Die deutschsprachige Literatur kann genauso in Epochen unterteilt werden wie die deutsche Ge-schichte. Für diese Epochen sind jeweils die historischen Kontexte bezeichnend sowie die inhaltlichen Schwerpunkte der Literatur, der vorherrschende Schreibstil und zentrale Autorinnen und Autoren beziehungsweise zentrale Werke. Im Folgenden erhältst Du Informationen darüber, wie die Literaturepochen „Realismus“, „Naturalismus“ und „Literatur der Jahrhundertwende“ zu charakterisieren sind.
Literaturepochen zu kennen, hilft Dir, Texte verstehen und einordnen zu können. Die folgenden Informationen sind Dir eine Stütze, wenn Du einen Text analysieren sollst.
Info 1: Realismus
ca. 1848–1890
GESCHICHTLICHES
Die Märzrevolution (1848–1849) ist gescheitert. Je länger, je mehr wird die Gesellschaft von der Wirtschaft und das Denken von der Wissenschaft bestimmt.
Die Fortschritte der Industrialisierung verändern die Arbeitswelt grundlegend. Es entsteht eine Arbeiterschicht, die Ständegesellschaft verliert an Wichtigkeit.
INHALTLICHES
In der Epoche des Realismus wird kaum Negatives fokussiert; es geht um die positiven Seiten der Wirklichkeit. Eine Ausnahme bildet das Motiv des Todes.
Die Vertreterinnen und Vertreter des Realismus legen kein gesellschaftspolitisches Engagement an den Tag.
Zentrale Themen sind die objektive „Wirklichkeit“, „innere Wahrheit“ und das wohlhabende, gebildete Bürgertum.
Der Fokus wird auf das Alltägliche gesetzt, einschließlich der Arbeitswelt. Dieses Alltägliche wird distanziert und genau beschrieben.
Gleichzeitig wird das Alltägliche „verklärt“ und verschönert, um daraus etwas Besonderes zu machen und das Schöne aus der Wirklichkeit herauszuarbeiten. Diese Art der Darstellung nennt sich „poetischer Realismus“.
STILISTISCHES
Es gibt eine Vielzahl umfangreicher, sehr viele Details beschreibende Romane (vgl. Sekundenstil). Meist gibt es einen Erzähler in der 3. Person, der sehr distanziert und neutral bleibt.
Es gibt auch Werke, welche den inneren Monolog bevorzugen, um die innere Realität der einzelnen Figur darzustellen.
Die Sprache ist klar und einfach aber gleichzeitig poetisch, um zur Verschönerung beizutragen.
Beispiele
Theodor Storm – Der Schimmelreiter
Friedrich Hebbel – Maria Magdalena
Gottfried Keller – Der grüne Heinrich
Info 2: Naturalismus
ca. 1880–1900
GESCHICHTLICHES
Im Zuge der Industrialisierung sind Großstädte entstanden. Es herrschen große ökonomische und soziale Probleme, wie zum Beispiel Arbeitslosigkeit, Armut und Krankheiten.
INHALTLICHES
Die Naturalisten haben einen fast wissenschaftlichen Blick auf die Natur der Gesellschaft und den Menschen.
Negatives/Hässliches (Armut, Krankheit, Wahnsinn bis Gewalt) wird stark hervorgehoben und kritisiert. Die Unterschicht, vor allem die Arbeiterschaft, rückt in den Vordergrund. Anders als beim Realismus geht es beim Naturalismus um eine ungeschönte Abbildung der Wirklichkeit.
Die Figuren und ihr Handeln sind von ihrem Milieu, also ihrem Umfeld beeinflusst.
STILISTISCHES
Der Fokus liegt, ähnlich wie beim Realismus, auf Details (vgl. Sekundenstil). Die Figuren sprechen manchmal Dialekt oder Umgangssprache, um möglichst wahrheitsgetreu zu sein.
Beispiele:
Gerhart Hauptmann – Die Weber; Bahnwärter Thiel
Henrik Ibsen – Nora. Ein Puppenhaus
Clara Viebig – Die Dilettanten des Lebens
Info 3: Literatur der Jahrhundertwende
ca. 1890–1925
GESCHICHTLICHES
Die Themen der Zeit sind der Fortschrittsoptimismus, die Säkularisierung und Moderne. Die Leute spüren, dass ein Zeitalter zu Ende geht und ein neues anbricht.
Mit dem Übergang ins neue Jahrhundert und den vielen neuen Fortschritten beginnt das Zeitalter der Moderne.
INHALTLICHES
Ein zentrales Thema ist die damalige Zeit, der Übergang ins 20. Jahrhundert. Eine pessimistische Weltsicht und Verfallsstimmung kommen zur Sprache.
Anders als beim Naturalismus geht es nicht mehr um eine möglichst wahrheitsgetreue Darstellung der Realität, sondern persönliche Perspektiven rücken in den Fokus. Es findet eine Psychologisierung der Figuren statt.
Es entsteht die Idee, dass Sprache nicht mehr die Fähigkeit hat, die Wirklichkeit auszudrücken. Das führt zu einer Sprachkrise.
STILISTISCHES
Es herrscht ein ausgeprägter Stilpluralismus. Es ist geradezu ein Gebot, innovativ zu sein. Ein einzigartiger, moderner Stil (Bsp. Fokus auf Innenleben, Wiedergabe von Gedanken) wird immer wichtiger. Die literarischen Traditionen lässt er außen vor.
Die Sprache zeichnet sich durch Subjektivität aus. Außerdem kommt es zu einer Veränderung oder Auflösung der Syntax.
Beispiele:
Thomas Mann – Buddenbrooks; Der Tod in Venedig
Arthur Schnitzler – Fräulein Else
Hermann Hesse – Unterm Rad
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Lerne mit Grundlagen
Lerne in kleinen Schritten mit Theorieeinheiten und wende das Gelernte mit Übungssets an!
Dauer:
Teil 1
Geschichte der deutschen Sprache
Teil 2
Epochen der deutschen Literatur: Überblick
Abkürzung
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Optional
Teil 3
Realismus, Naturalismus, Jahrhundertwende
Finaler Test
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Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Welches sind bedeutende Werke des Naturalismus?
Zu den bekanntesten Werken des Naturalismus zählen: Gerhardt Hauptmanns „Die Weber“ und „Bahnwärter Thiel“, Henrik Ibsens „Nora. Ein Puppenhaus“ sowie „Die Dilettanten des Lebens“ von Clara Viebig.
Zu welcher Zeit war die Epoche des Realismus?
Die Epoche des Realismus war etwa von 1848-1890.
Welche Literaturepochen gibt es?
Dazu zählen zum Beispiel der Realismus, der Naturalismus und die Zeit der Jahrhundertwende.