Die Ideologie des Nationalsozialismus: Alte und neue Ideen und Begriffe
Das Wichtigste in Kürze
Zur Ideologie der NS-Zeit gehören einige wichtige Begriffe und Ideen, die oft speziell dieser Zeit zuzuordnen sind. Teilweise gab es sie aber auch schon vorher, und manche sind heute noch von Bedeutung. Besonders die Begriffe Rassismus und Antisemitismus spielen hierbei eine grosse Rolle.
Was bedeuten die Begriffe des Nationalsozialismus?
Woher stammen diese Ideen und was sollten sie bezweckten?
Welche Auswirkungen hatten diese politischen und gesellschaftlichen Theorien in der NS-Zeit?
In dieser Zusammenfassung erfährst Du einiges über diese Fragen!
Info 1: Definitionen, Ursprung und Ziele der nationalsozialistischen Ideologiebegriffe
Rassismus und Sozialdarwinismus
Rassismus beschreibt die Einstellung, dass das komplette menschliche Verhalten ausschliesslich durch biologische und damit erbliche Merkmale beeinflusst wird. Es werden „Rassen“ unterschieden, die jeweils mehr oder weniger wertvoll sind.
Rassistisches Gedankengut beinhaltet auch eine sozialdarwinistische Auslegung der Geschichte. Die Geschichte wird als fortwährender Kampf der „Rassen“ angesehen, bei dem schliesslich die Stärkeren in der Gesellschaft die Oberhand über die Schwächeren gewinnen. Die Idee wurde aus der Biologie übernommen, von Charles Darwins „survival of the fittest“. Daher stammt auch der Name.
(Rassen-)Antisemitismus
Antisemitismus beschreibt die Ablehnung und Verfolgung von Juden und Jüdinnen. Das vorgeschobene Wort „Rasse“ zeigt den Grund des Antisemitismus in der NS-Zeit. Die jüdische Bevölkerung wurden einer „Rasse“ zugeordnet, die der „arischen“ und „germanischen“ Rasse untergeordnet wurde.
Der frühere Antisemitismus wurde stets durch religiöse oder soziale Gründe legitimiert. Im Nationalsozialismus war aber das Ziel, das deutsche Volk von der jüdischen „Rasse“ zu befreien.Die jüdische „Rasse“ lebte aus Sicht der Nationalsozialist*innen nur auf den materiellen und geistigen Kosten der „höheren Rassen“. Die jüdischen Menschen wurden als Feinde der Menschheit bezeichnet und sollten deshalb ausgerottet werden.
Führerprinzip
Das Führerprinzip beschreibt die alleinige Herrschaftsgewalt des „Führers“, Adolf Hitler. Es gab damals keine Gewaltenteilung, die ganze Macht war in einer Person versammelt. Er musste sich nicht rechtfertigen und jeder musste dem Führer ohne Wenn und Aber gehorchen. Innerhalb der Staats- und Parteiorganisation wurde die Macht von oben nach unten ausgeführt und Verantwortlichkeiten nach oben verschoben.
Lebensraumpolitik
Adolf Hitler und seine Gefolgschaft legten die deutsche Aussenpolitik darauf aus, die deutsche Gross- und Weltmachtposition wiederherzustellen. Das Deutsche Reich sollte sich vergrössern und mächtiger werden. Es galt: Kampf anstelle von Verständigung.
Hitler konzentrierte sich dabei aber nicht auf die Rückeroberung der im Ersten Weltkrieg verlorenen afrikanischen Kolonien, sondern richtete seinen Blick nach Osten. Er wollte sowjetische Gebiete erobern, um dort „Lebensraum“ für das deutsche Volk zu erschliessen.
Als Grund für dieLebensraumerschliessung im Ostenund für ihr aggressives Vorgehen in der Aussen- und Kriegspolitik galt für die NS-Anhänger*innen ihreRassenideologie:Für die Nationalsozialist*innen waren die slawischen Völker eine den„Arier*innen“unterlegene Rasse, die in Gegenden lebten, die als„natürlicher Lebensraum“der Deutschen angesehen wurde.
Definition „Arier*in“:
Ursprünglich: Völker, die der indogermanischen Sprachfamilie bzw. indogermanischen Adelsgruppen angehörten.
Die „Rassenlehre“ des 19. Jhd. veränderte die Inhalte der Definition, ohne jegliche wissenschaftliche Belege. Ab dann waren mit dem Begriff „Arier*innen“ Angehörige der „weissen“ Rasse gemeint.
Volksgemeinschaft
Im Ideal der „Volksgemeinschaft“ sollten sich alle soziale Gruppen, unter Ausschluss von „Gemeinschaftsfremden“, zu einem einheitlichen ethnischen Verband zusammentun. Zu diesen „Gegnern“ gehörten aber nicht nur jüdische Menschen und Slav*innen, sondern auch Homosexuelle, politische Gegner und Sinti und Roma.
Der Aufbau des völkischen Zusammenhalts und der völkischen Einheit war eine der zentralen politischen Aufgaben, zu der sich die meisten Parteien verpflichtet fühlten. Es kümmerte sie jedoch vor allem, wer auf keinen Fall zur „Volksgemeinschaft“ zählen durfte: die Juden und Jüdinnen.
Die Nationalsozialist*innen versprachen den frustrierten und enttäuschten Bürger*innen, das deutsche Volk zu einer „Volksgemeinschaft“ zusammenzubringen. Dieses Versprechen war ein effektives Propagandamittel, um weitere Menschen von ihrer Partei, der NSDAP, zu überzeugen.
Die Idee der „Volksgemeinschaft“ und das „Führerprinzip“ gehören zusammen. Die Nationalsozialisten benutzten beides als Rechtfertigungen für das Verbot von Parteien und Gewerkschaften und für die Verfolgung politischer und weiterer Gegner.
Info 2: Verbreitung
Die Ideologien der „Lebensraumpolitik“, „Führerprinzip“ und „Volksgemeinschaft“ gehören ausschliesslich der NS-Zeit in Deutschland an. Antisemitismus, Sozialdarwinismus und Rassismus dagegen sind Ideen, die es bereits vor dem Zweiten Weltkrieg gab und die auch in unserer heutigen Gesellschaft weltweit noch eine grosse Rolle spielen.
Info 3: Auswirkungen
Durch die „Rassenkunde“ wurde das Soziale bzw. das gesellschaftliche Zusammenleben biologisiert. Hilfe für schwache und bedürftige Menschen konnte somit aus naturwissenschaftlichen Gründen zurückgewiesen werden. Nach der Idee der „Rassenhygiene“ besassen diese Menschen „schlechte“ Erbanlagen, die die Völker oder sogar die gesamte Menschheit darin hemmten, sich weiterzuentwickeln. Nur diejenigen Menschenleben, die dem höheren Wert der „Volksgemeinschaft“ zweckdienlich waren, hatten das Recht auf Unversehrtheit.
Viele Verfechter*innen der „Rassenhygiene“ arbeiteten nach 1933 dann als sogenannte „Expert*innen“ für die nationalsozialistische Vernichtungspolitik.
Der Rassenantisemitismus war in der NS-Zeit die Grundlage für schreckliche und unmenschliche Handlungen. Im Vergleich zum Antisemitismus der Kaiserzeit, in der die Einschränkung und Vernichtung von Juden und Jüdinnen nur theoretische Überlegungen waren und blieben, wurden diese Theorien in der NS-Zeit in die Tat umgesetzt.
Ab 1933 wurden diese Ideen als Rechtfertigung dafür, genutzt, jüdische Menschen und andere Minderheitengruppen auszugrenzen, zu entrechten, zu bestehlen und später im Zweiten Weltkrieg dann auch zu deportieren und zu töten.
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Teil 1
Aufstieg der Diktaturen in Europa: Ein Überblick
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Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was bedeutet Rassenantisemitismus?
Rassenantisemitismus bedeutet Ablehnung und Verfolgung von Juden aufgrund ihrer vermeintlich „niederen Rasse“.
Der Rassenantisemitismus ist speziell der NS-Zeit zuzuordnen. Antisemitische Ideen und Handlungen gab es bereits lange vor dem Zweiten Weltkrieg, aber meist aus religiösen oder sozialen Gründen. In der NS-Zeit gab es diese jedoch zum ersten Mal aufgrund der erfundenen Unterteilung der Gesellschaft in niedere und höhere „Rassen“.
Was war das „Führerprinzip“?
Das Führerprinzip bedeutete, dass der „Führer“ Adolf Hitler die alleinige Herrschaftsgewalt besaß. Ihm oblag Judikative, Exekutive und Legislative. Er besaß jegliche Verantwortung und die höchste Autorität. Jeder musste ihm bedingungslos gehorchen.
Was rechtfertigten die Nationalsozialisten mit der Idee der „Volksgemeinschaft“ und dem „Führerprinzip“?
Das Verbot von Parteien und Gewerkschaften und die Verfolgung politischer und weiterer Gegner wurde im NS-Reich durch die Volksgemeinschaft und das Führerprinzip gerechtfertigt.