Nomen: Genus, Numerus und Kasus bestimmen
Das Wichtigste in Kürze
Du kennst die Wortart Nomen (= Substantive) bereits und weisst, welche Wörter Nomen sind. In dieser Zusammenfassung erfährst Du, was die grammatikalischen Eigenheiten von Nomen sind und wie Du den Fall eines Nomens bestimmen kannst.
Info 1: Genus, Numerus und Kasus von Nomen
Ebenso wie Adjektive und Pronomen sind Nomen deklinierbar. Das heisst, dass jedem Nomen ein Geschlecht (= Genus) zugewiesen ist und Nomen eine veränderliche Zahl (= Numerus) und einen veränderlichen Fall (= Kasus) haben.
GENUS
Jedes Nomen hat ein grammatikalisches Geschlecht, das sogenannte Genus. Das heisst, dass ein Nomen entweder ein Femininum (weiblich), ein Maskulinum (männlich) oder ein Neutrum (sächlich) ist. Sein Geschlecht lässt sich anhand seines bestimmten Artikels im Singular bestimmen (= der, die, das).
- Maskulinum: der Hut, der Meteorit, der Wahnsinn
- Femininum: die Schwimmweste, die Raumstation, die Entdeckung
- Neutrum: das Gummiboot, das Wetter, das Gefühl
Hinweis:
Berufsbezeichnungen und allgemein Nomen, die eine Person (oder ein Tier) beschreiben, haben meist eine männliche und weibliche Form (z.B. Koch und Köchin, Leser und Leserin, Rüde und Hündin).
Früher war es üblich, das Maskulinum generisch zu verwenden, d.h. damit beide Geschlechter zu meinen. Heute gilt dies als diskriminierend. Entweder man verzichtet auf die Markierung von Geschlecht (z.B. Leute, Lernende) oder man verwendet neuere Formulierungen (z.B. Lerner*in, Leser:innen).
NUMERUS
Nomen haben eine Zahl, den sogenannten Numerus. Nomen stehen entweder im Singular (= Einzahl) oder im Plural (= Mehrzahl). Im Singular bezeichnen sie eine Sache, im Plural mehrere.
Wenn Nomen in den Plural gesetzt werden, wird der bestimmte Artikel „die“ davorgestellt oder (im Fall von unbestimmten Nomen) der Artikel wird weggelassen. Des Weiteren werden oft Pluralendungen wie „-n“, „-er“ oder „-e“ angehängt. Manchmal werden auch Umlaute eingesetzt, um aus der Einzahl eine Mehrzahl zu bilden. In einigen Fällen – v.a. bei Fremdwörtern – ist die Pluralbildung jedoch komplizierter.
- Singular: der Berg, das Schlüsselloch, die Hand, Stadium, Antibiotikum
- Plural: (die) Berge, (die) Schlüssellöcher, (die) Hände, (die) Stadien, (die) Antibiotika
Hinweis:
Es gibt Nomen, die ausschliesslich im Singular vorkommen, sowie solche, die nur im Plural vorkommen.
Beispiele – Nomen nur im Sg.
Obst, Regen, Vieh, Gold, Respekt
Beispiele – Nomen nur im Pl.
Eltern, Flitterwochen, Ferien, Gewissensbisse, Prügel
KASUS
Zur Deklinierbarkeit von Nomen gehört auch, dass ein Nomen in einem Satz immer in einem bestimmten Fall steht. Es gibt vier Fälle, nämlich den Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ.
Die vier Fälle unterscheiden sich einerseits in ihrer Funktion im Satz. Andererseits unterscheiden sie sich in ihrer Form (z.B. ihren Begleitwörtern und manchmal auch Endungen).
| Nominativ | Genitiv | Dativ | Akkusativ |
Sg. f. | die Küche | der Küche | der Küche | die Küche |
Sg. m. | der Baum | des Baumes | dem Baum | den Baum |
Pl. f. | die Küchen | der Küchen | den Küchen | die Küchen |
Pl. m. | die Bäume | der Bäume | den Bäumen | die Bäume |
Zusatzinfo: Kongruenz
Nomen können verschiedene Begleiter haben: bestimmte und unbestimmte Artikel, andere Pronomen (z.B. sein, dieser) und Adjektive. In diesem Fall liegt eine sogenannte „Kongruenz“ vor. Das bedeutet, dass Begleiter das Genus, den Numerus und Kasus des Nomens annehmen, auf das sie sich beziehen. Dadurch haben alle Wörter dieselbe Flexionsform.
Beispiel:
Mein kleiner grüner Kaktus steht draussen am Balkon.
Das Pronomen „mein“ und die Adjektive „kleiner“ und „grüner“ haben das Genus, den Numerus und Kasus des Nomens „Kaktus“ angenommen. Die Wörter sind kongruent.
Info 2: Fälle bestimmen
Du hast zwei Möglichkeiten, um die Fälle von Nomen einfach und schnell zu bestimmen.
FRAGEPROBE
Dir liegt ein Wort vor, dessen Fall Du bestimmen musst. Was tun? Du überlegst, welche Frage oder welches Fragewort Du verwenden würdest, um nach dem Wort zu fragen. Dies ist die sogenannte „Frageprobe“.
Fragewort | Fall |
Wer oder was? | Nominativ |
Wessen? | Genitiv |
Wem? | Dativ |
Wen oder was? | Akkusativ |
Beispiele:
Mein Onkel fährt nach Paris. Wer fährt nach Paris? Nominativ
Louisas Eltern sind sehr lustig. Wessen Eltern sind sehr lustig? Genitiv
Anna gibt mir ihren Hund. Wen gibt mir Anna? Akkusativ
Sie schenkt ihm einen Kaktus. Wem schenkt sie einen Kaktus? Dativ
Hinweis:
Wenn vor dem Wort, dessen Fall man bestimmen soll, eine Präposition steht, sollte man die Präposition auch in der Frage verwenden.
Beispiele:
Vincent geht in die Schule. In wen geht Vincent? Akkusativ
Wir verlassen uns auf dich. Auf wen verlassen wir uns? Akkusativ
ERSATZPROBE
Wenn Du den Fall eines Worts mit der Frageprobe nicht herausfinden kannst, ersetze es durch ein männliches Nomen in der Einzahl (z.B. „Baum“ oder „Hund“). Der Fall wird gleichbleiben. Was sich aber automatisch ändert, sind die bestimmten bzw. unbestimmten Artikel. Und an diesen Artikeln kannst Du dann direkt den Fall ablesen.
| Nominativ | Akkusativ | Dativ | Genitiv |
Sg. m. bestimmt | der Baum | den Baum | dem Baum | des Baums |
Sg. m. unbestimmt | ein Baum | einen Baum | einem Baum | eines Baums |
Beispiele:
Die Grossmutter geht jeden Sonntag spazieren.
Der Baum geht jeden Sonntag spazieren. Nominativ (der)
Der Wasserkocher der Grossmutter quietscht.
Der Wasserkocher des Baums quietscht. Genitiv (des)
Der Grossvater gibt der Grossmutter einen Kuss.
Der Grossvater gibt dem Baum einen Kuss. Dativ (dem)
Die Nachbarinnen achten die Grossmutter.
Die Nachbarinnen achten den Baum. Akkusativ (den)