Ungleichheit: Wie sind die Einkommen in der Schweiz verteilt?
Das Wichtigste in Kürze
Die Einkommensungleichheit beschreibt, wie das Einkommen aller Personen in einer Gesellschaft verteilt ist. Als gleich gilt eine Gesellschaft, in der alle ähnlich viel verdienen, unabhängig von beruflichem Hintergrund oder Erfolg. Ungleich ist eine Gesellschaft, in der das Einkommen von Höchst- und Geringverdienenden stark auseinanderklaffen. Die Einkommensungleichheit in Europa ist tief, wenn Du sie mit dem Rest der Welt vergleichst. Doch gibt es beträchtliche Unterschiede zwischen einzelnen europäischen Ländern. Die Einkommensverteilung in der Schweiz ist über die letzten 100 Jahre stabil geblieben. Es gibt verschiedene Faktoren, welche die Ungleichheit in einem Land beeinflussen: das Bildungssystem, der Arbeitsmarkt, die Globalisierung und die politischen Institutionen.
In dieser Zusammenfassung erfährst Du mehr über die Ungleichheit in der Schweiz. Du lernst, was Einkommensungleichheit ist und wie sie gemessen wird. Nach der Lektüre dieser Zusammenfassung verstehst Du die zentralen Treiber der Ungleichheit und wie der Staat mittels Umverteilung die Ungleichheit verringert.
1: Was ist Einkommensungleichheit?
Die Einkommensungleichheit zeigt, wie das gesamte Volkseinkommen unter den Bürger und Bürgerinnen verteilt ist.Sie gibt folglich an, wie die Einkommen aller Personen in der Gesellschaft verteilt sind. Die Einkommensungleichheit ist hoch, wenn wenige Personen sehr viel verdienen und die meisten Personen sehr wenig verdienen. Die Einkommensungleichheit ist tief, wenn alle Bürgerinnen und Bürger ähnlich viel verdienen.
Unter Einkommen wird allerdings nicht nur Dein Lohn verstanden. Falls Du zukünftig eine Wohnung kaufst und diese vermietest, dann gehören diese Mieteinnahmen auch zu Deinem Einkommen. Das Gleiche gilt für Einnahmen aus Kapitalanlagen oder Unterstützungsleistungen, die Du allenfalls vom Staat erhältst.
2: Wie wird die Einkommensungleichheit gemessen?
Die Einkommensungleichheit kann auf verschiedene Arten gemessen werden. Die beiden bekanntesten Masse sind der Gini-Koeffizient (benannt nach dem italienischen Statistiker Corrado Gini) und die Topeinkommenskonzentration. Der Gini-Koeffizient nimmt einen Wert zwischen 0 und 1 an.
Wenn alle Personen in einer Gesellschaft gleich viel verdienen, beträgt der Koeffizient 0. Je näher er bei 1 liegt, desto ungleicher sind die Einkommen in der Gesellschaft verteilt. Der Gini-Koeffizient kann allerdings keine Aussagen über die tatsächliche Einkommensverteilung machen: Eine Gesellschaft mit vielen Reichen und Armen hat beispielsweise einen ähnlichen Gini-Koeffizient wie eine Gesellschaft mit einer grossen Mittelschicht.
Deshalb lohnt es sich, zusätzlich zum Gini-Koeffizienten auch die Einkommenskonzentration mithilfe der sogenannten Top-Einkommensanteile zu messen. Die Anteile der Top-Einkommen geben an, wie viel des Gesamteinkommens eine bestimmte Gruppe von Topverdienenden verdient.
3: Wie steht es um die Einkommensungleichheit in der Schweiz?
Der Gini-Koeffizient beträgt 0.33, und die Einkommen der Top 10 Prozent machen rund 35 Prozent des Gesamteinkommens in der Schweiz aus (Stand 2018). Damit ist die Einkommensungleichheit in der Schweiz vergleichbar mit jener vieler europäischer Staaten. Im weltweiten Vergleich ist die Ungleichheit in der Schweiz und Europa tief.
Die Einkommensverteilung ist in der Schweiz über die Zeit sehr konstant. Während es in anderen Staaten grosse Veränderungen über die Zeit gab, ist der Einkommensanteil der Top-Verdiener in der Schweiz stabil geblieben.
4: Was sind die Treiber der Ungleichheit?
Die Globalisierung kann die Ungleichheit in einem Land erhöhen, weil sie nach dem Prinzip des «The winner takes it all» funktioniert: Personen mit einem hohen Einkommen profitieren überdurchschnittlich, während jene mit tiefen Einkommen auf dem bisherigen Einkommensniveau verharren.
Die Bildungslandschaft in einem Staat beeinflusst die Ungleichheit ebenfalls. So reduzieren das duale Bildungssystem mit Studium und Lehre und das vielfältige Weiterbildungsangebot die Einkommensungleichheit in der Schweiz.
Die Ausgestaltung des Arbeitsmarkts kann die Ungleichheit erhöhen oder reduzieren. Je flexibler der Arbeitsmarkt, desto einfacher haben es junge Arbeitskräfte einen Job zu finden (und umgekehrt: je starrer der Arbeitsmarkt, desto schwieriger haben sie es). Eine hohe Arbeitslosenquote macht eine Gesellschaft ungleicher, weil mehr Personen keinen Lohn haben.
Starke politische Institutionen, politische Partizipation dank direkter Demokratie und die Bekämpfung von Korruption reduzieren ebenfalls die Ungleichheit.
5: Wie kann der Staat die Ungleichheit reduzieren?
Der Staat kann die Einkommensungleichheit in einem Land durch Umverteilung verringern. Personen mit einem höheren Einkommen werden stärker besteuert und via Sozialtransfers, also staatlicher Unterstützungszahlungen, wird dieses Geld an die Bezügerinnen und Bezüger tieferer Einkommen umverteilt. Dadurch wird das Einkommen von Top-Verdienenden reduziert und das Einkommen der unteren Bezügerinnen und Bezüger vergrössert.
Dies führt zu einer gleicheren Einkommensverteilung, mindert allerdings zugleich die finanziellen Anreize für Hochqualifizierte, sich besonders stark anzustrengen. Der Staat ist in der Zwickmühle: Eine allzu ungleiche Gesellschaft führt zu sozialer Unrast, weshalb staatliche Umverteilung wichtig ist. Greift der Staat jedoch stark ein, hemmt dies die Leistungsbereitschaft vieler Arbeitnehmenden.
Literatur
Schaltegger, C.A.; Frey, C. & Häner, M. (2018). Zur Einkommensverteilung in der Schweiz. Wirtschaftswissenschaftliches Studium Heft 1.
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Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist Einkommensungleichheit?
Die Einkommensungleichheit zeigt, wie das gesamte Volkseinkommen unter den Bürgerinnen und Bürgern verteilt ist. Sie gibt folglich an, wie die Einkommen aller Personen in der Gesellschaft verteilt sind. Die Einkommensungleichheit ist hoch, wenn wenige Personen sehr viel verdienen und die meisten Personen sehr wenig verdienen. Die Einkommensungleichheit ist tief, wenn alle Bürgerinnen und Bürger ähnlich viel verdienen.
Wie wird Einkommensungleichheit gemessen?
Die Einkommensungleichheit kann auf verschiedene Arten gemessen werden. Die beiden bekanntesten Masse sind der Gini-Koeffizient und die Topeinkommenskonzentration.
Wie steht es um die Einkommensungleichheit in der Schweiz?
Die Einkommensungleichheit in der Schweiz ist vergleichbar mit jener vieler europäischer Staaten. Im weltweiten Vergleich ist die Ungleichheit in der Schweiz und Europa tief.
Wie kann der Staat die Ungleichheit reduzieren?
Der Staat kann die Einkommensungleichheit in einem Land durch Umverteilung verringern. Personen mit höheren Einkommen werden stärker besteuert und via Sozialtransfers, also staatlicher Unterstützungszahlungen, wird dieses Geld an die Bezügerinnen und Bezüger tieferer Einkommen umverteilt.