Alle literarischen Texte lassen sich drei großen Gattungen zuordnen: der Epik (= Erzählliteratur), Lyrik und Dramatik. Texte in der Gattung der Epik werden meist als „Erzähltexte“ oder „Erzählungen“ bezeichnet. Eine Gemeinsamkeit aller Erzähltexte ist, dass sie immer erzählende Dichtung in Prosa sind und einen Erzähler haben. „Prosa“ bezeichnet die freie, „vers- und reimlose“ Form von Sprache.
In dieser Zusammenfassung wird auf die Erzählliteratur eingegangen, indem ihre wichtigsten „Untergattungen“ angeschaut werden: Romane, Kurzgeschichten und Novellen. Beim Lesen (und in Prüfungen) ist es meist von Vorteil, ihre Merkmale und Unterschiede zu kennen.
Info 1: Die wichtigsten Untergattungen
Die drei wichtigsten Untergattungen der Epik heißen „Roman“, „Kurzgeschichte“ und „Novelle“. Sie haben gewisse Merkmale, die Du kennen solltest.
ROMAN
Ein Roman erzählt eine lange, ausführliche Geschichte.
In einem Roman werden meist viele Details genannt, z.B. wenn Orte oder Personen beschrieben werden.
Romane umfassen oft mehrere hundert Seiten.
Romane folgen keiner vorgegebenen Struktur, die Dichtung ist relativ frei. Verschiedene Romane können sehr unterschiedlich aufgebaut sein.
In Romanen kommen oft viele Personen vor, teilweise gibt es sogar mehrere Handlungsstränge. Das bedeutet, dass mehrere Geschichten nebeneinander ablaufen.
Beispiele:
T. Mann: Buddenbrooks (1901)
H. Böll: Die verlorene Ehre der Katharina Blum (1974)
M. Frisch: Homo Faber (1957)
E. Hasler: Anna Göldin. Letzte Hexe (1982)
KURZGESCHICHTE
Eine Kurzgeschichte erzählt üblicherweise eine kurze, episodenhafte Geschichte.
In einer Kurzgeschichte geht es oft nur um das große Ganze. Details werden ausgeklammert.
Eine Kurzgeschichte ist meistens sehr kurz, sie umfasst nur wenige Seiten.
Kurzgeschichten folgen keiner vorgegebenen Struktur, die Dichtung ist relativ frei. Verschiedene Kurzgeschichten können sehr unterschiedlich aufgebaut sein.
Beispiele:
W. Borchert: Nachts schlafen die Ratten doch (1947)
H. Böll: Wanderer, kommst du nach Spa (1950)
S. Berg: Nacht (2001)
P. Bichsel: Ein Tisch ist ein Tisch (1995)
NOVELLE
Die Länge einer Novelle liegt typischerweise bei rund 150 Seiten.
Eine Novelle handelt von einer neuartigen, skandalösen („unerhörten“) Begebenheit. (Das Wort „Novelle“ kommt vom Italienischen und bedeutet „kleine Neuigkeit“.)
Sie handelt normalerweise von einem Konflikt zwischen Gesellschaft und Individuum bzw. zwischen Ordnung und Chaos. Dieser Konflikt wird detailliert ausformuliert.
Novellen beinhalten oftmals sogenannte „Leitmotive“ und „Dingsymbole“ (= symbolische Gegenstände, Tiere oder Pflanzen), welche immer wieder auftauchen.
Oft gibt es eine Binnenhandlung, welche in eine Rahmenhandlung eingebettet ist. Das bedeutet, dass in der Geschichte (Rahmenhandlung) eine andere Geschichte (Binnenhandlung) erzählt wird.
Der Aufbau von Novellen ist üblicherweise sehr strukturiert: Anfang – Hauptteil – Schluss. Er hat große Ähnlichkeiten mit dem Aufbau eines klassischen Dramas.
Beispiel:
A. von Droste-Hülshoff: Die Judenbuche (1842)
G. Keller: Romeo und Julia auf dem Dorfe (1856)
T. Storm: Der Schimmelreiter (1888)
U. Timm: Die Entdeckung der Currywurst (1993)
Info 2: Romane, Novellen und Kurzgeschichten verstehen
Wenn Du einen Roman, eine Kurzgeschichte oder eine Novelle liest, so ist es ratsam, die Merkmale dieser Textsorten im Hinterkopf zu behalten. Kennst Du diese Merkmale nämlich, bist Du Dir bereits beim Lesen bewusst, worauf Du achten kannst:
Untersuche, welche Details der Roman enthält und ob diese wichtig für den Verlauf der Geschichte sind.
Prüfe, ob es mehrere Handlungsstränge gibt und ob diese zusammenhängen.
Finde heraus, worauf die Kurzgeschichte abzielt oder wie die Novelle aufgebaut ist.
Handelt es sich um einen typischen Fall der spezifischen Textsorte? Oder unterscheidet sich Deine Geschichte bezüglich Länge oder Inhalt von einer typischen Kurzgeschichte, Novelle oder einem typischen Roman?
Info 3: Erzähltexte schreiben
Beim Schreiben von Erzähltexten solltest Du ähnlich vorgehen wie die Verfasserinnen und Verfasser von Romanen, Kurzgeschichten und Novellen – zumindest, wenn Du für die Schule schreibst. Das Wichtigste ist, dass Du die Merkmale der jeweiligen Textgattung in Deine Texte einbaust. Das kannst Du bestimmt!
Es kann helfen, im Vorfeld einige Texte der Gattung zu lesen, in welcher man schreiben soll/möchte. Falls Du beispielsweise eine Kurzgeschichte schreiben möchtest, lies möglichst viele Kurzgeschichten. Merke Dir, welche Elemente darin vorkommen und stelle dann ein eigenes Konzept zusammen.
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Lerne mit Grundlagen
Lerne in kleinen Schritten mit Theorieeinheiten und wende das Gelernte mit Übungssets an!
Dauer:
Teil 1
Dramatik: Tragödie, Komödie, Tragikomödie
Teil 2
Poetik: Definition und Grundbegriffe
Teil 3
Die drei grossen Textgattungen
Abkürzung
Erziele 80% um direkt zum letzten Teil zu springen.
Dies ist die Lektion, in der du dich gerade befindest, und das Ziel des Pfades.
Teil 4
Epik: Roman, Novelle, Kurzgeschichte
Finaler Test
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Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was sind die Merkmale von Novellen?
Eine Novelle handelt von einer unerhörten Begebenheit und umfasst ca. 150 Seiten. Oft gibt es eine Binnenhandlung, die in eine Rahmenhandlung eingebettet ist. Eine Novelle ist sehr strukturiert aufgebaut und hat Ähnlichkeiten mit dem Aufbau von klassischen Dramen (vgl. Peripetie/Höhepunkt in der Mitte).
Welche sind die wichtigsten Untergattungen der Epik?
Die drei wichtigsten Untergattungen der Epik heißen „Roman“, „Kurzgeschichte“ und „Novelle“.
Was ist die Epik?
Die Epik ist ein der drei Gattungen literarischer Texte und umfasst erzählende Texte in Prosa.