Vergleichst du den pH-Wert von Essigsäure und Salzsäure bei gleicher Konzentration, wirst du beobachten, dass der pH-Wert der Salzsäurelösung niedriger ist. Der Grund hierfür ist der Dissoziationsgrad der Säuren.
Säure-Base-Gleichgewichte
In wässriger Lösung reagieren die Chlorwasserstoffmoleküle vollständig zu Salzsäure:
HCl+H2O⟶H3O++Cl−
Also ist die Konzentration der Oxoniumionen gleich der Konzentration des eingesetzten Chlorwasserstoffs. Wird Essigsäure in Wasser gelöst, wird diese nur teilweise protoniert:
CH3COOH+H2O⇋CH3COO−+H3O+
Korrespondierende Säure-Base-Paare
Bei der Protolyse des Essigsäuremoleküls entsteht das Acetat-Ion CH3OO−. Es reagiert in der Rückreaktion des Säure-Base-Gleichgewichts als Base mit den Oxonium-Ionen zu Essigsäure.
Allgemein entstehen in einem Säure-Base-Gleichgewicht aus einer Säure (HA) und einer Base (B) die jeweils korrespondierende Base (A-) und Säure (BH+).
Säure- und Basenkonstanten
Für Säure-Base-Gleichgewicht in wässrigen Lösungen gilt:
HA+H2O⇋H3O++A−
Kc=c(H2O)⋅c(HA)c(H3O+)⋅c(A−)
Wie beim Autoprotolysegleichgewicht des Wassers kann c(H2O) in verdünnten Lösungen als konstant betrachtet und durch Multiplikation mit Kc zu einer neuen Konstanten, der SäurekonstantenKS(HA), zusammengefasst werden. Je weiter das Gleichgewicht auf der rechten Seite liegt, umso stärker ist die Säure und umso größer ist die Säurekonstante:
KS(HA)=c(HA)c(H3O+)⋅c(A−)
Die Stärke einer Base B wird über die BasenkonstanteKB(B) definiert:
KB(B)=c(B)c(OH−)⋅c(BH+)
Häufig wird anstelle von Ks oder KB analog dem pH-Wert der negative dekadische Logarithmus angegeben:
pKS=−lg(KS)pKB=−lg(KB)
Der Zusammenhang von KS(HA) und KB(A-) ergibt sich aus dem Produkt
Für alle korrespondierenden Säure-Base-Paare ist das Produkt aus KS(HA) und KB(A−) gleich dem Ionenprodukt des Wassers KW. Wenn eine Säure also in Wasser dissoziiert, erhöht sich nicht nur die Konzentration an Hydroxonium-Ionen, sondern gleichzeitig sinkt die Konzentration an Hydroxidionen. Das Ionenprodukt des Wassers verändert sich nicht.
Protolysegrad
Um Aussagen über das Ausmaß der Protolyse zu machen, bedient man sich des Protolysegrades (Dissoziationsgrad) α. Der Protolysegrad gibt den Bruchteil an protolysierter Säure oder Base im Gleichgewicht an:
Der Protolysegrad hängt von der Säure- beziehungsweise von der Basenkonstante ab. Wird angenommen, dass alle Oxonium-Ionen beziehungsweise Hydroxid-Ionen aus der Protolyse von HA beziehungsweise Protonierung von B stammen, dann sind die Konzentrationen von A- und H3O+ gleich (beziehungsweise die Konzentrationen von BH+ und OH-). Für die Säure- beziehungsweise Basenkonstante ergibt sich:
KS(HA)=c(HA)c2(H3O+)KB(B)=c(B)c2(OH−)
Die Konzentration von H3O+ oder OH− lassen sich als α⋅c0, also den protolysierten Anteil an HA oder B darstellen. Die Gleichgewichtskonzentration von HA entspricht der Gesamtkonzentration minus dem protolysierten Anteil. Entsprechendes gilt für OH− und B. Dann erhältst du:
KS,B=c0−α⋅c0(α⋅c0)2=1−αα2⋅c0
Den Zusammenhang zwischen Säure- beziehungsweise Basenkonstante, der Konzentration und dem Protolysegrad ist das Ostwald'sche Verdünnungsgesetz. Der Dissoziationsgrad α ist leicht zugänglich aus der Messung des pH-Wertes. Bei schwachen Säuren oder Basen nicht zu geringer Konzentration ist der Protolysegrad sehr klein, das heißt 1−α≈1. Die obige Beziehung vereinfacht sich dann zu:
KS,B=α2⋅c0α=c0KS,B
Hieraus wird deutlich, dass der Protolysegrad umso höher ist, je stärker die Säure beziehungsweise die Base ist und je geringer ihre Konzentration.
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Lerne mit Grundlagen
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Dauer:
Teil 1
Saure und alkalische Lösungen
Teil 2
Protonenübertragungsreaktion - Die Brönsted Säuredefinition
Teil 3
Bildung von Basen und ihre Eigenschaften
Teil 4
Säuren und ihre Eigenschaften
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Teil 5
Säuren und Basen: Gleichgewicht und Protolysegrad
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Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was sagt der Protolysegrad aus?
Der Dissoziationsgrad α (auch Protolysegrad) gibt das Verhältnis der durch Dissoziation gelösten Säure- bzw. Base-Teilchen zur Gesamtkonzentration der Säure-/Base-Teilchen der Lösung an.
Wie erkenne ich eine schwache Säure?
Eine schwache Säure erkennst du anhand des Gleichgewichts bei einer Säure-Base Reaktion. Nur wenige Anteile der schwachen Säure geben das Proton an das Wasser ab. Bei der Protolyse ändert sich die Konzentration der schwachen Säure HA fast nicht.
Wie erkennst du eine starke Säure?
Eine starke Säure hat einen niedrigen pKs-Wert. Ab einem pKS-Wert von 3,75 und kleiner kann von einer starken Säure gesprochen werden. Starke Säuren dissoziieren fast vollständig in Wasser.