Textinterpretation schreiben: Vorgehen, Gliederung, Tipps
Das Wichtigste in Kürze
Auf höheren Schulstufen wird erwartet, dass Du literarische Texte analysieren und interpretieren kannst. Egal, ob erzählerische, lyrische oder dramatische Texte: Der erste Schritt sollte sein, dass Du den Text richtig verstehst. Dann kommen die Recherche, Analyse und Interpretation: Du denkst gründlich über den Text nach und versuchst, Auffälligkeiten zu deuten – genau so, wie Du es im Deutschunterricht bestimmt schon oft gemacht hast.
In der Schule werden manchmal Textinterpretationen in Form eines Vortrags, eines Aufsatzes oder gar einer grösseren Arbeit verlangt. In dieser Zusammenfassung erfährst Du, wie Du vorgehen kannst, wenn Du eine Textinterpretation in Form eines Aufsatzes schreiben sollst.
Info 1: Textinterpretationen schreiben
Beim Schreiben einer Textinterpretation solltest Du Dich auf verschiedene Aspekte konzentrieren – ausser der literarische Text ist sehr umfangreich oder Deine Lehrperson sagt, Du sollest eine bestimmte Sache untersuchen. In diesen Fällen fokussierst Du einen Aspekt des Texts.
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Inhaltliches
Gefordert ist, das Wichtigste des Inhalts sowohl verständlich als auch präzise zusammenzufassen. Erwähne die wichtigsten Figuren, Schlüsselmomente, wiederkehrenden Symbole etc. Du musst im Übrigen klar markieren, was im gelesenen Werk wirklich passiert und was Du interpretierst.
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Sprache und Struktur
Du solltest ein paar sprachliche Auffälligkeiten nennen können. Sag zum Beispiel ein paar Worte zur Gattung.
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Biographisches
Es wäre gut, wenn Du ein paar Aspekte zur Biografie der Autorin oder des Autors sagen würdest. Sag vor allem das, was sich mit dem Text verbinden lässt.
Beispiel:
Als Hedwig Dohm den Roman „Sibilla Dalmar“ fertigstellte, war sie bereits verwitwet und ein aktives Mitglied der Frauenbewegung.
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Geschichtliches
Skizziere in ein paar Sätzen die politischen, ökonomischen oder kulturellen Vorgänge der Zeit, in der der Text geschrieben und veröffentlicht wurde.
Beispiel:
„Nathan der Weise“ (Lessing) ist der Epoche der Aufklärung zuzuordnen. Im literarischen Bereich wie auch in der Naturwissenschaft, Wirtschaf und Politik breitete sich zu dieser Zeit ein ausgeprägtes Vernunft-Denken aus.
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Interpretation
Dies sollte der umfangreichste Teil Deiner Textinterpretation sein. Was ist besonders auffällig? Was schliesst Du aus Deiner Analyse und Recherche? Ziehe Verbindungen und Schlüsse. Manchmal ist es besser, sich auf einige Punkte zu beschränken. Dann kann man viel mehr in die Tiefe gehen und verzettelt sich nicht.
Beispiel:
Das Ende von Thomas Manns „Der Tod in Venedig“ ist lückenhaft: Die Ursache für Aschenbachs Tod wird nicht erzählt. Damit wird offengelassen, ob er aus Liebe zu Tadzio oder an der Cholera stirbt.
Wenn Du diese Aspekte ansprichst, hast Du den Text sicher richtig diskutiert. Du wirst sehen, dass man bei Textinterpretationen eigentlich ziemlich viel Spielraum hat und dass sehr viel Spannendes dabei rauskommen kann. Viel Spass bei Deiner nächsten Textinterpretation!
Info 2: Gliederung
Dein Text muss drei Teile haben: eine Einleitung, einen Hauptteil und einen Schluss. Nach jedem Teil folgt ein neuer Absatz, damit man die Struktur klar erkennen kann. Diese Aufteilung kennst Du bereits von anderen Textsorten.
EINLEITUNG
In der Einleitung Deiner Textinterpretation nennst Du zunächst den Titel des Werks, die Autorin oder den Autor sowie das Erscheinungs- und Veröffentlichungsjahr. Dann benennst Du das Thema bzw. die Themen des Werks und gibst den Inhalt wieder. Stelle die wichtigsten Figuren und Schlüsselmomente vor und erkläre allfällige Bezüge auf ältere Stoffe.
HAUPTTEIL
Meist sind Untersuchungsaspekte vorgegeben, die in der Textinterpretation zu berücksichtigen sind. In diesem Fall hast Du diese nun zu untersuchen und zu interpretieren. Ansonsten bist Du relativ frei, ob Du mehr über Auffälligkeiten im Inhalt, die Sprache und Struktur, das Biografische oder Geschichtliche nachdenkst und schreibst. Gehe in die Tiefe, ziehe Verbindungen und Schlüsse.
Begründe und belege Deine zentralen Aussagen mit Textzitaten in Anführungs- und Schlusszeichen und Seitenangaben. Mit Textzitaten wird Deine Textinterpretation direkt nachvollziehbarer. Natürlich kannst Du auch eine persönliche Stellungnahme machen, das musst Du aber klar als eine solche deklarieren (Bsp. Meiner Meinung nach...).
Tipp:
Versuche, Deine Behauptungen mit Beobachtungen von Besonderheiten in der Sprache und Struktur zu stützen. Dies ist in der Regel sehr überzeugend!
SCHLUSS
Auch der Schluss kann vielgestaltig sein, sofern Deine Lehrperson nichts vorgegeben hat. Du kannst z.B. Deine wichtigsten Aussagen zusammenfassen oder Stellung zu Deinen Beobachtungen nehmen. Wie wirkt das Ganze auf Dich?