Gedicht schreiben: Arten von Gedichten
Das Wichtigste in Kürze
In der Schule wirst Du bestimmt einmal ein kurzes Gedicht schreiben müssen. Es gibt aber verschiedene Arten von kurzen Gedichten. Deshalb ist es hilfreich zu wissen, wie diese Gedichtarten heissen und worin sie sich unterschieden. In dieser Zusammenfassung werden Dir vier Gedichtarten und ihre Merkmale vorgestellt.
Info 1: Was ist ein Gedicht?
Ein paar Dinge sind bei allen Gedichten gleich: Ein Gedicht ist ein kurzer Text, bei dem meistens viele Bilder und Stimmungen vorkommen. Gedichte kannst Du ganz einfach an ihrem Aussehen erkennen: Sie haben kurze Textzeilen, sogenannte „Verse“ und manchmal auch mehrere Textabschnitte, welche „Strophen“ genannt werden. Dann ist es bei vielen Gedichten auch so, dass sie sich reimen.
Info 2: Verschiedene Gedichtarten
Hier ein Überblick über ein paar verschiedene Arten von kurzen Gedichten. Einige davon kennst Du vielleicht schon.
ELFCHEN
Wie Du am Namen schon erkennen kannst, ist das Elfchen ein kurzes Gedicht, welches insgesamt aus elf Wörtern besteht. Diese Gedichtart hat keine Reime, aber es gibt ein paar Regeln, die man beim Schreiben befolgen muss.
Insgesamt hat ein Elfchen fünf Zeilen, wobei in der ersten Zeile ein Wort steht, in der zweiten zwei, in der dritten drei und so weiter. Nur in der fünften Zeile, welche die letzte ist, steht wieder nur ein Wort und nicht fünf.
Beispiel - Elfchen:
Lampe.
Schalter drücken.
Es wird hell.
Ich setze mich hin.
Lese.
(Renate Golpon – Licht)
AKROSTICHON
Das Akrostichon ist ein Gedicht, bei dem alle Anfangsbuchstaben von jeder Zeile zusammen ein Wort bilden, wenn Du sie von oben nach unten liest. Dieses senkrechte Wort gibt meistens das Thema des Gedichtes an. Es ist dann also wie der Titel des Gedichts. Es kann so lang oder kurz sein, wie Du willst.
Beispiel - Akrostichon:
W ie doch die Vögel in den Bäumen zwitschern.
A uch ein Reh lässt sich kurz blicken.
L aub, das leise auf den Boden fällt;
D er schönste Ort auf Erden.
RONDELL
Das Rondell kannst Du Dir wie ein Karussell vorstellen, da es sich wie in einem Kreis dreht. Es hat nämlich ein paar Zeilen, die sich wiederholen.
Meistens hat das Rondell insgesamt acht Zeilen, wobei auf jeder Zeile ein Satz steht. Zeilen 1, 4 und 7 sind dabei genau gleich; der Satz, der in Zeile 1 steht, wird also in den Zeilen 4 und 7 wiederholt. Auch in den Zeilen 2 und 8 steht der gleiche Satz.
Beispiel - Rondell:
1 Ich seh den Falter sich entfalten.
2 Die Blume spürt den Falter kaum.
3 Sie kann ihn ohne Schwanken halten.
4 Ich seh den Falter sich entfalten.
5 Er will wohl seines Amtes walten;
6 denn Nektar ist des Falters Traum.
7 Ich seh den Falter sich entfalten.
8 Die Blume spürt den Falter kaum …
(Renate Golpon – Falterfreuden)
HAIKU
Das Haiku hat nur drei Zeilen und ist eine der kürzesten Gedichtarten. Es kommt aus Japan und handelt meistens von der Natur. In dieser Gedichtart ist die Anzahl Silben der benutzten Wörter wichtig: die erste und dritte Zeile sollen insgesamt fünf Silben haben und die mittlere Zeile sieben.
Eine Silbe ist der kleinste Teil von einem Wort. Du findest die Anzahl Silben, indem Du ein Wort mitklatschst, wenn Du es aussprichst. Wie oft Du klatschst, ergibt die Anzahl Silben dieses Wortes. Das Wort „Armbanduhr“ klatschst Du zum Beispiel so: „Arm-band-uhr“. „Armbanduhr“ hat also drei Silben.
Beispiel - Haiku:
Frühlingsanfang –
der alte Dackel springt
über den Graben …
(Silvia Kempen – Frühlingsanfang)
Hinweis:
Das ist nur eine kleine Auswahl an Gedichten, die Dir vielleicht im Schulunterricht begegnen werden. Es gibt noch viele mehr, die hier nicht aufgelistet wurden.