Narrative Texte: La nouvelle, le roman, les contes

Das Wichtigste in Kürze

Literarische Texte lassen sich im Französischen ebenso wie im Deutschen in Textgattungen (genres littéraires) einteilen. Die wichtigsten sind narrative, lyrische und dramatische Texte. In dieser Zusammenfassung erfährst Du mehr über die narrative, also erzählende Literatur: Kennst Du den Unterschied zwischen einer Novelle (la nouvelle), einem Roman (le roman) und Erzählungen (les contes)? Sie werden auch unter dem Überbegriff „Epik“ zusammengefasst, im Französischen le genre romanesque.

Info 1: La nouvelle (Novelle)

Die Novelle ist eine kurze, fiktive (= erfundene) Erzählung. Sie besteht meist aus nur einer Handlung und es kommen nur wenige Personen vor. Diese Personen werden meist nicht so stark charakterisiert, wie das beispielsweise bei einem Roman üblich ist. Der Schluss ist oftmals unerwartet und überraschend.

Beispiel: Boule de suif (Guy de Maupassant, 1880)

Die Novelle, deren Titel auf deutsch „Fettklößchen“ lautet, spielt zur Zeit des Deutsch-Französischen Krieges (1870/71). 10 Reisende aus allen Teilen der Bevölkerung verlassen die von Preußen besetzte Normandie. Unter ihnen ist auch die Hauptfigur, „boule de suif“, eine Prostituierte. Im Verlauf der Handlung steht besonders ihre vermeintliche Verpflichtung, sich als Frau und Prostituierte für das Wohl der Gruppe aufzuopfern, zur Diskussion.

Info 2: Le roman (Roman)

Ein Roman ist ebenfalls eine fiktive Erzählung. Im Unterschied zur Novelle ist er aber meist länger und die Hauptfiguren werden ausführlich beschrieben. Zu den verschiedenen Romantypen gehören le roman d’aventure (wobei es um Abenteuer oder besondere Entdeckungen geht), le roman psychologique (zwischenmenschliche Beziehungen und Konflikte werden erläutert), le roman historique (Erzählung über historische Ereignisse), le roman policier (ein Krimi, die Handlung thematisiert Intrigen und (meist polizeiliche) Recherche) und le roman fantastique (enthält fantastische Ereignisse, Schauplätze und Charaktere).

Beispiel: (roman d’aventure) Le tour du monde en 80 jours (Jules Verne, 1873)

Der reiche, aber etwas verbissene Gentlemen Phileas Fogg verliert eine Wette – und versucht infolgedessen, gemeinsam mit seinem Diener Passepartout eine Weltumrundung in 80 Tagen zu schaffen. Währenddessen wird er als vermeintlicher Bankräuber verfolgt und findet die Liebe.

Beispiel: (roman historique) La guerre des pauvres (Eric Vuillard, 2020)

Der kurze zeitgenössische Roman diskutiert das Recht der armen Bevölkerung, sich im Zuge der Thüringer Bauernkriege auch gewaltsam für ihre Rechte einsetzen zu dürfen. Im Mittelpunkt der Handlung steht dabei der Reformator Thomas Müntzer, der sich einen Sturz der Obrigkeit wünscht.

Info 3: Les contes (Erzählungen)

Contes sind kurze, schriftliche Erzählungen, die meist fiktive Handlungen und Figuren enthalten. Der Begriff contes bezieht sich aber auch auf mündliche Überlieferungen und Erzählungen.

Diese Textgattung kann sehr unterschiedliche Zwecke und Wirkungen haben: Les contes de fées (Märchen) sollen Leserinnen und Leser erstaunen, verwundern und unterhalten, les contes moraux/allégoriques (Moralgeschichten) sollen zum Nachdenken bringen und erziehen. Les contes d’horreur (Schauergeschichten) sollen erschrecken, Angst machen und Spannung erzeugen.

Beispiel: Le Petit Chaperon rouge (Charles Perrault, 1697)

Das Rotkäppchen, ein hübsches junges Mädchen, verrät dem bösen Wolf im Wald, wo das Haus der Großmutter zu finden ist. Daraufhin verschlingt dieser nicht nur die Großmutter, sondern in der Folge auch das Rotkäppchen.