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Jüdisches Leben und Antisemitismus in historischer Perspektive

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Lehrperson: Lea

Zusammenfassung

Jüdisches Leben und Antisemitismus in historischer Perspektive


Das Wichtigste in Kürze

Das schreckliche Schicksal der jüdischen Bevölkerung im Holocaust während dem 2. Weltkrieg kennt eigentlich jeder und jede. Doch diese Bevölkerungsgruppe lebte schon seit der Antike in Europa. Auch der völlig ungerechtfertigte Judenhass entstand nicht von heute auf morgen, sondern entwickelte sich im Laufe vieler Jahrhunderte.  


Woher stammte das jüdische Volk ursprünglich und wie verbreitete es sich in ganz Europa? 

Welches Verhältnis hatten Gläubige der Religionen Judentum, Islam und Christentum zueinander? 

Welche Stellung hatte die jüdische Bevölkerung im europäischen Mittelalter? 


Diese Zusammenfassung beantwortet Dir viele Deiner Fragen zum Thema!


Info: Ursprung und Definition des Judentums

Die Ursprünge des jüdischen Volks finden sich in den beiden Königreichen Israel und Juda, die ein gemeinsames Land bildeten. 586 v. Chr. wurden diese beiden Mächte zerstört und Juden und Jüdinnen flohen ins Ausland oder wurden vertrieben. 



Definition: Jüdische Diaspora

Das Wort „Diaspora“ bedeutet eigentlich nur „Zerstreutheit“ und wird oft verwendet, wenn es um Menschen geht, die aus ihrer ursprünglichen Heimat in ein anderes Land ausgewandert sind. Weil es schon seit so langer Zeit besonders viele jüdische Siedlungen in verschiedenen Ländern gibt, wird der Begriff mittlerweile oft direkt mit dem Judentum – der jüdischen Diaspora – verbunden.


Info 1: Judentum im römischen Reich

Palästina wurde 63 v. Chr. von den Römern erobert und damit zu einer römischen Provinz. Juden und Jüdinnen mussten hohe Steuern zahlen und wurden gegenüber der römischen Bürgerschaft stark benachteiligt. Daraus entstand eine große Unzufriedenheit, die 66 n. Chr. zu einem Aufstand führte. Dieser war jedoch nicht erfolgreich. Jerusalem fiel und der Tempel der Stadt wurde zerstört – eines der bedeutendsten Ereignisse in der Geschichte des Judentums.


Auch der Fall Jerusalems führte dazu, dass ein Großteil der bis dahin verblieben jüdischen Bevölkerung auswanderte, zum Teil in andere Gebiete des Reichs. Juden und Jüdinnen gab es im Römischen Reich also nicht nur im Gebiet von Palästina. Es gibt Berichte über Siedlungen bis hin in die Region des heutigen Kölns.


Info 2: Judentum im byzantinischen Reich

Ein großer Teil der jüdischen Bevölkerung aus Israel und Juda wurden bereits zur Zeit deren Zerfalls nach Babylon verbannt. Dort bekamen sie in der Anfangszeit eigene Siedlungen, in denen sie ihren Glauben und ihre Lebensweise fast so weiterführen konnten wie in ihrer ursprünglichen Heimat. 


Auch nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels und der späteren „Revolte von Bar-Kochba“ im Römischen Reich gab es eine große Auswanderungswelle nach Byzanz. In Konstantinopel lebten daraufhin bis zu 2500 Juden und Jüdinnen. Auch in Thessaloniki und Athen in Griechenland gab es eine große jüdische Diaspora.


Vertiefung
Die Revolte von Bar-Kochba

Bei diesem für die Wanderungsbewegungen im römischen Reich entscheidenden Ereignis kam es in den Jahren 132–135 n. Chr. zu einem großen Aufstand der Juden gegen die Herrschaft des Römischen Reichs. Dieser wurde von Simon Bar Kochba angeführt – deswegen auch der Name!


Ab dem 6. Jahrhundert n. Chr. änderte sich die Stimmung der Kaiser und der orthodoxen Kirchenoberhäupter. Sie begannen, Juden und Jüdinnen zu verfolgen oder zum Übertritt zum Christentum zu zwingen. Wer das nicht wollte, wurde umgebracht. 


Das führte zu Aufständen – und zur erneuten Auswanderung in sicherere Gebiete. Außerdem wurden Anhänger*innen der jüdischen Religion immer skeptischer und abweisender dem Christentum gegenüber, das sie so schlecht behandelte.


Vertiefung
Judentum und Islam

​Das erste Aufeinandertreffen von Judentum und dem Islam war schrecklich. Mohammed begegnete bei seinem Auszug aus Mekka drei jüdischen Stämmen. Er stellte sie in ein sehr schlechtes Licht und beschimpfte sie als Betrüger*innen und Gottesschänder*innen. Er begann zudem, Gewalt gegen sie anzuwenden. Die Männer wurden getötet und die Frauen und Kinder als Sklaven verkauft. 


Mit der Zeit wurde die Einstellung gegenüber Jüdinnen und Juden wieder etwas friedlicher. Es gab zwar Einschränkungen und Verbote, wie zum Beispiel das verpflichtende Tragen von Kopfbedeckungen zur Kennzeichnung, ihr Eigentum und ihre Sicherheit wurden aber respektiert. Das lag unter anderem daran, dass sie als „Schriftbesitzende“ anerkannt wurden – also als Menschen, die der Bibel folgten und diese lesen konnten. Das brachte ihnen den „Dhimmi-Status“ ein. Damit ist eine Position als Schutzbefohlene gemeint.

Das Volk der Araber und Juden arbeitete teilweise auch zusammen! Das war besonders im Bereich der Wissenschaft der Fall. Jüdische und islamische Gelehrte aus Philosophie, Medizin und Literatur arbeiteten zusammen in Zentren und übersetzten dort beispielsweise wichtige Werke aus dem antiken Griechenland.


Info 3: Judentum im Mittelalter


DIE WANDERUNG DER JUDEN

Im 8. und 9. Jahrhundert breitete sich die jüdische Bevölkerung innerhalb Europas immer weiter nach Norden und in den Osten aus. Das lag unter anderem daran, dass das Volk der Araber in dieser Zeit Nordafrika und das Gebiet des heutigen Spanien besiedelten, und die jüdische Bevölkerung damit zum Ausweichen zwang. 


Den Anfang dieser Wanderungsbewegung machten Fernhändler*innen aus Südfrankreich und Italien, die Luxuswaren verkauften. In den folgenden Jahrhunderten siedelten dann immer mehr jüdische Familien an diesen Handelswegen. Sie kamen damit bis nach England und sogar nach Kiew. 


JUDENTUM UND CHRISTENTUM

Im 5. Jahrhundert nach Christus, also zu Beginn des Mittelalters, lebten jüdische Bevölkerungsteile noch meist ungestört in Europa. Erst mit der Christianisierung Europas kamen Probleme auf: Sie waren als Gegner*innen des neuen Glaubens verrufen, ihr Reichtum und Einfluss auf die Fürsten war gefürchtet. 


Trotzdem gab es bis zu den Kreuzzügen im 11. und 12. Jahrhundert nur wenig Übergriffe. Die jüdischen Menschen konnten frei leben und mussten zwar Abgaben an die jeweiligen Könige leisten, genossen deswegen aber auch deren Schutz. 


JUDEN ZU DEN ZEITEN DER KREUZZÜGE

Papst Urban II. rief zu den Kreuzzügen gegen die muslimische Bevölkerung auf – das hatte aber auch Auswirkungen auf alle anderen nicht christlichen Menschen, zu denen auch Jüdinnen und Juden gehörten. In der aufgeheizten Stimmung wurden Vorurteile immer stärker. 


Neben den Kreuzzügen ins „Heilige Land“ gab es also auch Raubzüge gegen die jüdische Bevölkerung in Europa. Daran waren nicht nur Ritter und Adlige, sondern auch die Landbevölkerung und die Bauernschaft beteiligt – Jüdinnen und Juden wurden von ihnen in vielen Städten ausgeraubt und ermordet.


Vertiefung
Antijudaismus

Die Vorwürfe gegen jüdische Menschen wurden immer schlimmer. Sie seien Wucherer, sie würden Brunnen vergiften und im Rahmen ihrer Rituale Morde begehen. Sie würden eine Weltverschwörung planen und die Hostien der Christen schänden. 


Viele Menschen hatten hohe Schulden bei jüdischen Menschen und Angst um ihre wirtschaftliche Zukunft. Die katholische Kirche machte es noch schlimmer: Sie verbot ihren Gläubigen, Liebesbeziehungen mit den als „Christus-Mörder“ und „Ungläubige“ Beschimpften einzugehen. Angehörige des jüdischen Glaubens durften auch keine öffentlichen Ämter mehr haben. 


Das alles führte zum extremen Aufkommen von einem Judenhass- genannt Antijudaismus. Damit war der Grundstein gelegt für die Ausbildung des „Antisemitismus“ einige Jahrhunderte später, im 19. Jahrhundert.


JUDEN IN ZEITEN DER PEST

Die Ausbreitung der Pestepidemie in Europa (1348-1351) bot Anhänger*innen des Christentums die nächste Möglichkeit, die jüdische Bevölkerung für ihre Probleme verantwortlich zu machen – und erneut zu verfolgen. Niemand konnte sich erklären, woher die schreckliche Krankheit kam, die einen großen Teil der damaligen Bevölkerung tötete. Man glaubte, dass darin die Wut Gottes erkennbar sei. Für diese wiederum seien die angeblichen Hostienschändungen und Ritualmorde verantwortlich gewesen. 


Bereits vorher hatte man der jüdischen Bevölkerung vorgeworfen, Brunnen zu vergiften. Jetzt hieß es, sie hätten die Pest absichtlich ausgelöst und durch die Brunnen verbreitet. Deshalb gab es in ganz Europa Pogrome (dieses Wort beschreibt gewaltsame Ausschreitungen gegen eine bestimmte Minderheitengruppe), während derer Jüdinnen und Juden verfolgt, beraubt und verbrannt wurden. 

Geschichte; Die Deutschen und der Holocaust; 11.-13. Klasse Gymnasium; Jüdisches Leben und Antisemitismus in historischer Perspektive
Eine mittelalterliche Buchseite zeigt die Verbrennung der jüdischen Bevölkerung während der Pogrome.


Info 4: Judenemanzipation und Antisemitismus im 19. Jahrhundert

Erst zum Ende des 18. und Beginn des 19. Jahrhunderts gelang es der jüdischen Bevölkerung, endlich einen Platz in der Mehrheitsgesellschaft zu finden. Durch die Aufklärungsbewegung war die Vernunft immer wichtiger geworden, und auch Menschen anderen Glaubens wurden akzeptiert. 


Juden und Jüdinnen durften zwar immer noch keine Beamtenposten und militärischen Führungspositionen übernehmen. Dank ihrem Streben nach guter Bildung und wirtschaftlichem Geschick konnten sie aber als Unternehmer, Ärzte und Juristen einen großen Teil zum Aufschwung der Gesellschaft beisteuern. Besonders im Deutschen Kaiserreich hatten sie eine gute Stellung: Dort wurden ihnen in der Verfassung von 1871 vollständige staatsbürgerliche Rechte eingeräumt.


Dieser Umstand macht das deutsche Kaiserreich zu einem beliebten Zufluchtsort, als 1914 viele osteuropäische Jüdinnen und Juden aus ihren Heimatländern vertrieben wurden. Durch diese Zuwanderung wurden frühere Vorurteile in der Bevölkerung wieder wach. Es begann die Zeit des „Antisemitismus“.  Die Hetze gegen die jüdische Bevölkerung wurde jetzt politisch – und emotional aufgeladen. Man beschimpfte sie als „Fremdkörper der deutschen Nation“.


Info 5: Judenverfolgung und Holocaust im NS-Regime

Die schreckliche und unmenschliche Behandlung der jüdischen Bevölkerung im nationalsozialistischen Deutschland, die mehr als 6 Millionen Menschen das Leben kostete, verdient eine eigene Auseinandersetzung mit dieser Zeit. 


Wenn Du mehr zur Judenverfolgung und zum Holocaust in Nazi-Deutschland erfahren möchtest, dann findest Du in der Lektion „Völkermord und Holocaust“ ausführliche Informationen.


Info 6: Judentum in Europa nach 1945

Leider war die Diskriminierung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung auch nach den Schrecken des Holocausts noch nicht vorbei. Auch in der Sowjetunion wurden sie durch die antijüdische Ausrichtung der kommunistischen Führer wie Josef Stalin ausgegrenzt und in Straflager gesperrt. Auf die Menschen, die aus den Lagern des Holocaust zurückkehrten, wurde oft nur widerwillig reagiert. Sie hatten keinen Besitz und keine Familien mehr. 


Nur sehr langsam entwickelten sich wieder kleine jüdische Gemeinden in Zentraleuropa. Besonders in Frankreich gibt es heute große jüdische Gemeinschaften. Viele Überlebende wanderten aber auch in das neu gegründete Israel aus, nachdem dieses allen rückkehrenden jüdischen Menschen die israelische Staatsbürgerschaft versprochen hatte.



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Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Woher stammt die jüdische Bevölkerung ursprünglich?

Was ist ein Pogrom?

Was bedeutet „jüdische Diaspora“?

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