Rolle und Funktion der Medien in einer Demokratie
Die Medien als Plattformen öffentlicher Verständigung
Im 19. Jahrhundert entstanden in erster Linie Parteizeitungen – also Zeitungen, die von einer Partei herausgegeben wurden und deren Berichterstattung entsprechend ideologisch geprägt und damit einseitig war. Parteizeitungen hatten und haben nicht den Anspruch neutral zu berichten, sondern die Leserschaft von ihrer Meinung zu überzeugen.
Prinzipiell ist dies in einer Demokratie nicht problematisch – wichtig ist es jedoch, dass es ein breites Spektrum solcher gibt, damit auch ein breites Spektrum an Meinungen vertreten ist.
Im Gegensatz dazu stehen sogenannte Forumsmedien – also Medien, die verschiedene Informationen präsentieren, auf deren Grundlage sich die Konsumentinnen und Konsumenten eigene Meinungen bilden können. Dies ermöglicht erst einen Diskurs, wie er für die direkte Demokratie der Schweiz unumgänglich ist. Forumsmedien sehen sich nicht als Meinungsmacher.
Früher fand ein solcher Diskurs vorwiegend im kleineren Rahmen statt, beispielsweise auf dem Dorfplatz oder am Stammtisch. In der heutigen globalisierten Welt geschieht er jedoch auf verschiedenen Ebenen und in öffentlich – auch virtuellen – Räumen. Medien sind dadurch Plattformen öffentlicher Verständigung.
In der Schweiz ist die Bevölkerung besonders stark in den politischen Prozess einbezogen. Sie kann an der Urne über lokale, regionale und nationale Entscheidungen mitbestimmen. Für ein solches System ist eine informierte Bevölkerung die Grundvoraussetzung, denn nur so kann sie Argumente und Gegenargumente kennen und abwägen. Auch deswegen ist eine hohe Medienkompetenz der Bevölkerung zentral.
Die Kontrollfunktion der Medien
Zudem nehmen die Medien in einer Demokratie eine Kontrollfunktion ein. Sie berichten kritisch über mächtige Personen oder Gruppierungen aus der Politik und der Wirtschaft, aber auch anderen Bereichen wie Kultur und Sport. Diese Kontrollfunktion erfolgt bereits präventiv. Allein schon das Wissen um die Präsenz der Medien führt nämlich zu einer funktionierenden Kontrolle. Medien berichten nicht nur kritisch über Verfehlungen, sondern sorgen dadurch sogar dafür, dass es gar nicht erst zu solchen kommt. Denn wenn Personen und Institutionen im Bewusstsein agieren, dass sie kontrolliert werden, führen sie ihre Tätigkeiten gewissenhafter aus.
In diesem Zusammenhang wird oft von den Medien als «Vierte Gewalt» gesprochen. Damit ist die nicht gesetzlich verankerte Kontrollfunktion der Medien gegenüber den drei gesetzlich verankerten, getrennten Staatsgewalten (Judikative, Legislative, Exekutive) gemeint.
Zum Begriff des Verlegers und der Bedeutung der Medienvielfalt
Für eine funktionierende Demokratie ist folglich eine Medienvielfalt essentiell - also die Präsenz verschiedener unterschiedlich ausgerichteter Medien. Die Ausrichtung eines Mediums bestimmt den Fokus, sowie die Art und Weise der Berichterstattung und wird vom Verleger oder der Verlegerin in Zusammenarbeit mit der Chefredaktion bestimmt. Der Begriff "Verleger" kommt etymologisch übrigens von "vorlegen" und bezeichnet das (Vor-)finanzieren des Drucks, also der dafür benötigten Rohstoffe und Maschinen.
Literatur
- Supino, Pietro; Strehle, Res (2017). Qualität in den Medien. Handbuch.