Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges entstand ein neues Nationalgefühl wie auch Befreiungsbewegungen in den Kolonien der europäischen Grossmächte. Diese konnten die Kolonien nicht mehr ohne Weiteres rechtfertigen. So konnten sich in der Zwischenkriegszeit und nach dem Zweiten Weltkrieg viele ehemalige Kolonien von den Grossmächten lösen. Dies geschah oft in blutigen Auseinandersetzungen.
Was hatte das Unabhängigkeitsbestreben ausgelöst?
Wie erreichten die Kolonien die Unabhängigkeit?
Wie entwickelten sich die ehemaligen Kolonien nach der Unabhängigkeit weiter?
Diese und weitere spannende Fakten lernst du in dieser Zusammenfassung.
Ursache: Zerfall der Imperien und Unabhängigkeitsbestreben
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges waren die grossen Imperien allgemein geschwächt. Das russische Zarenreich, Österreich-Ungarn und das Osmanische Reich zerfielen sogar ganz. Der damalige amerikanische Präsident Woodrow Wilson stand für das Selbstbestimmungsrecht der Völker ein. Demnach sollte jedes Volk das Recht auf einen eigenen Nationalstaat ohne Eingriff fremder Mächte haben und selber die Regierungsform bestimmen können.
Lenin hatte ähnlich argumentiert und so war es für die Imperialmächte schwierig, ihre Kolonien noch zu rechtfertigen. In den Kolonien gab es starke Unabhängigkeitsbewegungen.
Vertiefung
Der Völkerbund
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde mit dem Völkerbund eine Institution geschaffen, die einen erneuten Weltkrieg verhindern sollte. Der Völkerbund war eine direkte Massnahme des Frieden von Versailles und hatte 32 Gründungsmitglieder.
Ausser der Sicherung des Weltfriedens wurden Mandatsgebiete, ehemalige Kolonien, vom Völkerbund in die Unabhängigkeit begleitet. Der Völkerbund übertrug fortschrittlichen Staaten, wie zum Beispiel Grossbritannien, die Vormundschaft über sogenannte unmündige Völker. So hatte die Fremdherrschaft für diese kein Ende.
Nach dem Zerfall des Osmanischen Reiches teilten sich die Siegermächte Grossbritannien und Frankreich den Nahen Osten nach ihren Interessen unter sich auf. Da sich dort noch keine Nationalstaaten und auch keine Identitäten gebildet hatten, geschah dies auf der Karte mit dem Lineal.
Dabei interessierten sich die Siegermächte nicht im Geringsten für die lokalen Interessen, Gegebenheiten oder religiösen Sachverhalte vor Ort. Es wurden neue Staaten wie Syrien und Jemen gegründet und bei Aufständen reagierten die fremden Mächte mit rücksichtsloser Gewalt. Jedoch machte sich auch da ein Bestreben nach Unabhängigkeit bemerkbar.
Verlauf: Antikoloniale Freiheitsbewegungen
Während des Ersten Weltkrieges hatten die Kolonien die entsprechenden Imperien in grossem Masse mit materiellen Ressourcen und Soldaten unterstützt. Im Gegenzug wurde ihnen weitgehende Autonomie versprochen.
Nach dem Ende des Krieges hielten die Grossmächte aber ihre Versprechen nicht. Zudem kam ein neues Völkerverständnis auf und nationale Identitäten bildeten sich. So kam es in der Zwischenkriegszeit häufig zu gewaltsamen Unruhen. Die nationalen Befreiungsbewegungen bestanden aus Menschen unterschiedlichster Schichten und mit verschiedensten Beweggründen. Was sie einte, war die Ablehnung der Fremdherrschaft.
In den Jahrzehnten, die auf den Zweiten Weltkrieg folgten, erreichten fast alle Kolonien ihre Unabhängigkeit. Dabei lassen sich vor allem zwei Wege unterscheiden:
Dekolonialisierung von oben
Dieser Weg war der friedlichere Ansatz für die Unabhängigkeitsbewegungen. Bei diesem Ansatz wurde die Macht von den Kolonialmächten nämlich auf die lokalen Eliten und Politiker verteilt. Diese übernahmen in allen Bereichen der Staatsführung die Zügel.
Dekolonialisierung von Unten
Dabei war die nationale Befreiungsbewegung entscheidend, die mit Aufständen und bewaffnetem Kampf die Selbstbefreiung erzwingen mussten. Dieser war oft der blutigere Weg.
Folge: Das schwere Erbe der Kolonien
Heute sind fast alle ehemaligen Kolonien des 19. und 20. Jahrhunderts souveräne Staaten. Da aber die Grenzen der Nationalstaaten willkürlich von den Kolonialmächten gezogen wurden, ohne dabei auf die lokalen Gegebenheiten zu achten, fällt es den Staaten heute schwierig, ihre Bevölkerung zu vereinen und zu regieren. In den meisten Fällen konnte kein natürliches Nationalgefühl entstehen und die Macht liegt in den Händen von einer kleinen Gruppe von Menschen.
Dies führt oft zu Bürgerkriegen in den ehemaligen Gebieten. Ausserdem kommt es in diesen Ländern oft zu administrativen und strukturellen Problemen. Dabei beeinflussen die ehemaligen Kolonialmächte ihre ehemaligen Kolonien auch heute noch in einer informellen Form, weshalb man heute vom Neokolonialismus spricht.
Definition „failed states“:
Sogenannte „failed states“ sind Staaten, die den wirtschaftlichen Anschluss an den Weltmarkt verpasst haben. Der Staat selbst kann seinen Bürger*innen die Grundsicherheiten nicht bieten und hat nicht die Oberhand über das gesamte Staatsgebiet. In diesen Ländern herrscht oft ein Klima der Gewalt, Gesetzlosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Viele Menschen werden zur Flucht getrieben. Ein Beispiel für einen „failed state“ ist Somalia.
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Lerne mit Grundlagen
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Dauer:
Teil 1
Neue europäische Kolonialmächte und die Teilung der Welt
Teil 2
Kolonialmächte und Imperien: Beispiele und Formen der Expansion
Teil 3
Imperialismus: Voraussetzungen, Ziele und Methoden
Abkürzung
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Optional
Teil 4
Entkolonialisierung und Unabhängigkeitsbewegungen
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Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wann war der Beginn der Entkolonialisierung?
Unabhängigkeitsbewegungen gab es verstärkt ab Ende des Ersten Weltkriegs. In den 1980er Jahren waren dann die meisten ehemaligen Kolonien souveräne Staaten geworden.
Was ist ein „failed state“?
Als „failed state“ wird ein Staat bezeichnet, der den wirtschaftlichen Anschluss an den Weltmarkt verpasst hat. Dieser Staat kann seinen Bürger*innen keine Grundsicherheiten bieten, weshalb dort oft Gewalt, Gesetzlosigkeit und Hoffnungslosigkeit herrscht.
Wann wurde der Völkerbund gegründet?
Der Völkerbund wurde nach dem Ende des Ersten Weltkriegs geschaffen. Er sollte einen erneuten Weltkrieg verhindern.