus grampositiven Kokken und Stäbchen, später aus filamentösen Organismen und schließlich aus Spirochäten, die gramnegativ sind. Innerhalb weniger Tage entwickelte sich eine leichte Gingivitis mit Zahnfleischbluten. Die Vermehrung und relative Zunahme der gramnegativen Mikroorganismen war verantwortlich für die Gingivitis. Nach drei Wochen wurden die Probanden gebeten, wieder effiziente Mundhygienemaßnahmen einzuführen. Sobald die Plaque entfernt wurde, kehrte das Zahnfleisch schnell in einen gesunden Zustand zurück, was etwa eine Woche dauerte.


Auf diese Weise zeigte Professor Löe eine direkte Korrelation zwischen Plaqueansammlung und der Entwicklung von Zahnfleischentzündungen. Andererseits zeigte er auch die Umkehrbarkeit dieses Zustands, wenn die Biofilme entfernt wurden.


Was ist die Lösung für das Problem der Biofilme? Die einzige anerkannte, evidenzbasierte Lösung ist die mechanische Plaquekontrolle, also das Zähneputzen! Dies reduziert und desorganisiert die Plaque. Wir möchten den übermäßigen, strukturierten Biofilm loswerden, der Zahnfleisch- und Zahnprobleme verursacht, und die dünne Schicht von Bakterien behalten, die uns schützt.


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Übungen

Orale Anatomie und Mikrobiom

Orale Anatomie und Mikrobiom

Übungsset 1.1

4 Aufgaben - Leicht

Übungsset 1.2

4 Aufgaben - Mittel

Übungsset 1.3

4 Aufgaben - Schwierig

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Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was ist Parodontitis?

Wie viele bleibende Zähne hat ein Mensch?

Welche Aufgabe hat Speichel?