Investigativer Journalismus
Was ist investigativer Journalismus?
Investigativer Journalismus bezeichnet eine Form des Journalismus, die sich durch eine tiefgehende Recherche und Aufdeckung von Missständen, Korruption, Machtmissbrauch oder anderen gesellschaftlich relevanten Themen auszeichnet. Es geht darum, verdeckte Informationen ans Licht zu bringen, komplexe Zusammenhänge zu verstehen und Missstände aufzudecken, die von anderen Formen des Journalismus möglicherweise nicht erfasst werden.
Medien und Formate
Investigativjournalist*innen nutzen eine Vielzahl von Medien und Formaten, um ihre Recherchen und Ergebnisse zu präsentieren:
- Zeitungen und Zeitschriften (Artikel, Reportage).
- Dokumentarfilme (Interviews, Archivaufnahmen, visuelle Elemente).
- Fernseh- und Radiosendungen (Nachrichten, Reportagen, Podcast).
- Online-Plattformen und Websites (Artikel, Multimediale-Reportagen, interaktive Grafiken, «Scrollytelling»).
- Soziale Medien.
- Bücher (umfassende Darstellung der Geschichte).
Es können auch mehrere Kanäle kombiniert werden, bspw. ein Video im Web begleitend zu einem gedruckten Zeitungsartikel.
Beispiele
- Video-Reportage Tages-Anzeiger: «So leicht kommt man über Social Media an Drogen.»
- Im Oktober 2017 veröffentlichte die New York Times einen bahnbrechenden Artikel, der zahlreiche Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens gegen den einflussreichen Filmproduzenten Harvey Weinstein aufdeckte. Die Enthüllungen lösten eine breite Debatte über sexuellen Missbrauch in der Unterhaltungsindustrie aus und markierten den Beginn der weltweiten #MeToo-Bewegung.
- Die Enthüllungen des Boston Globe im Jahr 2002 deckten systematischen sexuellen Missbrauch von Kindern durch katholische Priester in der Erzdiözese von Boston auf. Die Berichterstattung löste eine landesweite Krise innerhalb der katholischen Kirche in den USA aus und führte zu weiteren Enthüllungen von Missbrauchsfällen weltweit.
- Panama Papers (2016): Die Panama Papers waren eine umfangreiche Enthüllung von mehr als 11 Millionen Dokumenten, die durch eine internationale Kooperation von Journalist*innen aufgedeckt wurden. Die geleakten Unterlagen enthüllten massive Steuerhinterziehung und Geldwäsche durch reiche und mächtige Personen weltweit, was zu politischen und rechtlichen Konsequenzen auf globaler Ebene führte.
Vorgehensweise
- Immer kritisch sein!
- Man hat eine Idee oder erhält einen (anonymen) Hinweis auf einen Missstand.
- Diskussionen im Team, Besprechungen, «Vor-Recherchieren».
- Beweise suchen (verdeckt oder offen), Gespräche führen. Es werden öffentliche Daten und Dokument ausgewertet.
- «Storytelling»
Öffentlichkeitsgesetz
Das Öffentlichkeitsgesetz des Bundes (kurz BGÖ) regelt den Zugang zu Dokumenten beim Bund. Es räumt jeder Person das Recht ein, Einsicht in Dokumente der Bundesverwaltung zu nehmen. Auf die besonderen Bedürfnisse der Medien nimmt das BGÖ Rücksicht.
Mehr Informationen: www.oeffentlichkeitsgesetz.ch
Gefahren
- bspw. Verschwörungsszenen; politischer Extremismus links und rechts
- «Man exponiert sich als Journalist*in.»
Bedeutung für die Gesellschaft
- Investigativer Journalismus zielt darauf ab, Themen von grosser gesellschaftlicher Bedeutung zu behandeln. Es geht darum, das Bewusstsein für Missstände zu schärfen, Veränderungen anzustossen und die Öffentlichkeit über wichtige Angelegenheiten zu informieren.
- Ziele: mehr Gerechtigkeit; den Menschen, eine Stimme geben; Dinge immer wieder hinterfragen.
- Lange und tiefgründige Recherchen werde im Zeitalter von Social Media und Fake News immer wichtiger.
- Vierte Gewalt, «watchdog»
Begriff «watchdog»
Der Begriff «watchdog» bezieht sich auf die Rolle von Journalist*innen und Medienorganisationen als Wächter der Öffentlichkeit. Als «watchdog» überwachen sie die Mächtigen, Institutionen und gesellschaftlichen Entwicklungen, um Missstände, Korruption, Fehlverhalten oder Verstösse gegen die öffentliche Verantwortung aufzudecken und zur Rechenschaft zu ziehen. Sie dienen als kritische Stimme, um Transparenz, Demokratie und die Einhaltung von Standards zu fördern.