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Erzähltextanalyse: Begriffe und Analysekategorien

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Zusammenfassung

Erzähltextanalyse: Begriffe und Analysekategorien

Das Wichtigste in Kürze

Texte in der Gattung der Erzählliteratur werden meist als „Erzähltexte“ oder „Erzählungen“ bezeichnet. Eine Gemeinsamkeit all dieser Texte ist, dass sie immer erzählende Dichtung in Prosa sind und einen Erzähler haben. „Prosa“ bezeichnet die freie, „vers- und reimlose“ Form von Sprache. 


In dieser Zusammenfassung erfährst Du, wie man Erzähltexte – egal, welche Untergattung – unter Bezugnahme auf ihre inhaltlichen und sprachlichen Besonderheiten richtig analysiert. In anderen Worten: Es geht darum, wie Du Antworten auf die Fragen finden kannst, was erzählt wird (Inhalt) und wie es erzählt wird (Sprache und Struktur).



Info 1: Inhalt (Was?)

Du kannst Deine Erzähltextanalyse mit der Analyse des Inhalts starten. In Erzähltexten werden stets ein oder mehrere „erzählenswerte“ Ereignisse erzählt. Sie sind erfunden (= fiktiv), beschreiben zu Teilen aber auch die reale Welt. Ihre Abfolge wird „Handlung“ oder manchmal auch „Plot“ genannt.


Wenn Du die Handlung eines Erzähltexts analysierst, achte Dich auf fünf Elemente und mach Dir dazu Gedanken und Notizen: die Zeit, der Ort, die Personen/Figuren, die Ereignisse und die Folgen. Aus den Anfangsbuchstaben dieser Elemente ergibt sich übrigens die Formel „ZOPEF“.

  • Zeit
    Zu welchem Zeitpunkt beginnt die Handlung? Wie lange dauert die Handlung und wann endet sie? Spielt sie in einer bestimmten historischen Epoche und wenn ja, in welcher? Spielt sie vielleicht sogar in der Zukunft oder außerhalb der Menschheitsgeschichte?
  • Ort (= Schauplatz)
    An welchem Ort bzw. an welchen Orten spielt die Handlung? Spielt sie in einem Haus, Schiff oder Wald? Sind die Ortsbezeichnungen der realen Welt entnommen oder nicht?
  • Personen/Figuren
    Wer sind die Hauptfiguren (= Protagonisten) und wer sind ihre Gegenspieler (= Antagonisten)? Wodurch sind sie charakterisiert? Entwickeln sie sich im Verlauf der Handlung weiter oder bleiben sie immer genau gleich? Welche Hierarchien gibt es zwischen den Figuren? Bilden die Figuren im weiteren Sinn Gruppen (z.B. die armen vs. die reichen Leute)?
  • Ereignisse
    Was passiert alles im Erzähltext? Gibt es zwei (oder mehr) Handlungsstränge und wenn ja, welche ist die Haupt- und welche die Nebenhandlung. Wie hängen sie zusammen?
  • Folgen
    Wie ist der Schluss des Erzähltexts? Welche Folgen haben die Ereignisse? 

Hinweis:

Manchmal kann man zu den einzelnen Elementen keine genauen Angaben machen, auch wenn man den Text sorgfältig gelesen hat. Das ist nicht ungewöhnlich, sondern eine interessante Beobachtung, die man diskutieren kann.



Info 2: Sprache und Struktur (Wie?)

Neben der Frage nach dem „Was“ (Inhalt/Handlung) ist in Erzähltextanalysen auch die Frage nach dem „Wie“ sehr wichtig: Wie wird die Geschichte dargestellt und strukturiert? Was kann man über die Sprache und die erzählerischen Mittel sagen, die verwendet werden? Im zweiten Teil der Analyse solltest Du nun die Antworten dazu finden und die Wirkung der im Gedicht verwendeten Struktur und Stilmittel herausarbeiten. Hierbei solltest Du einige Fachbegriffe kennen und verwenden.


Tipp: 

In der Erzähltextanalyse gibt es viele Dinge, worauf man achten kann, und auch viele Fachbegriffe. Lerne vor allem die erzählerischen Mittel und Fachbegriffe, von denen Du in der Schule schon mal gehört hast und die Dir in der Analyse etwas bringen.

  • Der Erzähler
    In jedem Erzähltext lässt sich ein erfundener (= fiktiver) Erzähler identifizieren, der die Handlung in der 1. oder in der 3. Person Singular, also in der Ich- oder der Er/Sie-Form, erzählt. Außerdem beschreibt er manchmal die Räume, charakterisiert die Figuren und lässt sie sprechen (vgl. Figurenrede). Einige Erzähler kommentieren die Handlung. 


Beispiel für Ich-Form:
Beispiel für Er-Form:

Wie froh bin ich, dass ich weg bin! Bester Freund, was ist das Herz des Menschen! Dich zu verlassen, den ich so liebe, von dem ich unzertrennlich war, und froh zu sein! 

(J. W. Goethe: Die Leiden des jungen Werthers)

Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt. 

(F. Kafka: Die Verwandlung)

  • Die Autorin bzw. der Autor
    Der Erzähler – auch der Ich-Erzähler – darf nicht mit der Autorin bzw. dem Autor verwechselt werden. Er wird von ihr bzw. ihm erfunden: Wie die Handlung ist er ein Teil der erzählten Welt. Daraus folgt, dass ein Autor nicht direkt mit seiner Leserschaft kommuniziert, sondern nur über den Erzähler. Man kann deshalb niemals sagen: „Der Autor will uns mitteilen...“.
  • Erzählsituation
    Die Erzählsituation ist davon abhängig, ob in der 1. oder der 3. Person erzählt wird und ob der Erzähler außerhalb des Geschehens ist oder mittendrin. Hat er einen Überblick oder sieht er nur einen kleinen Ausschnitt des Geschehens? Kann er die unausgesprochenen Gedanken und Gefühle der Figuren wahrnehmen und beschreiben (= Innensicht) oder sieht er sie immer nur von außen (= Außensicht)?

Erzählt er in der 1. Person und ist Teil der Erzählung? Dann spricht man von einer Ich-Erzählsituation. Wenn der Erzähler in der 3. Person spricht und nur eine Figur (und ihre Gedanken) fokussiert, ist es eine personale Erzählsituation. Wenn ein Erzähler in der 3. Person spricht und in die Köpfe von allen Figuren blicken kann, ist er ein allwissender (= auktorialer) Erzähler in einer auktorialen Erzählsituation. 

  • Zeitpunkt des Erzählens
    Häufig wird eine Erzählung rückblickend erzählt, wobei das Präteritum verwendet wird. Der Erzähler kennt den Ausgang der Handlung schon. Manchmal wird aber auch das Präsens verwendet, sodass der Eindruck entsteht, dass der Erzähler gleichzeitig zur Geschichte erzählt. In diesen Fällen hat man das Gefühl, man sei mittendrin im Geschehen.
  • Chronologisches Erzählen
    Die Handlung wird in der richtigen Reihenfolge (= chronologisch), vom Anfang bis zum Ende, erzählt. Der Erzähler macht keine Rückblenden oder Vorausdeutungen.
  • Rückblende und Vorausdeutung
    Manchmal wird eine Erzählung nicht in der richtigen zeitlichen Reihenfolge erzählt. In diesen Fällen wird entweder eine Rückblende (= Retrospektive/Analepse) oder eine Vorausdeutung (= Antizipation/Prolepse) gemacht. „Rückblende“ bedeutet, dass ein Ereignis aus der Vergangenheit des Erzählten eingeschoben wird. „Vorausdeutung“ meint das Gegenteil: Ein Ereignis, das noch bevorsteht, wird vorausgesagt. Das erzeugt Spannung.
  • Zeitdehnung, -deckung, -raffung
    Eine detailreiche Beschreibung hat manchmal den Effekt, dass es einem vorkommt, als ginge die Zeit langsamer. Dann spricht man von einer Zeitdehnung. Wenn eine Erzählung dasselbe „Tempo“ wie die Realität hat, spricht man von einer Zeitdeckung. Dies ist zum Beispiel in Dialogen der Fall. Bei einer Zeitraffung ist es hingegen so, dass größere Zeitabschnitte der Handlung zusammengefasst werden.
  • Zeitsprung
    Bei einem Zeitsprung werden ein Zeitabschnitt und ein oder mehrere Ereignisse übersprungen beziehungsweise ausgelassen. Ein Zeitsprung kann größer oder kleiner sein.
  • Figurenrede
    Die Figuren werden in Erzähltexten manchmal mehr und manchmal weniger vom Erzähler zum Sprechen gebracht. Dabei kann der Erzähler in den Hintergrund treten.


DIREKTE REDE

In der direkten Rede äußern sich Figuren direkt. Manchmal tun sie das in Monologen, meistens aber in Dialogen. Wird in direkter Rede gesprochen, kommt einem die Rede sehr unvermittelt vor; der Erzähler pfuscht nicht rein, sondern bleibt eher im Hintergrund.

INDIREKTE REDE

In der indirekten Rede berichten Figuren, was sie oder andere sagen. In seltenen Fällen von Erzähltexten wird fast nur in indirekter Rede gesprochen. Das hat manchmal einen speziellen Effekt: Der Erzähler scheint sich in den Vordergrund zu drängen und schafft eine Distanz zwischen der Leserschaft und dem Erzählten.

INNERER MONOLOG

In einem inneren Monolog wird in der 1. Person Singular berichtet, was eine Figur denkt oder fühlt. Er ist wie ein stilles Selbstgespräch. Als Leserin bzw. Leser kann man gut mit der Figur mitfühlen, der Erzähler bleibt eher im Hintergrund.

BEWUSSTSEINSSTROM 

Wenn die Gedanken oder Gefühle nicht mehr in ganzen Sätzen wiedergegeben werden, sondern wild durcheinander, handelt es sich um einen Bewusstseinsstrom (= Gedankenstrom). Es kommt einem vor, als könne man direkt in das Unterbewusstsein der Figur sehen, der Erzähler ist im Hintergrund.


Hinweis:

In gewissen Erzähltexten lohnt es sich, auch nach rhetorischen Stilmitteln Ausschau zu halten (vgl. Lektion zu rhetorischen Stilmitteln).



Info 3: Der Erzähltext als Ganzes

Du siehst, eine Erzähltextanalyse umfasst viele Aspekte und kann je nach Text sehr komplex sein. Deshalb ist es ratsam, den Erzähltext als Ganzes nicht aus dem Blick zu verlieren.


AUFFÄLLIGKEITEN

Dies lässt sich zum Beispiel so umsetzen, dass man sich zuerst allgemeine Gedanken bezüglich des Inhalts (Was?) sowie der Sprache und Struktur (Wie?) macht, sich dann aber auf die größten Auffälligkeiten konzentriert. Auffälligkeiten beziehungsweise ihren Sinn und Zweck zu untersuchen, ist nie falsch: Oft tragen sie maßgeblich zur Wirkung und Bedeutung eines literarischen Texts bei. 


ZUSAMMENHÄNGE

Weiter kann es helfen, sich auf die Zusammenhänge zwischen den Elementen zu achten. Gibt es Stellen, wo der Inhalt und die Sprache/Struktur aufeinander Bezug nehmen? Hat ein Stilmittel zum Beispiel eine besondere (inhaltliche) Bedeutung? Du wirst sehen, dass solche Phänomene eigentlich sehr häufig und spannend sind. 





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Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Welche Arten von Figurenrede gibt es?

Was gehört zur Analyse der Sprache und Struktur (= Form)?

Was gehört zur Analyse des Inhalts in einer Erzähltextanalyse?

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