Literaturepochen: Überblick
Das Wichtigste in Kürze
Die deutschsprachige Literatur kann genauso in Epochen unterteilt werden wie die deutsche Ge-schichte. Dabei ist beispielsweise entscheidend, wie und über was geschrieben wurde. In dieser Zusammenfassung erhältst Du alle wichtigen Infos darüber, welche Merkmale Literaturepochen ausmachen und inwiefern die Epocheneinteilung manchmal schwierig ist.
Info 1: Epochen
Literaturepochen sind von Expertinnen und Experten bestimmte Zeitabschnitte der deutschen Literaturgeschichte. Sie zu kennen, hilft einem, Texte in ihrem Kontext verstehen und einordnen zu können. Hier findest Du eine Übersicht über die verschiedenen Epochen der deutschen Literatur.
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Mittelalter (ca. 600–1400)
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Renaissance (ca. 1400–1600)
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Barock (ca. 1600–1720)
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Aufklärung (ca. 1720–1800)
- Sturm und Drang (ca. 1770–1789)
- Weimarer Klassik (ca. 1786–1832)
- Romantik (ca. 1790–1830)
- Biedermeier (ca. 1815–1848)
- Vormärz (ca. 1830–1848)
- Realismus (ca. 1848–1890)
- Naturalismus (ca. 1880–1900)
- Literatur der Jahrhundertwende (ca. 1890–1925)
- Expressionismus (ca. 1905–1925, aber auch Werke aus dem 2. Weltkrieg)
- Weimarer Republik (ca. 1918–1933)
- Kriegsliteratur (1939–1945)
- Nachkriegsliteratur (ca. 1945–1990)
- Gegenwartsliteratur (ca. ab 1990)
Info 2: Merkmale
Die Epochen haben jeweils die folgenden Merkmale:
- einen bestimmten historischen Kontext (Was ist damals passiert?)
- Inhaltliche Schwerpunkte (Worüber wurde diskutiert und geschrieben?)
- ein vorherrschender Schreibstil (Wie wurde geschrieben?)
- zentrale Autorinnen und Autoren bzw. zentrale Werke (Welches Werk war prägend?)
Wenn von einer Literaturepoche die Rede ist, solltest Du Dich also zu diesen vier Aspekten äußern können: zur Geschichte, zum Inhalt der Literatur, zum Stil der Literatur und zu den Autorinnen und Autoren bzw. Werken.
Info 3: Probleme der Epocheneinteilung
Epocheneinteilungen sind nicht unproblematisch. Sei Dir zum Beispiel bewusst, dass manche Lehrpersonen und Lehrmittel mehr oder weniger verschiedene Epochen unterscheiden und/oder die Jahreszahlen anders festmachen.
Ein zweites Problem ist, dass die Grenzen zwischen den verschiedenen Epochen immer etwas unscharf sind. Es kann beispielsweise sein, dass ein Werk nach 1830 erschienen ist und in inhaltlicher oder stilistischer Hinsicht trotzdem stark romantische Züge trägt. Oder es kann sein, dass ein Werk zwei Epochen (oder gar keiner Epoche) zugeordnet werden kann.
Zusatzinfo: „Wellen“
Schülerinnen und Schüler müssen einzelne Epochen der deutschen Literatur oft auswendig lernen. Für viele – vielleicht auch Dich – stellt dies eine Herausforderung dar. Was das Ganze vielleicht etwas einfacher machen könnte: Du kannst Dir die Geschichte der deutschsprachigen Literatur als Wellen-bewegung vorstellen.
Ein Beispiel: Wenn auf geschichtlicher, inhaltlicher und stilistischer Ebene einmal die Vernunft im Mittelpunkt steht, so steht in der folgenden Epoche wahrscheinlich eher die Emotion im Mittelpunkt – sonst gäbe es ja keinen Unterschied zu vorher. Und auf zwei unterschiedliche Tendenzen folgt meist eine Epoche, in der sie vereint werden.
Beispiel:
Aufklärung: Vernunft und Rationalität im Mittelpunkt
Sturm und Drang: Emotion und Gefühl im Mittelpunkt
Weimarer Klassik: Vereinigung von Vernunft und Emotion