Linguistische Teildisziplinen
Das Wichtigste in Kürze
Die Linguistik (= Sprachwissenschaft) ist eine wissenschaftliche Disziplin, welche die menschliche Sprache und ihre Bestandteile untersucht. Dazu gehören ihre Struktur, ihr Gebrauch und ihre Geschichte mit Berücksichtigung der äusseren und inneren Einflüsse. Auch die Grammatik und Rechtschreibung sind Teil der Linguistik. Wusstest Du das?
Auf höheren Schulstufen solltest Du einige linguistische Teildisziplinen kennen, ebenso wie die sprachlichen Ebenen, die sie untersuchen. In dieser Zusammenfassung werden sie vorgestellt.
Info 1: Teildisziplinen
Die wissenschaftliche Disziplin der Linguistik wird in verschiedene Teildisziplinen unterteilt. Im Folgenden werden die wichtigsten davon vorgestellt. Dies zusammen mit möglichen Fragestellungen, zu welchen die Teildisziplinen forschen (könnten).
- Phonologie
Die Phonologie beschäftigt sich mit dem Lautsystem der Sprache, der Funktion von Lauten und ihrer Veränderung. Laute sind die Geräusche und Klänge, die beim Sprechen erzeugt werden.
Wie kommt es, dass früher „Apful“ gesagt wurde und heute „Apfel“ gesagt wird?
Warum sagt man in Deutschland „leise“ (ausgesprochen „laise“), in der Schweiz aber „liislig“?
- Morphologie
Die Morphologie untersucht den Aufbau von Wörtern.
Wie werden aus Verben Nomen gemacht?
Wie wird im Deutschen die Pluralform eines Nomens markiert?
- Syntax
Die Syntax untersucht den strukturellen Aufbau von Sätzen.
An welcher Stelle befinden sich Verben in regulären Aussagesätzen?
Wie hat sich die durchschnittliche Satzlänge im Verlauf der letzten 100 Jahre verändert?
- Etymologie und historische Linguistik
Die Etymologie untersucht die Herkunft, Entwicklung und Verwandtschaft von Wörtern. Sie ist eng mit der historischen Linguistik verbunden.
Woher kommt das Wort „Ampel“?
Sind die Wörter „Höhle“ und „Hölle“ miteinander verwandt?
- Semiotik
Die Semiotik wird auch Zeichenlehre genannt. Sie beschäftigt sich mit der Bedeutung von sprachlichen und nichtsprachlichen Zeichen. Ihr Gegenstandbereich reicht von Wörtern bis zu Rauchzeichen und Emojis.
Was bedeutet das Smiley-Emoji mit den beiden Handflächen?
- Semantik
Die Semantik untersucht die Bedeutung und die Bedeutungsverschiebung von Wörtern und sprachlichen Zeichen allgemein.
Inwiefern hat sich die Bedeutung des Wortes „Idiot“ im Verlauf der Zeit verändert?
Bedeutet (Sitz-)Bank dasselbe wie Bank im Sinne von Geldinstitut?
- Pragmatik
Die Pragmatik untersucht die Verwendung von Sprache in bestimmten Kontexten. Sie ist die Lehre vom sprachlichen Handeln.
Wie wird Sprache eingesetzt, wenn es ein guter Verkäufer schafft, etwas zu verkaufen, das man nicht braucht?
- Soziolinguistik
Die Soziolinguistik untersucht die komplexe Beziehung zwischen Gesellschaft und Sprache.
Warum waren die Berufsbezeichnungen von Frauen in der DDR oft männlich, z.B. „Koch“, „Lehrer“ oder „Anwalt“?
- Varietätenlinguistik
Die Varietätenlinguistik untersucht die regionalen, sozialen und kulturellen Teilsysteme von Sprache (= Varietäten), z.B. Dialekte, Ethnolekte, Soziolekte und Standardsprache.
Was ist der Status von Dialekt in der Deutschschweiz?
Wie hat sich die Jugendsprache in den letzten zehn Jahren verändert?
Zusatzinfo: Soziolinguistik
Die hier genannten Bereiche der Linguistik können vertieft werden. In letzter Zeit gewinnt die Soziolinguistik an Bedeutung. Dabei wird beispielsweise Folgendes untersucht:
- Es wird untersucht, wie sich die heutige Sprache zur Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern verhält.
Ist es korrekt, nur von „Schülern“ zu sprechen, wenn von einer durchmischten Klasse die Rede ist? Oder denken dann alle nur an Jungs?
- Es wird analysiert, wie über Minderheiten gesprochen wird.
Ist es eigentlich diskriminierend, jemanden einen „Ausländer“ oder eine „Ausländerin“ zu nennen?
- Es wird erforscht, wie sich Anredeformeln verändern.
Welche Bedeutung hat die Anrede „Sehr geehrte(r)“, in welchem Kontext wurde/wird sie verwendet?
Info 2: Ebenen von Sprache
Ist Dir aufgefallen, dass die Teildisziplinen auf unterschiedlichen Ebenen des Sprachsystems forschen? Damit Du die Teildisziplinen besser auseinanderhalten kannst und einen guten Überblick über die Ebenen von Sprache erhältst, ist im Folgenden ein Modell der wichtigsten Ebenen von Sprache abgebildet. Die Bezeichnungen der Ebenen sind gleich bzw. fast gleich wie die Teildisziplinen, die zu ihnen forschen.
Fragst Du Dich, was es mit der äussersten Ebene auf sich hat? Warum die „Aussersprachliche Wirklichkeit mitabgebildet ist? Du weisst, dass jede Sprache von der Gesellschaft und ihrer Kultur beeinflusst ist und deshalb stetig im Wandel ist. Deshalb gehört sie zu einem Modell der Sprache dazu.
- Die Phonologie, die Morphologie und die Syntax bilden die innerste Ebene und somit den Kern der Sprache. Wenn, dann verändern sie sich nur langsam.
- Dann kommt die Ebene der Graphie, das ist die Ebene der schriftlichen Zeichen und somit auch der Rechtschreibung. Auch sie verändert sich eher langsam. Meist ist eine Rechtschreibreform nötig.
- Es folgt die Ebene der Lexik, das ist ganz einfach ein anderes Wort für „Wortschatz“. Hierzu forschen u.a. die Etymologie und die Semantik.
- Am Ende die Ebene der Pragmatik: Mit Pragmatik ist die Sprache im Kontext gemeint, in dem sie auftritt, bzw. der Sprachgebrauch. Hierzu forschen im weiteren Sinne auch die Soziolinguistik und die Varietätenlinguistik.
- Auf den äusseren Ebenen kann es schneller zu Sprachwandel kommen. Sie reagieren stärker auf aussersprachliche Einflüsse als die inneren Ebenen.
Linguistische Teildisziplinen
Das Wichtigste in Kürze
Die Linguistik (= Sprachwissenschaft) ist eine wissenschaftliche Disziplin, welche die menschliche Sprache und ihre Bestandteile untersucht. Dazu gehören ihre Struktur, ihr Gebrauch und ihre Geschichte mit Berücksichtigung der äusseren und inneren Einflüsse. Auch die Grammatik und Rechtschreibung sind Teil der Linguistik. Wusstest Du das?
Auf höheren Schulstufen solltest Du einige linguistische Teildisziplinen kennen, ebenso wie die sprachlichen Ebenen, die sie untersuchen. In dieser Zusammenfassung werden sie vorgestellt.
Info 1: Teildisziplinen
Die wissenschaftliche Disziplin der Linguistik wird in verschiedene Teildisziplinen unterteilt. Im Folgenden werden die wichtigsten davon vorgestellt. Dies zusammen mit möglichen Fragestellungen, zu welchen die Teildisziplinen forschen (könnten).
- Phonologie
Die Phonologie beschäftigt sich mit dem Lautsystem der Sprache, der Funktion von Lauten und ihrer Veränderung. Laute sind die Geräusche und Klänge, die beim Sprechen erzeugt werden.
Wie kommt es, dass früher „Apful“ gesagt wurde und heute „Apfel“ gesagt wird?
Warum sagt man in Deutschland „leise“ (ausgesprochen „laise“), in der Schweiz aber „liislig“?
- Morphologie
Die Morphologie untersucht den Aufbau von Wörtern.
Wie werden aus Verben Nomen gemacht?
Wie wird im Deutschen die Pluralform eines Nomens markiert?
- Syntax
Die Syntax untersucht den strukturellen Aufbau von Sätzen.
An welcher Stelle befinden sich Verben in regulären Aussagesätzen?
Wie hat sich die durchschnittliche Satzlänge im Verlauf der letzten 100 Jahre verändert?
- Etymologie und historische Linguistik
Die Etymologie untersucht die Herkunft, Entwicklung und Verwandtschaft von Wörtern. Sie ist eng mit der historischen Linguistik verbunden.
Woher kommt das Wort „Ampel“?
Sind die Wörter „Höhle“ und „Hölle“ miteinander verwandt?
- Semiotik
Die Semiotik wird auch Zeichenlehre genannt. Sie beschäftigt sich mit der Bedeutung von sprachlichen und nichtsprachlichen Zeichen. Ihr Gegenstandbereich reicht von Wörtern bis zu Rauchzeichen und Emojis.
Was bedeutet das Smiley-Emoji mit den beiden Handflächen?
- Semantik
Die Semantik untersucht die Bedeutung und die Bedeutungsverschiebung von Wörtern und sprachlichen Zeichen allgemein.
Inwiefern hat sich die Bedeutung des Wortes „Idiot“ im Verlauf der Zeit verändert?
Bedeutet (Sitz-)Bank dasselbe wie Bank im Sinne von Geldinstitut?
- Pragmatik
Die Pragmatik untersucht die Verwendung von Sprache in bestimmten Kontexten. Sie ist die Lehre vom sprachlichen Handeln.
Wie wird Sprache eingesetzt, wenn es ein guter Verkäufer schafft, etwas zu verkaufen, das man nicht braucht?
- Soziolinguistik
Die Soziolinguistik untersucht die komplexe Beziehung zwischen Gesellschaft und Sprache.
Warum waren die Berufsbezeichnungen von Frauen in der DDR oft männlich, z.B. „Koch“, „Lehrer“ oder „Anwalt“?
- Varietätenlinguistik
Die Varietätenlinguistik untersucht die regionalen, sozialen und kulturellen Teilsysteme von Sprache (= Varietäten), z.B. Dialekte, Ethnolekte, Soziolekte und Standardsprache.
Was ist der Status von Dialekt in der Deutschschweiz?
Wie hat sich die Jugendsprache in den letzten zehn Jahren verändert?
Zusatzinfo: Soziolinguistik
Die hier genannten Bereiche der Linguistik können vertieft werden. In letzter Zeit gewinnt die Soziolinguistik an Bedeutung. Dabei wird beispielsweise Folgendes untersucht:
- Es wird untersucht, wie sich die heutige Sprache zur Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern verhält.
Ist es korrekt, nur von „Schülern“ zu sprechen, wenn von einer durchmischten Klasse die Rede ist? Oder denken dann alle nur an Jungs?
- Es wird analysiert, wie über Minderheiten gesprochen wird.
Ist es eigentlich diskriminierend, jemanden einen „Ausländer“ oder eine „Ausländerin“ zu nennen?
- Es wird erforscht, wie sich Anredeformeln verändern.
Welche Bedeutung hat die Anrede „Sehr geehrte(r)“, in welchem Kontext wurde/wird sie verwendet?
Info 2: Ebenen von Sprache
Ist Dir aufgefallen, dass die Teildisziplinen auf unterschiedlichen Ebenen des Sprachsystems forschen? Damit Du die Teildisziplinen besser auseinanderhalten kannst und einen guten Überblick über die Ebenen von Sprache erhältst, ist im Folgenden ein Modell der wichtigsten Ebenen von Sprache abgebildet. Die Bezeichnungen der Ebenen sind gleich bzw. fast gleich wie die Teildisziplinen, die zu ihnen forschen.
Fragst Du Dich, was es mit der äussersten Ebene auf sich hat? Warum die „Aussersprachliche Wirklichkeit mitabgebildet ist? Du weisst, dass jede Sprache von der Gesellschaft und ihrer Kultur beeinflusst ist und deshalb stetig im Wandel ist. Deshalb gehört sie zu einem Modell der Sprache dazu.
- Die Phonologie, die Morphologie und die Syntax bilden die innerste Ebene und somit den Kern der Sprache. Wenn, dann verändern sie sich nur langsam.
- Dann kommt die Ebene der Graphie, das ist die Ebene der schriftlichen Zeichen und somit auch der Rechtschreibung. Auch sie verändert sich eher langsam. Meist ist eine Rechtschreibreform nötig.
- Es folgt die Ebene der Lexik, das ist ganz einfach ein anderes Wort für „Wortschatz“. Hierzu forschen u.a. die Etymologie und die Semantik.
- Am Ende die Ebene der Pragmatik: Mit Pragmatik ist die Sprache im Kontext gemeint, in dem sie auftritt, bzw. der Sprachgebrauch. Hierzu forschen im weiteren Sinne auch die Soziolinguistik und die Varietätenlinguistik.
- Auf den äusseren Ebenen kann es schneller zu Sprachwandel kommen. Sie reagieren stärker auf aussersprachliche Einflüsse als die inneren Ebenen.