Erörterung schreiben: Vorgehen, Gliederung und Tipps
Das Wichtigste in Kürze
Eine Erörterung ist ein Typ von Argumentationsaufsatz. In einer Erörterung beleuchtest Du ein Thema von mindestens zwei Seiten. Meist handelt es sich um ein kontroverses, also umstrittenes Thema, zu dem verschiedene Parteien unterschiedliche Meinungen haben.
Bei dieser Textsorte geht es im Kern darum, die Vor- und Nachteile einer Gegebenheit, einer Idee oder eines Vorschlags abzuwägen – es ist demnach das Ziel, sowohl Pro-Argumente als auch Contra-Argumente aufzuführen.
Info 1: Erörterungen schreiben
Beachte die folgenden fünf Schritte, bevor Du zu schreiben beginnst:
- Sammle Informationen zum Thema, zum Beispiel mithilfe eines Mindmaps.
- Mach eine Liste mit Pro-Argumenten (Vorteilen) und Contra-Argumenten (Nachteilen).
- Überlege Dir zu jedem Pro-Punkt und zu jedem Contra-Punkt je ein Beispiel.
- Ordne die Argumente: Welche sind Deine stärksten Pro-Argumente? Welche die stärksten Contra-Argumente?
- Überlege, ob Du Pro- und Contra-Argumente notiert hast, die sich widersprechen. Hebt ein Contra-Argument ein gewisses Pro-Argument gleich wieder auf? In diesem Fall solltest Du diese beiden Argumente gleich hintereinander in Deinen Text einbauen.
Beispiel
Eine Pro- und Contra-Liste zum Thema: Sollten wir in der Schweiz Schuluniformen einführen?
PRO (+) |
| CONTRA (-) |
Es entsteht ein „Wir“-Gefühl. Kosten werden gesenkt. Sozialklima verbessert sich. |
| Individualität geht verloren. Zwang wird ausgeübt. Einheitliche Mode ist langweilig. |
Info 2: Befolge die Aufgabenstellung
Erinnere Dich beim Schreiben daran, die Merkmale einer Erörterung zu berücksichtigen.
- Erwähne mehrere Vor- und Nachteile, am besten mindestens drei pro Seite.
- Deine Vor- und Nachteile solltest Du gut begründen können. Stelle also sicher, dass es sich um stichhaltige Argumente handelt. Bestenfalls nennst Du ein Beispiel pro Argument.
- Bleibe beim Thema, schweife nicht ab!
Info 3: Gliederung
Wie die meisten Textsorten sind auch Erörterungen in drei Teile gegliedert:
EINLEITUNG
Führe in das Thema ein. Stelle eine präzise Frage, welche Du im Hauptteil diskutieren willst. Die Frage sollte weder zu eng noch zu breit formuliert sein: Es sollte möglich sein, etwa drei Pro- und drei Contra-Argumente zu dieser Fragestellung zu diskutieren, ohne abzuschweifen.
Gleichzeitig sollte die Frage am Ende der Erörterung umfassend beleuchtet sein, es sollten also keine wichtigen Argumente der Debatte fehlen. Die Wahl der passenden Fragestellung ist nicht einfach! Allerdings wird diese oft vorgegeben.
Beispiele
- Kaum eine Debatte wird so kontrovers geführt wie jene über Kernkraftwerke: Für manche ist das Risiko dieser Art von Energiegewinnung untragbar, andere sehen darin eine gute Alternative zu klimaschädlichen Kohlekraftwerken oder ökosystemstörenden Wasser-kraftwerken. Welche Argumente wiegen stärker?
- In anderen Ländern Normalität, in der Schweiz noch immer sehr umstritten: Ist es sinnvoll, Schuluniformen einzuführen?
HAUPTTEIL
In diesem Teil beantwortest Du die Frage(n), die Du in der Einleitung gestellt hast. Ob Du mit einem Pro- oder einem Contra-Argument beginnst, ist Dir überlassen. So oder so, beginne mit den schwächeren Argumenten! Wechsle zwischen Pro- und Contra-Argumenten ab, nenne zu jedem Argument ein Beispiel.
Vergiss auch nicht, Deine Argumente zu erklären und zu begründen: Die Leserinnen und Leser sollen Deine Argumentation verstehen und nachvollziehen können, selbst wenn sie nicht gleicher Meinung sind.
Beispiele
- Ein oft genanntes Argument der Atomkraft-Gegnerinnen und -Gegner ist die Endmülllagerung: Bei der Stromgewinnung mit Atomspaltung entstehen Abfälle, welche radioaktiv sind. Diese zu lagern, ist nicht einfach, denn sie sollten nicht in Kontakt mit Lebewesen geraten. Seit Jahren werden im Jura Versuche durchgeführt, wie dieser Müll sicher gelagert werden könnte, jedoch scheint es nicht einfach zu sein, eine Lösung zu finden.
- Auf der anderen Seite stelle ich mir die Frage, ob Atommüll oder der Klimawandel eine grössere Gefahr für die Erde darstellen: Das CO2, welches bei der Stromproduktion mit fossilen Energieträgern in die Atmosphäre gelangt...
- Es scheint mir einleuchtend, dass Schuluniformen zu weniger Mobbing beitragen könnten. Gerade in Gesellschaften, in denen die Schere zwischen arm und reich grösser wird, gewinnen Statussymbole an Bedeutung. Plötzlich sind nur noch diejenigen Kinder cool und akzeptiert, welche die richtigen Levi’s-Hosen tragen. Es steht aber fest, dass sich nicht alle Eltern Markenkleidung leisten können. Schuluniformen würden dieser Art von Ausgrenzung entgegenwirken, da auf einmal alle Kinder gleich gekleidet wären.
- Allerdings trägt die Uniformpflicht auch dazu bei, dass junge Menschen ihren Stil weniger entfalten können. Der Kleidungsstil kann auch Ausdruck der Persönlichkeitsentwicklung sein, sofern...
- Einerseits… andererseits...
- Dieses Argument wird sogleich wieder entkräftet, wenn man bedenkt, dass...
- An diesem Beispiel lässt sich gut erkennen, dass...
SCHLUSS
Nenne im Schluss keine neuen Argumente mehr! Im Schlussteil solltest Du stattdessen unterstreichen, welche Argumente für Dich überwiegen: Du erklärst, welche Argumente Dich schlussendlich überzeugt haben und wie Du Dich jetzt positionierst. Vertrittst Du schlussendlich den Pro- oder den Contra-Standpunkt?
Beispiele
- Zusammenfassend lässt sich sagen, dass nicht nur Atomkraftwerke, sondern auch fossile Energieträger grosse Nachteile mit sich bringen. Wir haben gesehen, dass es die beste Lösung wäre, sich auf erneuerbare Energien zu konzentrieren und den Stromverbrauch zu reduzieren.
- Abschliessend finde ich, dass die Argumente für Schuluniformen überwiegen. Der überzeugendste Punkt ist aus meiner Sicht, dass der Fokus auf Äusserlichkeiten so reduziert werden kann.