Man hört immer wieder von öffentlicher und privater Verschuldung. Doch was steckt dahinter? Einerseits verschulden sich Bund, Kantone und Gemeinden, wenn ihre Ausgaben höher sind als die Einnahmen. Das ist die explizite Verschuldung. Es gibt aber auch die sogenannte implizite Verschuldung. Diese entsteht durch bereits versprochene Ausgaben, wie beispielsweise zukünftigen Rentenzahlungen, die nicht durch geplante Einnahmen gedeckt sind. Du kannst dich auch privat verschulden, zum Beispiel wenn Du einen Kredit aufnimmst.
In dieser Zusammenfassung erfährst Du, was Verschuldung eigentlich genau ist. Du lernst, wie sich Bund, Kantone und Gemeinden aber auch Privatpersonen verschulden. Wir zeigen Dir, wie stark ein Durchschnittsschweizer in der Kreide steht.
Arten der Verschuldung
Verschuldung wird auch «Verbindlichkeit» genannt, denn Schulden müssen zu einem späteren Zeitpunkt verbindlich zurückgezahlt werden.
Zusätzlich zum Auszahlungsbetrag, den man später zurückzahlen muss, werden Schulden auch verzinst. Die Zinsen kommen oben drauf und sind der Preis der Verschuldung.
Zinsen dienen zusätzlich als «Risikoprämie» für die Gläubiger, also die Kreditgeberinnen. Sie sollen die Unsicherheit über die Rückzahlung des Kredits abbilden – dementsprechend sind Zinsen höher, wenn das Risiko für die Gläubiger höher ist.
Schulden werden zum Beispiel in Form von Krediten aufgenommen, um kurzfristige Bedürfnisse zu finanzieren, für die zu wenig Geld vorhanden ist.
Alternativ können Schulden auch genutzt werden, um langfristige Investitionen zu finanzieren.
Öffentliche Verschuldung
Die öffentliche Verschuldung beschreibt die Verschuldung des Bundes, der Kantone und der Gemeinden sowie der Sozialversicherungen.
Falls die Ausgaben in einem Jahr höher sind als die Einnahmen, wird die Differenz als Neuverschuldung bezeichnet. Diese Art der Schulden nennt man auch explizite Verschuldung.
Im Jahr 2020 war der gesamte Staat in etwa zu 42 Prozent der gesamten Schweizer Wirtschaftsleistung explizit verschuldet. Das entspricht etwa 310 Milliarden Franken.
Es gibt aber auch eine sogenannte implizite Verschuldung. Dies sind staatlich versprochene Leistungen wie zukünftige Rentenzahlungen, die aber noch nicht jetzt in den Statistiken auftauchen, sondern erst in der Zukunft anfallen.
Die implizite Verschuldung wird in der Schweiz auf etwa 2'190 Milliarden Franken geschätzt. Ganz genaue Zahlen dazu gibt es zwar nicht, aber es ist klar, dass die versteckte implizite Verschuldung viel höher ist als die ausgewiesene explizite Verschuldung.
Quelle: BFS 2021
Private Verschuldung
Die private Verschuldung beschreibt die Verschuldung von gewöhnlichen Leuten und Unternehmen.
Privatpersonen verschulden sich oft, um kurzfristige Wünsche zu erfüllen. Konsumkredite sind zum Beispiel für den Kauf von Handys, Laptops oder Kleidung gedacht.
Es gibt aber auch Investitionen, die durch Schulden finanziert werden. Bei Investitionskrediten wird das Geld angelegt, beispielsweise in eine eigene Wohnung.
Die Verschuldung privater Haushalte liegt in der Schweiz derzeit bei etwa 935 Milliarden Franken.
In der Altersklasse der 0 bis 17-Jährigen lebten 2020 etwa 52.5 Prozent der Jugendlichen in einem Haushalt mit Schulden. Dabei verschulden sich die Leute am ehesten über Zahlungsrückstände, aber auch über Konsumkredite, Fahrzeugleasing oder Kreditkarten.
Quelle: BFS 2020
Wie hoch ist ein Schweizer, eine Schweizerin im Durchschnitt verschuldet?
Die Berechnung der Gesamtverschuldung eines durchschnittlichen Schweizers, einer durchschnittlichen Schweizerin muss die explizite und implizite Staatsverschuldung, aber auch die Privatverschuldung beinhalten.
Der Schweizer Staatssektor war 2020 pro Einwohnerin explizit mit 36’000 CHF verschuldet.
Die implizite Verschuldung wird für 2020 auf etwa 253’000 CHF pro Einwohner geschätzt.
Die Privatverschuldung lag 2020 in der Schweiz bei etwa 108'000 CHF pro Einwohnerin.
Insgesamt war ein durchschnittlicher Schweizer, eine durchschnittliche Schweizerin im Jahr 2020 also mit fast 400’000 CHF verschuldet.
Wann ist die Verschuldung nachhaltig?
Man kann allgemein sagen, dass die Verschuldung nachhaltig ist, wenn sie zu einem späteren Zeitpunkt mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit zurückgezahlt werden kann.
Bei Privatpersonen ist die Verschuldung eher nachhaltig, wenn das ausbezahlte Geld beispielsweise für eine Investition verwendet wird, die ihren Wert behält oder steigert und gleichzeitig eine Rendite abwirft (wie zum Beispiel eine Miete).
Konsumkredite sind eher nicht nachhaltig, man sollte sie also nicht beliebig oft nutzen. Solche Kredite müssen durch den Verzicht auf Konsum in der Zukunft zurückgezahlt werden – zusätzlich zu den laufenden Zinsen.
Beim Staat ist die öffentliche Verschuldung nachhaltig, wenn langfristig Ausgaben und Einnahmen ausgeglichen sind, oder wenn die Wirtschaft stärker wächst als die Verschuldung.
Es kann ab einer bestimmten Verschuldungshöhe eine Überschuldung eintreten. Ab diesem Punkt befürchten die Gläubiger, dass sie ihr Geld nicht mehr zurückbekommen werden, sodass die Zinsen steigen – und die Schulden dadurch tatsächlich nicht mehr nachhaltig sind.
UBS (2022). Die Zukunft der AHV: Eine Frage der Perspektive. Forschungszentrum Generationenverträge, Freiburg im Breisgau.
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Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist die öffentliche Verschuldung?
Die öffentliche Verschuldung beschreibt die Verschuldung des Bundes, der Kantone und der Gemeinden sowie der Sozialversicherungen.
Was ist die private Verschuldung?
Die private Verschuldung beschreibt die Verschuldung von gewöhnlichen Leuten und Unternehmen. Privatpersonen verschulden sich oft, wenn sie Konsumkredite aufnehmen, um sich kurzfristige Wünsche zu erfüllen (bspw. Kauf eines Handys).
Was ist der Unterschied zwischen expliziter und impliziter Verschuldung?
Falls die öffentlichen Ausgaben in einem Jahr höher sind als die Einnahmen, wird die Differenz als Neuverschuldung bezeichnet. Diese Art der Schulden nennt man auch explizite Verschuldung. Es gibt aber auch die implizite Verschuldung. Diese entsteht durch bereits versprochene Ausgaben, wie beispielsweise zukünftige Rentenzahlungen, die nicht durch geplante Einnahmen gedeckt sind.