Aufsatz mit Analyse schreiben: Vorgehen
Das Wichtigste in Kürze
In fortgeschrittenen Schulstufen wirst Du wahrscheinlich oft Novellen, Romane oder Theaterstücke lesen. Manchmal werden Prüfungen daraus bestehen, einen Aufsatz über solche Texte zu schreiben.
In dieser Zusammenfassung findest Du einige Tipps zur Textanalyse und zum Schreiben eines Aufsatzes.
Info 1: Die Aufgabenstellung
Es ist extrem wichtig, dass Du die Aufgabenstellung verstehst, bevor Du zu schreiben beginnst. Was wird von Dir verlangt? Notiere stichwortartig Ideen zu Deiner Frage. Was kommt Dir spontan in den Sinn? Welche Textstellen sind wichtig in Bezug auf die Aufgabenstellung? Sammle Ideen mithilfe einer Mindmap oder gewöhnlicher Notizen. Mögliche Fragen eines solchen Aufsatzes können sein:
ANALYSEZ / EXAMINEZ L'ÉVOLUTION PSYCHOLOGIQUE DE XY.
(Analysieren Sie die psychologische Entwicklung von XY.)
Es wird verlangt, die psychologische Entwicklung einer Figur zu beschreiben. Gehe also darauf ein, wie sich die Gefühle, die Wahrnehmungen und das Verhalten der Person XY im Text verändern.
CARACTÉRISEZ XY.
(Charakterisieren Sie XY.)
Du sollst die Figur XY charakterisieren, also ihre Eigenschaften beschreiben. Nenne Beispiele, wie sich die Eigenschaften der Person in ihrem Verhalten äussern.
COMPAREZ L’ATTITUDE / LE COMPORTEMENT DES DEUX PERSONNAGES DE CET EXTRAIT.
(Vergleichen Sie die Haltung / das Verhalten der im Textausschnitt vorkommenden Personen.)
Beschreibe die unterschiedlichen Haltungen/Einstellungen zweier im Text vorkommenden Figuren. Gehe auf Situationen ein, welche die Haltungen und das Verhalten der Personen beschreiben. Erkläre die Szene mit dem gesamten Text (nicht nur mit dem Textauszug!).
Info 2: Gliederung in Einleitung, Hauptteil, Schluss
Gliedere, sofern nichts anderes verlangt wird, Deinen Text in drei Abschnitte: Einleitung, Hauptteil, Schluss.
EINLEITUNG
Beginne Deinen Aufsatz am besten mit einem packenden Satz, welcher das Hauptthema anspricht, oder starte mit einem spannenden Zitat aus dem gelesenen Text. Dein Ziel ist es, Interesse zu wecken!
Falls Du mit einem Zitat begonnen hast, fahre fort, indem Du die Textstelle erklärst. Dabei kannst Du darauf eingehen, welche Themen angesprochen werden und wie sich der Text in die heutige Zeit oder die damalige Epoche einordnen lässt. Beschränke Dich auf 2-3 Sätze.
In der Einleitung kannst Du ausserdem Hintergrundinformationen zur/zum Autor*in liefern oder erklären, aus welcher Zeit der Text stammt und was typisch für das Genre ist.
Leite dann die Fragestellung Deiner Analyse/Deines Aufsatzes ein, schreibe beispielsweise: Dans ce texte, j’aborderai les comportements différents de X et Y dans l’œuvre Z. („In diesem Text werde ich die unterschiedlichen Verhaltensweisen von X und Y im Werk Z erörtern.“)
HAUPTTEIL
Den Hauptteil solltest Du Deiner Fragestellung widmen. Falls Du in der Einleitung mit einem Zitat begonnen hast, kannst Du dieses zu Beginn des Hauptteils gleich wieder aufnehmen. Situiere das Zitat im Text, beschreibe die darin vorkommenden Figuren.
Gehe immer wieder auf deine Fragestellung ein. Schreibst Du beispielsweise über die unterschiedlichen Verhaltensweisen zweier Figuren, so stelle diese einander gegenüber und mache Vergleiche. Baue auch Beispiele in Deinen Text ein: Du musst Deine Gedanken mit Textstellen belegen können. Beispiel: X est un personnage autoritaire, ce qui est évident dans sa colère contre Y…. (X ist eine autoritäre Person, was sich in seiner/ihrer Wut gegen Y zeigt…)
Achtung: Analyse heisst nicht Paraphrase! Wenn Du etwas paraphrasierst, musst Du es auch analysieren. Das bedeutet, dass Du erklärst, was in bestimmten Textstellen passiert und wie sich dies interpretieren lässt. Dabei muss immer klar sein, was im Text passiert und was Deine eigenen Interpretationen und Schlüsse sind.
SCHLUSS
Im Schluss kannst Du die Erkenntnisse des Hauptteils nochmals kurz zusammenfassen. Danach kannst Du erklären, welche grösseren Implikationen dies für die Gesamtheit des Textes/der Handlung hat. Erwähne zum Beispiel, dass die Unterschiedlichkeit zwischen X und Y überhaupt erst dazu führt, dass im Werk etwas Bestimmtes passiert.
Achtung:Nicht jeder Text wird in drei Teile gegliedert. Manchmal wird die Erkenntnis/Interpretation auch erst im Schluss erwähnt. Bei manchen Aufsätzen ist Deine eigene Meinung gefragt, bei anderen nicht. Erkundige Dich am besten bei Deiner Lehrperson, was für eine Struktur sie verlangt.
Info 3: Kontrolle
Lies Deinen Text nochmals sorgfältig durch und konzentriere Dich auf verschiedene Fehlerquellen:
- Hast Du Homophone (also Wörter, die gleich klingen, aber nicht gleich geschrieben werden wie ces/c’est) unterschieden?
- Hast Du weibliche Adjektive korrekt angeglichen? Hast Du die nötigen Akzente gesetzt?
- Konzentriere Dich auch nochmals auf den Inhalt Deines Textes: Gibt es unlogische/unklare Stellen oder Wiederholungen? Ist der Text logisch aufgebaut/strukturiert (in drei Teile)?
- Hast Du die Fragestellung beantwortet? Dies ist das Allerwichtigste!
Info 4: Tipps zur Analyse
FORMALE ELEMENTE / STIL
Die Analyse der formalen und inhaltlichen Elemente sollte nicht vollständig voneinander getrennt werden, da diese sich gegenseitig ergänzen. Wenn Du schon etwas fortgeschritten bist, gehe bei Deiner Analyse also auch auf Formalitäten ein:
- Warum existieren in diesem Ausschnitt Brüche in der Satzstruktur?
- Warum spricht eine Person ihre Sätze nicht fertig?
- Warum spricht eine Person viel mehr als eine andere?
- Warum gibt es bestimmte Wortfelder (zum Beispiel viele Wörter, die mit Krieg zu tun haben)?
- Welche Stilmittel wurden verwendet und was ist der Effekt?
Zusatzinfo: Wichtige Verbindungswörter
Verbindungswörter, sogenannte Konnektoren (connecteurs), sind in allen Textsorten wichtig. Sie verknüpfen Sätze miteinander und bewirken, dass sich Dein Text insgesamt logisch und fliessend lesen lässt. Mach Dich mit den folgenden Bindungswörter vertraut:
Ordnung / Reihenfolge | - premièrement / en premier lieu (als erstes)
- deuxièmement / en second lieu (als zweites)
- d’abord (zuerst), ensuite (danach)
- d’une part (einerseits), d’autre part (andererseits)
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Zusätzlicher Gedanke / neues Argument | - d’ailleurs / en outre / de plus / encore (ausserdem)
- et (und)
- de même que (ebenso)
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Das Gegenteil ausdrücken | - cependant / pourtant (jedoch)
- néanmoins (dennoch)
- toutefois (allerdings)
- malgré tout (trotz allem)
- mais (aber)
- or (nun/jedoch)
-
bien que + subjonctif / alors que / même si (obwohl)
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tandis que (während)
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Einen Grund nennen | - car / parce que (weil; nicht am Satzanfang verwenden!)
-
puisque / comme / vu que (weil / da; am Satzanfang verwenden!)
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Beispiel nennen | - par exemple / notamment (zum Beispiel)
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Konsequenzen / Folgen aufzeigen | - c’est pourquoi (deswegen)
- par conséquent / en conséquence (daraus resultiert / folglich)
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Ziel nennen | -
pour que + subjonctif / afin que + subjonctif (damit, um zu)
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Zusammenfassende, abschliessende Worte | - en somme / pour conclure / finalement (zusammenfassend)
- bref (kurzgesagt)
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