Geometrische Optik: Konzepte und Regeln
Einführung
Die geometrische Optik ist das einfachste Modell der Optik. Es eignet sich hervorragend, um alltägliche Phänomene zu beschreiben. Das Modell beruht auf vier Axiomen:
- Lichtstrahlen verlaufen geradlinig, sofern die Dichte gleichmässig verteilt ist.
- Lichtstrahlen werden an einem Hindernis reflektiert und gebrochen.
- Die Laufrichtung des Lichts ist umkehrbar.
- Kreuzende Lichtstrahlen beeinflussen sich nicht.
Nun die Axiome im Detail:
1. Axiom
Lichtstrahlen folgen dem Fermat'schen Prinzip. Dies bedeutet, dass die Lichtstrahlen den Weg nehmen, bei dem sie die geringste Zeit brauchen. Solange auf dem Weg kein Hindernis ist, ist das der direkte, geradlinige Weg.
2. Axiom
Reflexion:
An einem Hindernis werden Lichtstrahlen gemäss dem Reflexionsgesetz reflektiert. Somit ist der Einfallswinkel O1 und der Ausfallswinkel O2 gleich gross.
Der Lichtstrahl nimmt auch hier den Weg, für welchen er die geringste Zeit braucht. Jedoch ist er hier nicht direkt, da er noch zwecks der Reflexion über die Fläche C muss.
Brechung:
Die Brechung an einer Grenzoberfläche ist von drei Grössen abhängig:
Winkel α und β | Der Einfalls- und Brechungswinkel stehen in einem bestimmten Verhältnis bei der Brechung |
relative Lichtgeschwindigkeit c | Jedes Medium hat eine andere Lichtgeschwindigkeit, dieses Verhältnis der Geschwindigkeiten der beiden Medien ist entscheidend |
Brechzahl n | Abhängig von seiner Dichte hat jedes Medium eine sogenannte Brechzahl (Luft = 1, Wasser = 1,3 usw.…) |
Snellius führte hierfür ein Gesetz ein, welches die drei Grössen zusammenbringt:
sinβsinα=c2c1=n1n2
3. Axiom
Die Richtung des Lichtstrahles hat keinen Einfluss auf den Weg des Lichts. Somit spielt es keine Rolle, ob der Strahl beim oberen Bild von A nach B oder B nach A geht, der Weg ist der Gleiche.
4. Axiom
Wenn sich zwei Lichtstrahlen kreuzen, hat dies keinen Einfluss auf die Wege des Lichts. Dies ist besonders wichtig bei Aufgaben mit mehreren Lichtquellen, bei der mehrere Strahlen gleichzeitig unterwegs sind.
Aufgepasst:
Mit diesen vier Annahmen kann man sehr viele Phänomene aus dem Alltag erklären. Da jedoch sehr vieles ausserordentlich vereinfacht dargestellt wird, stösst man irgendwann an die Grenzen des Modells, beispielsweise bei der Beugung oder der Streuung von Licht.
Beispiel:
Ein Lichtstrahl fällt auf eine Wasseroberfläche im Winkel von 60°. In welchem Winkel geht der Lichtstrahl durch das Wasser? Die Brechzahlen von Luft und Wasser sind jeweils 1 und 1,33.
Gegeben: α=60°, n1=1, n2=1,33
Gesucht: β=?
Lösung:
Schritt 1:
Da das Licht hier durch eine Grenzfläche geht, brauchst du das Gesetz von Snellius. Da hier nur Brechzahl und Winkel gegeben sind, kannst du die Geschwindigkeiten weglassen:
sinβsinα=n1n2
Schritt 2:
In diesem Beispiel ist der Winkel β gesucht, also musst du die Gleichung nach β auflösen:
β=arcsin(n2sinα⋅n1)
Schritt 3:
Nun kannst du alle gegebenen Werte einsetzen und den Winkel berechnen:
β=arcsin(1,33sin60°⋅1)≈40,5°
Der Winkel im Wasser beträgt somit 40,5°.
Achtung:
Oftmals musst du sehr genau aufpassen, welche Winkel du verwendest. Bei vielen Aufgaben werden nicht von Beginn an die richtigen Winkel in der Aufgabe angegeben. Für das Rechnen mit dem Snellius Gesetz brauchst du immer die Winkel zwischen der Grenzfläche und dem Lot!