Wortbildung: Komposition, Derivation, Konversion
Das Wichtigste in Kürze
Der Wortschatz der deutschen Sprache, so wie er heute ist, hat sich über tausende Jahre entwickelt. Aber was heißt, „er hat sich entwickelt“? Es bedeutet einerseits, dass verschiedene Arten der Wortbildung gewirkt haben, z.B. die Komposition, Derivation und Konversion. Sie haben den Wortschatz unserer Sprache kontinuierlich verändert und erweitert. Andererseits wurden zahlreiche Fremd- und Lehnwörter in den deutschen Wortschatz integriert. In dieser Zusammenfassung lernst Du alles, was Du zur Wortbildung und allgemein zur Wortschatzerweiterung wissen solltest.
Info 1: Komposition
Die Komposition (= Wortzusammensetzung) ist, wie der Name schon verrät, ein Verfahren zur Bildung eines neuen Wortes durch die Verbindung mindestens zweier, bereits vorhandener Wörter oder Wortstämme. Im Deutschen ist der häufigste Typ das zusammengesetzte Hauptwort. Die neu gebildeten Wörter werden meist als „Kompositum“ oder „Doppelwort“ bezeichnet.
Beispiele:
der Fußball (Substantiv) + das Stadion (Substantiv)
| das Fußballstadion (Substantiv)
|
die Abfahrt (Substantiv) + die Zeit (Substantiv)
| die Abfahrtszeit (Substantiv)
|
fahr(-en) (Verb) + der Gast (Substantiv)
| der Fahrgast (Substantiv)
|
Info 2: Derivation
Die Derivation (= Ableitung) ist ein weiteres Verfahren der Wortbildung. Hier werden Wörter mit Affixen (= Vor- oder Nachsilben bzw. Präfixe oder Suffixe) verbunden, wodurch eine neue Form entsteht. Der Unterschied zur Komposition ist, dass bei dieser beide Wörter eine lexikalische Bedeutung haben, während bei der Derivation nur ein Wort etwas bedeutet. Das Ergebnis der Derivation nennt man „Derivat(um)“ oder „Ableitung“.
Beispiele:
frei (Adjektiv) + heit (Suffix) Freiheit
mach (Verb) + bar (Suffix) machbar
be (Präfix) + greifen (Verb) begreifen
Info 3: Konversion
Die Konversion ist eine Wortbildung, bei der ein Wortstamm ohne Veränderung der Form in eine neue Wortart übertragen wird. Das bedeutet, dass im Gegensatz zur Komposition oder Derivation nicht aus bereits bestehenden Wörtern neue gebildet werden, sondern dass die Wörter, wie sie sind, übernommen werden. Es findet in der Konversion also ein Wortartwechsel ohne Wortbildungselemente statt.
Beispiele:
(der) Ernst (Substantiv) ernst (Adjektiv)
(das) Rot (Substantiv) rot (Adjektiv)
(das) Französisch (Substantiv) französisch (Adjektiv)
Info 4: Fremd- und Lehnwörter
Die Komposition und Derivation sind wichtige Mittel der Wortschatzerweiterung. Der deutsche Wortschatz wurde aber auch maßgeblich dadurch erweitert, dass Fremd- und Lehnwörter integriert (= entlehnt) wurden. Tatsächlich sind die meisten Wörter der deutschen Sprache entweder Fremd- oder Lehnwörter.
Fremd- und Lehnwörter sind aus einer anderen Sprache ins Deutsche übernommen worden. Meist waren Entwicklungen in der Gesellschaft der Grund dafür, z.B. Migrationsbewegungen oder Erfindungen. Die Art und Weise, wie sich Fremd- und Lehnwörter integriert haben, ist jedoch eine andere.
- Bei einem Fremdwort ist weiterhin deutlich erkennbar (z.B. an für das Deutsche sehr untypischen Schreibungen), dass es aus einer anderen Sprache stammt. Zumeist bleibt es fast unverändert.
Beispiele:
Kommunikation lat. communicatio
Empathie gr. empatheia
Status quo lat. status quo
- Lehnwörter hingegen haben sich dem Deutschen vollständig angepasst und enthalten nun vorwiegend Laute aus dem Deutschen. Auch grammatikalisch verhalten sie sich wie deutsche (Erb-)Wörter.
Beispiele:
flirten engl. to flirt
Pfeffer lat. piper
Mauer lat. murus
Hinweis:
Manchmal ist es schwierig, ein Wort und die Art seiner Integration zu beurteilen. Die Grenze zwischen Fremdwörtern und Lehnwörtern ist nämlich fließend. Man kann aber sagen: Je mehr deutsche Laute und Schreibungen das Wort enthält und je einfacher es ausgesprochen werden kann, desto vollständiger ist es integriert.