Essay: Vorgehen und unterschiedliche Formen

Das Wichtigste in Kürze

Der Essay ist diejenige Textsorte, die in Englisch-Aufsätzen mit Abstand am häufigsten gefragt ist.

Ein Essay bietet Dir die Möglichkeit, Dich relativ frei mit einem spannenden Thema auseinander-zusetzen. Es geht vor allem darum, Argumente aufzuzeigen und einen klaren Standpunkt zu beziehen. Die Leserin oder der Leser sollte zum Denken angestossen werden.

In dieser Zusammenfassung lernst Du zwei Arten von Essays kennen und kriegst Tipps (von der Vorbereitung bis zur Überarbeitung), wie Du einen guten Essay auf Englisch schreiben kannst.

Info 1: Was ist ein Essay?

Meist werden zwei Arten bzw. Formen von Essays unterschieden.

Erste Form
Bei der ersten Form denkt die Autorin oder der Autor vor den Augen der Leserschaft über eine einfache und verständliche Fragestellung nach und bezieht langsam Stellung. Wie die Überlegungen dargestellt werden, ist frei wählbar.

Zweite Form
Diese Form ist der argumentative Essay. Er nimmt die Leserin oder den Leser auf eine Argumentationsreise mit, der Fokus liegt aber auf einer erklärenden und argumentativen Struktur. Bei schulischen Essays musst Du diese Form öfter schreiben als die erste Form.

Bei beiden Formen gilt, dass eigene (literarische) Ausdrucks- und Gestaltungsformen erlaubt und sogar erwünscht sind. Aber trotz dieser Freiheiten gelten einige Grundprinzipien:

Ein Essay braucht ein klares Thema und eine Fragestellung bzw. eine Behauptung/These.
Das Ziel eines Essays ist die Entwicklung einer eigenen, nachvollziehbaren Argumentation, welche sich auf die Fragestellung bzw. die Behauptung/These bezieht.
Die Argumentation hat Ähnlichkeiten mit einer Stellungnahme; das heisst, es werden entweder vorwiegend Pro- oder vorwiegend Kontra-Argumente verwendet.
Zuerst sollten die schwächeren und dann die stärkeren Argumente vorgebracht werden.
Die Argumente müssen etwas erläutert und mit Quellen oder Beispielen belegt werden.
Ein Essay sollte sich durch einen persönlichen, abwechslungsreichen Stil auszeichnen. Stichwörter hierzu sind „erzählerische Anfänge/Einschübe“ und „rhetorische Stilmittel“.
Es soll das richtige Vokabular verwendet werden (vgl. die Lektion „Aufsatzvokabular“).

Beispiele

On one hand, ... On the other hand, ...

Furthermore, ...

Not only... but also...

Firstly, ... Secondly, ...

However, ...

Despite that...

Nevertheless, ...

In conclusion...

Info 2: Vorbereitung für das Schreiben

Meistens wird Dir in der Schule ein Thema bzw. ein Titel für Deinen Essay vorgegeben. Falls Du das Thema selbst wählen kannst, könntest Du wie folgt vorgehen

.

Überlege Dir, was Du interessant findest oder was Dich beschäftigt. Was fällt Dir immer wieder auf? Was wundert Dich? Worüber regst Du dich auf?
Sobald Du weisst, womit Du Dich in Deinem Essay gerne auseinandersetzen möchtest, gilt es, das Thema klar zu formulieren und einzugrenzen. Wähle einen aussagekräftigen Titel.
Falls möglich, solltest Du Dich dann ein wenig über Dein Thema informieren. Achte darauf, dass Du Dir dabei eine eigene Meinung bildest und nicht einfach andere Meinungen kopierst.
Im Anschluss formulierst Du eine Fragestellung und/oder eine Behauptung/These, damit Du einen Ausgangspunkt für Deine Argumentation hast. Dann kannst Du mit dem Schreiben loslegen.

Info 3: Gliederung

Wie jeder Aufsatz ist ein Essay in eine Einleitung, einen Hauptteil und einen Schluss gegliedert.

EINLEITUNG

Die Einleitung führt in das Thema ein. Mit einem wirkungsvollen Einstieg, zum Beispiel mit der Be-schreibung eines aktuellen Ereignisses oder mit einer kurzen Erzählung, animierst Du die Leserschaft zum Weiterlesen. Dann leitest Du zu Deiner Fragestellung und/oder Deiner Behauptung/These über.

Beispiel

Recently, Netflix showed a documentary about men being sentenced to the death penalty and waiting to be executed. Many viewers didn’t know that to this day some US-states maintain the practice of the death penalty. Therefore, they were surprised and even shocked. This leads to the following question: Should the death penalty be abolished? I argue that it should be abolished immediately.

HAUPTTEIL

Der Hauptteil setzt sich aus mehreren Argumenten für oder gegen die zuvor aufgestellte Fragestellung zusammen. Du kannst auch verschiedene Perspektiven einnehmen und Gegenargumente vorbringen.

Erste Form
In dieser Form steht Dir frei, wie Du Deine Überlegungen darstellen möchtest. Hauptsache, Du beziehst langsam Stellung. Auch eine kurze Erzählung ist denkbar.

Zweite Form
Pro Absatz erläuterst Du einen Hauptgedanken. Du darfst und sollst sogar kritisch und subjektiv schreiben, solange Deine Argumentationsstruktur klar und Deine Gedanken-führung nachvollziehbar ist. Dafür können auch Beispiele verwendet werden.

Beispiel

Firstly, it can be argued that the death penalty is irreversible and that the risk of executing an innocent person is far too high. Unfortunately, there are many reported cases of innocent people being executed. In those cases, the judge and the jury were misinformed and made the wrong decision. This leads to the argument that the judiciary should not be in the position to decide about life and death anyway. It is more than questionable that...

SCHLUSS

Zum Schluss solltest Du noch einmal auf die Fragestellung und/oder Behauptung eingehen und eine Schlussfolgerung aus Deinen Reflexionen und Argumenten ziehen. Du solltest auf keinen Fall neue Argumente einbringen. Ein guter Schluss wirft dann in den letzten Sätzen neue, an die Schlussfolgerung anknüpfende Fragen auf und regt dadurch zum Weiterdenken an.

Beispiel

In the beginning the question was raised if the death penalty should be abolished or not. In conclusion, there are far more arguments for the abolition. To me the most convincing argument was that the judiciary should not be in the position to decide about life and death. Having made that point, the next step is to look at the practice of the death penalty globally and start doing something about it. How can we support the abolition?

Info 4: Überarbeitung

Nachdem Du Deinen Essay fertiggestellt hast, solltest Du ihn inhaltlich (sowie formal) überprüfen und anpassen. Folgende Fragen solltest Du Dir stellen:

Hast Du genug Beispiele und Beweise angebracht?

Gibt es Widersprüche in Deiner Argumentation?
Sind die Gegenargumente ausreichend beleuchtet?
Welche Argumente sollten stärker hervorgehoben werden?
Macht die Reihenfolge der Argumente Sinn?