68er-Bewegungen in der Schweiz: Kritikpunkte und Demos
Das Wichtigste in Kürze
Die 68er-Bewegungen mit ihrem Höhepunkt im Jahr 1968 waren weltweit ein riesiges Thema. Auch die schweizerische Jugend übte viel Kritik an der damaligen Gesellschaftsform, dem Umgang der Bevölkerung mit dem Wohlstand und den traditionellen Werten und Ansichten der älteren Generationen. Vor allem forderte sie selbstverwaltete „autonome Jugendzentren“. Das führte 1968 zur Eskalation der Demonstrationen in der Schweiz, die dann zum Ende der 68er-Bewegung in der Schweiz führte. Die Jugendbewegungen waren trotzdem sehr bedeutsam und erreichten einiges, das bis heute Bestand hat.
Welche Kritikpunkte hatte die schweizerische Jugend gegenüber den älteren Generationen?
Wie sahen die Demonstrationen der 68er-Bewegungen aus?
Was passierte 1968 beim Demonstrationszug der Jugend und wie reagierte die Bevölkerung darauf?
Auf diese und noch viele weitere spannende Fragen liefert Dir diese Zusammenfassung die Antworten!
Info 1: Die Kritik der Jugend
Die 1960er Jahre waren turbulent. Mit der Jugend in den USA als Vorbild begannen Jugendliche in vielen weiteren westlichen Ländern Kritik an der Wohlstandgesellschaft zu üben. Dadurch gerieten sie mit den älteren Generationen in Konflikt. Auch in der Schweiz empfanden viele ältere Menschen nach dem schrecklichen Zweiten Weltkrieg und auch der unsicheren Nachkriegszeit die politische Harmonie und den Wirtschaftsboom als sehr beruhigend und erfreulich.
Die Kritik der Jugend bezog sich auch darauf, dass die älteren Generationen ihre Werte und ihren Lebensstil seit dem Kriegsende nie hinterfragt hätten.
Zusammenfassend betrafen ihre Kritikpunkte:
die Konsumgesellschaft: Die Wirtschaftsordnung zu der Zeit lebte vom fortwährenden Kauf und Konsum von Waren, ohne den eigentlichen Sinn des Lebens und des Arbeitens miteinzubeziehen.
die Wirtschaftsordnung: Bei der undemokratischen Wirtschaftsordnung hatte die Arbeiterschaft im Betrieb nichts zu sagen und während sich die westlichen Länder im Wohlstand suhlten, gerieten die „Dritte Welt“-Länder in Not.
die Staatsordnung: Die Demokratie schien reine Formsache zu sein, da die Manipulation von Wahl- und Abstimmungsergebnissen durch Werbung nach wie vor möglich war und die Banken und Unternehmen die eigentlichen Machthaber waren. Grundlegend herrschte so gut wie überall Autorität und Zwang (u.a. in Familie, Schule, Armee).
die „freie“ Welt: Für die USA stand nicht die Freiheit aller Völker im Fokus, sondern der eigene Nutzen, weswegen sie Bündnisse mit Diktatoren schlossen und Befreiungsbewegungen des Volkes unter ihre Kontrolle brachten (z.B. in Vietnam).
die herrschende Moral: das spiessbürgerliche, unfreie Leben der älteren Generationen wurde von Werbung, Massenmedien und Mode beeinflusst. Moralvorschriften wurden befolgt, selbst wenn auch diese Generationen eigentlich nicht mehr dahinterstanden.
Info 2: Die Kritik wird zur Studentenbewegung
Vertiefung
Gesellschaftliche Auswirkungen
Diese Fundamentalkritik wurde auch nach aussen getragen. So liessen die „Hippies“ sich lange Haare wachsen, sexuelle Tabus wurden aufgelöst, Rock- und Popmusik wurde gehört und anstatt bei der Familie zu wohnen, wurden Wohngemeinschaften gegründet.
Auch die Einführung der Pille einige Jahre zuvor förderte diese Bewegung. Mit Sexualität wurde offener umgegangen und eine neue Form der Frauenemanzipation entstand, die auch zur 68er-Bewegung gehörte. Die Rolle der Frau veränderte sich. War vorhin das Muttersein zentrale Lebensaufgabe der Frau, konnte sie die Familienplanung nun selbst bestimmen und damit auch den persönlichen Lebensverlauf.
In politischer Hinsicht führte die Kritik der Jugend zu einer Studentenbewegung, einer Opposition auf der Strasse und zu neuen politischen Gruppen, wie der „Neuen Linken“.
Statt der liberal-kapitalistischen Wirtschaftsordnung kamen neomarxistische Modelle ins Gespräch und statt dass man sich mit den USA identifizierte, versuchte man sich in die Völker der „Dritten Welt“ hineinzuversetzen, die teilweise noch als Kolonien beherrscht wurden.
Bei den Demonstrationen gab sich die Jugend viel Mühe: Sie veranstaltete Umzüge mit Transparenten und Sprechchören, Sitzstreiks auf Tramgleisen oder in Amtshäusern oder störten den universitären und schulischen Unterricht. Die 68er-Bewegung bestand hauptsächlich aus Studierenden und Mittelschüler*innen. Lehrlinge und Lehrtöchter beteiligten sich zwar kulturell durch ihr Erscheinungsbild an der Bewegung, wurden aber kaum politisch aktiv.
Info 3: Zuspitzung der 68er-Bewegungen und ihr anschliessendes Ende
1968 spitzte sich die Jugendbewegung jedoch zu. In der Schweiz ging es dabei vor allem um die Forderung nach „autonomen Jugendzentren“ mit jugendlicher Selbstverwaltung. Dazu wollten sie in Zürich ein leer stehendes Warenhaus, das „Globus-Provisorium“, umfunktionieren. Die Ablehnung des Zürcher Stadtrates führte zu einem aus der Kontrolle geratenen Demonstrationszug, bei dem Polizisten mit gefährlichen Wurfgeschossen beworfen wurden. Diese reagierten mit dem Einsatz von Wasserwerfern und Gummiknüppeln. Es gab etliche Verletzte.
Die Ausschreitungen schockierten die schweizerische Bevölkerung. Die massiven Schäden, das aggressive Vorgehen der Demonstranten, aber auch die polizeiliche Brutalität, die sich auch gegen bereits Festgenommene und Wehrlose richtete, liess die „heile Welt der Schweiz“ brüchig werden.
1975 endete der Vietnamkrieg, der die Jugendbewegung noch zusätzlich angeheizt hatte und für dessen Ende sie sich auch einsetzten. Ab 1973 trübten auch einige Wirtschaftskrisen die Stimmung in der Gesellschaft und die gesellschaftspolitischen Forderungen wurden zweitrangig. Dadurch schwächte sich die Jugendbewegung stark ab und zerteilte sich in viele kleine Gruppen mit wenig Aussagekraft und Stabilität.
Dadurch, dass die allgemeine Gesellschaft aber schon viel toleranter geworden ist, gliederten sich aber auch viele aufständische Jugendliche wieder in die Gesellschaft ein. Manche von ihnen leiten heute grosse Wirtschaftsunternehmen, andere engagierten sich politisch, auch in rechtsliberalen Parteien.
Vertiefung
Auswirkungen der 68er-Bewegungen
Die Unruhen haben bis heute Auswirkungen in ganz verschiedenen Gesellschaftsbereichen:
fortwährende Debatte um die Gleichstellung der Frauen am Arbeitsplatz (Forderung nach gleichem Lohn)
stetig ansteigender Wahlerfolg der durch die 68er-Bewegungen gegründeten Grünen Partei
aktive Drittweltorganisationen
autonome Jugendzentrum in fast allen grösseren Städten
Mehr dazu
Lerne mit Grundlagen
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Dauer:
Teil 1
USA – von den rebellischen Kolonien zur globalen Supermacht
Teil 2
Die USA im 20. Jahrhundert: Krisen und Entwicklungen
Abkürzung
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Optional
Teil 3
68er-Bewegungen in der Schweiz: Kritikpunkte und Demos
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Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Aus was entstanden die 68er-Bewegungen?
Aus der Kritik der Jugend an der Wohlstandsgesellschaft in den westlichen Ländern und an den traditionellen Werten und Ansichten der älteren Generationen.
Auf was bezog sich die Kritik der schweizerischen Jugend konkret?
Auf die Konsumgesellschaft, die Wirtschaftsordnung, die Staatsordnung, die "freie" Welt und die herrschende Moral.
Was passierte 1968 in der Schweiz?
1968 hatte die schweizerische 68er-Bewegung ihren Höhepunkt. Die Jugend forderte selbstverwaltete "autonome Jugendzentren". In einem Demonstrationszug bewarf sie die Polizei mit gefährlichen Wurfgeschossen. Die Polizisten setzten Wasserwerfer und Gummiknüppel ein. Es gab viele Verletzte.