Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg war geprägt von Verunsicherung und Zukunftsängsten. Viele hatten das Vertrauen in ihren Staat verloren und wussten nicht, wie es weitergehen sollte. Dieser Zustand war die perfekte Grundlage für alternative politische Ansätze, für Aufstände und Machtübernahmen.
Warum führten viele europäische Länder nach dem 1. Weltkrieg autoritäre Systeme ein?
Weshalb galt Benito Mussolini als Vorbild für Hitler?
Und wie verliefen die Putschversuche in Deutschland?
Diese Zusammenfassung gibt dir Antworten auf all diese Fragen und viele mehr.
Die Gründe: Demokratisierung des neuen Europas
Die demokratischen Siegermächte USA, Frankreich und England waren sich einig, dass die aggressive militärische Vorgehensweise der deutschen und österreich-ungarischen Monarchien den Krieg ausgelöst hatte. Daher sprachen sie sich für ein einheitlich demokratisches Europa aus, um zukünftig den Frieden wahren zu können. Das „Selbstbestimmungsrecht der Völker“ sollte dies gewährleisten. Dieses sollte den Staaten und Völkern die Bestimmung der eigenen Staatsordnung ermöglichen. Demokratische Staatsformen, welche vor dem Ersten Weltkrieg noch als Besonderheit galten, sollten jetzt sämtliche Monarchien ersetzen.
Die Entstehung von rechtsradikalen und teils paramilitärischen Gruppierungen in mehreren Ländern liess den Traum eines rein demokratischen Europas platzen. Die Bevölkerung vertraute weder dem Staat, rivalisierenden Parteien noch demokratischen Werten. Daher schlossen sich viele Menschen antidemokratischen Parteien an und autoritäre Systeme hatten wieder die Oberhand.
Die Fakten: Entwicklung des Faschismus in Europa
Italien wird Faschistisch
Seit Ende des 19. Jahrhunderts unterlag Italien einer parlamentarisch demokratischen Staatsform mit einem allgemeinen Wahlrecht. Dennoch war die italienische Bevölkerung enttäuscht und verärgert. Denn der Krieg kostete sie viele Menschenleben. Hinzu kam, dass sie bei den Versailler Friedensverhandlungen nicht die gewünschten Balkangebiete zugesprochen bekamen. Auch kämpfte der Staat vergeblich gegen die Schwierigkeiten der Nachkriegszeit.
Alle diese Gründe führten zu einer Radikalisierung der Bevölkerung. Das zeigte sich beispielsweise in Streiks oder Landnahmen durch verarmte Bauern. Ebenso wuchs die Angst vor einer sozialistischen Revolution, wie sie in Russland stattfand. Das Klima war angespannt.
Mussolinis Machtübernahme
Benito Mussolini nutzte dieses angespannte Klima, um der Bevölkerung mit seinen Kampfbünden eine ruhige und sichere politisches Alternative darzubieten. 1921 gründete er die Partei „Partito Nazionale Fascista“ (zu Deutsch: Nationale Faschistische Partei) und beabsichtigte mit seiner Anhängerschaft die Machtergreifung in Italien.
Definition Kampfbünde:
Gewaltbereite und gewaltverherrlichende Schlägerbanden aus Faschisten mit dem Ziel, politische Gegner zu ängstigen und zu töten
Sein grosser Einfluss und die Gewaltbereitschaft wurde 1922 im „Marsch auf Rom“ deutlich, bei dem 50'000 Anhänger, sogenannte „Schwarzhemden“, teilnahmen. Der König war eingeschüchtert und musste Mussolini zum Ministerpräsident ernennen. Das läutete den Beginn der faschistischen Diktatur ein.
Stück für Stück löste sich die Koalitionsregierung auf und Mussolini wurde immer mächtiger. Demokratische Strukturen wurden nach und nach abgeschafft, darunter die Pressefreiheit, die Gewaltenteilung, die Meinungsfreiheit und die Rechtsstaatlichkeit. Mussolinis Regierung war gewaltsam und unterdrückend.
Mussolini war der erste europäische faschistische Diktator und in der Zwischenkriegszeit Leitbild für viele rechtsradikale Parteien sowie für Adolf Hitler.
Erfolglose Aufstände in Deutschland
Noch vor den Ereignissen in Italien kam es in Deutschland ebenfalls zu Putschversuchen.
1923 versuchte Adolf Hitler, inspiriert von Mussolinis Erfolg, erstmals eine gewaltvolle Machtergreifung. Dazu nahm er Mitglieder der bayrischen Landesregierung als Geisel und erklärte die Münchner und Berliner Regierungen für hinfällig. Dies scheiterte jedoch und kostete mehrere Menschenleben. Für dieses Vergehen sass Hitler fünf Jahre im Gefängnis. Alle Putschversuche waren gescheitert, doch sie hinterliessen Verunsicherung in der Bevölkerung. Einige, die an den Putschen beteiligt waren, wurden sogar als Helden gefeiert.
Die Folgen: Die Diktaturen breiten sich aus
Dass Hitlers Bemühungen später doch noch Erfolg haben sollten, das weisst du sicherlich. Denn 1933 schaffte er es, die Macht zu übernehmen. Damit begann die Zeit des Dritten Reichs, die wir heute auch „Nationalsozialismus“ nennen. Doch nicht nur Deutschland wurde damit zu einer Diktatur. Auch viele andere europäische Länder hatten ein ähnliches Schicksal:
Vertiefung
Anfänge der europäischen Diktaturen zwischen 1918 und 1938
1917: Russland
1920: Ungarn
1922: Italien
1925: Albanien
1926: Polen, Portugal und Litauen
1929: Jugoslawien
1933: Österreich und Deutschland
1934: Estland, Lettland und Bulgarien
1936: Griechenland und Spanien
1938: Rumänien
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Dauer:
Teil 1
Aufstieg der Diktaturen in Europa: Ein Überblick
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Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wer war der erste faschistische Diktator?
Benito Mussolini war der erste faschistische Diktator Europas und ein Vorbild für Adolf Hitler.
In welchen europäischen Ländern gab es Diktaturen?
Diktaturen gab es in Russland, Ungarn, Italien, Albanien, Litauen, Polen, Portugal, Jugoslawien, Deutschland, Österreich, Lettland, Estland, Bulgarien, Spanien, Griechenland und Rumänien.
Wie kam es zu den Diktaturen nach dem Ersten Weltkrieg?
Die Bevölkerung in der Nachkriegszeit war verunsichert und misstrauisch gegenüber ihrem Staat. Sie hatten mit den Nachkriegsproblemen zu kämpfen und fühlten sich im Stich gelassen. Immer mehr Menschen suchten deshalb nach einer Alternative zum bisherigen politischen System, welches gescheitert war. Nach Macht strebende, einflussreiche Persönlichkeiten nutzten dies aus und versprachen den Menschen Ruhe und Sicherheit.