Gedicht schreiben: Arten von Gedichten

Das Wichtigste in Kürze 

Wahrscheinlich wirst Du in der Schule mal ein Gedicht schreiben müssen. Du weißt, ein Gedicht ist ein kurzer Text in Versen, in dem ein Sprecher (= lyrisches Ich) seine Gefühle, Gedanken und Ideen ausdrückt. Aber wie bringt man das zu Papier? In dieser Zusammenfassung findest Du Antworten.

Außerdem werden Dir drei Arten von kurzen Gedichten und ihre Merkmale vorgestellt. Wird Dir eine bestimmte Gedichtart vorgegeben, ist es nämlich hilfreich zu wissen, wie die Gedichtarten heißen und worin sie sich unterscheiden. 

Info 1: Vorbereitung

Wenn Du ein Gedicht schreiben sollst und Deine Vorgehensweise frei wählen kannst, befolge am besten die folgenden Schritte.

1.       Aufgabe: Lies die Aufgabenstellung genau durch. Ist ein Thema vorgegeben? Wenn ja, welches? Soll Dein Gedicht eine bestimmte Form haben?

2.      Inhalt: Überlege Dir als Nächstes, was das Thema Deines Gedichts sein soll. Das kann zum Beispiel eine Szene oder eine Stimmung sein. Dabei kann Dir auch z.B. ein Mindmap helfen.

Schilderst Du eine Naturszene? Eine Liebesbeziehung? Einen Gegenstand? Wer ist der Sprecher Deines Gedichts? Wie würdest Du ihn/sie beschreiben?

3.      Sprache: Beachte, dass Dein Gedicht – wie alle Gedichte – Verse haben muss. Das sind in anderen Worten „kurze Textzeilen“. Längere Gedichte haben zudem meist mehrere Textabschnitte oder „Strophen“. Kürzere bestehen hingegen oft aus einer einzigen Strophe.

Willst Du einen besonderen Klang erzeugen? Soll das Gedicht rhythmisch sein? Welche rhetorischen Figuren möchtest Du einsetzen, z.B. Metaphern? Reimen sich die Versenden? Wenn ja, in welchem Reimschema?

4.      Überprüfen: Stelle sicher, dass Dein Plan mit den Vorgaben übereinstimmt, welche Du von Deiner Lehrperson erhalten hast.

5.      Schreiben: Beginne mit dem Schreiben!

Info 2: Gedichtarten

Wenn Dir Deine Lehrperson eine bestimmte Form vorgibt, z.B. ein Elfchen oder ein Rondell, dann solltest Du wissen, was die Merkmale der jeweiligen Gedichtart sind. Je nach Gedichtart musst Du auf die Reime, sowie die Vers- und Strophenanzahl achten. Hier ein Überblick über ein paar verschiedene Arten von Gedichten. Einige davon kennst Du vielleicht schon. 

ELFCHEN

Wie Du am Namen schon erkennen kannst, ist das Elfchen ein kurzes Gedicht, welches insgesamt aus elf Wörtern besteht. Diese Gedichtart hat keine Reime, aber es gibt ein paar Regeln, die man beim Schreiben befolgen muss. 

Insgesamt hat ein Elfchen fünf Zeilen, wobei in der ersten Zeile ein Wort steht, in der zweiten zwei, in der dritten drei und so weiter. Nur in der fünften Zeile, welche die letzte ist, steht wieder nur ein Wort und nicht fünf. Das erste Wort benennt das Thema des Gedichts; meist ist es ein Gedanke, ein Gegenstand, ein Geruch oder eine Farbe.

Beispiel – Elfchen:

Sonne

glüht gnadenlos

gelbe und braune

Muster in den Rasen.

Wonne?

(Arne Hellwig – Hitze)

RONDELL

Das Rondell kannst Du Dir wie ein Karussell vorstellen, da es sich wie in einem Kreis dreht. Es hat nämlich ein paar Zeilen, die sich wiederholen. 

Meistens hat das Rondell insgesamt acht Zeilen, wobei auf jeder Zeile ein Satz steht. Zeilen 1, 4 und 7 sind dabei genau gleich; der Satz, der in Zeile 1 steht, wird also in den Zeilen 4 und 7 wiederholt. Auch in den Zeilen 2 und 8 steht der gleiche Satz.

Beispiel – Rondell:

Ich seh den Falter sich entfalten.

Die Blume spürt den Falter kaum.

Sie kann ihn ohne Schwanken halten.

Ich seh den Falter sich entfalten.

Er will wohl seines Amtes walten;

denn Nektar ist des Falters Traum.

Ich seh den Falter sich entfalten.

Die Blume spürt den Falter kaum …

(Renate Golpon – Falterfreuden)

HAIKU

Das Haiku hat nur drei Zeilen und ist eine der kürzesten Gedichtarten. Es kommt aus Japan und handelt meistens von der Natur. In dieser Gedichtart ist die Anzahl Silben der benutzten Wörter wichtig: Die erste und dritte Zeile sollen insgesamt fünf Silben haben und die mittlere Zeile 7.

Beispiel – Haiku:

Frühlingsanfang –

der alte Dackel springt

über den Graben …

(Silvia Kempen – Frühlingsanfang)