Der Weg in den 1. Weltkrieg: Bündnispolitik und Julikrise
Das Wichtigste in Kürze
Kurz vor dem 1. Weltkrieg gab es einen politischen Wechsel in Deutschland. Aus einem Bündnissystem der Zurückhaltung, wie es Bismarck verfolgte, hin zu der offensiveren Politik von Wilhelm II. Dies führte dazu, dass das Land kurz vor dem 1. Weltkrieg weitgehendstes isoliert war und sich seine Bündnispartner nicht aussuchen konnte. Nach dem Attentat von Sarajewo begann der 1. Weltkrieg, und Deutschland musste sich schnell entscheiden, auf welcher Seite das Land kämpfen wollte.
Was waren die verschiedenen Bündnissysteme vor dem 1. Weltkrieg?
Wie wurde der 1. Weltkrieg ausgelöst?
Die Antworten auf Deine Fragen und noch viel mehr lernst Du in dieser Zusammenfassung kennen.
Die Gründe: Ursachen für den 1. Weltkrieg
Der Übergang in das 20. Jahrhundert war in Europa von Ehrgeiz und Konkurrenz zwischen den Ländern geprägt. Die Lage spannte sich immer mehr an, sodass es 1914 schliesslich zum Ausbruch des 1. Weltkrieges kam. Natürlich kamen hier viele Ursachen zusammen. Doch vor allem drei sind besonders wichtig:
der Imperialismus
der Nationalismus
internationale Krisen
Um 1880 begannen die europäischen Staaten und die USA langsam, die „neue Welt“ zu erkunden. Nach und nach wurden immer mehr afrikanische und asiatische Staaten kolonialisiert – das bedeutet eingenommen und unter westliche Herrschaft gestellt. Es begann ein brutaler Konkurrenzkampf um Territorium.
Ein Motiv für die imperialistischen Gedanken waren der Rassismus. So waren die westlichen Staaten davon überzeugt, den indigenen Völkern überlegen zu sein. Sie sahen es als ihre Pflicht, diese zu „zivilisieren“ und ihren Nationalismus voranzubringen.
Daraus ergaben sich zahlreiche internationale Krisen, die die bereits angespannte Lage nur noch verschärften. Zu Beginn des 20. Jahrhundert herrschte also sehr dicke Luft zwischen den Weltmächten.
Die Fakten: Bündnissysteme: Bismarck und Wilhelm II
In der Vergangenheit hatten die europäischen Länder einige Verträge abgeschlossen, um einen Krieg zu verhindern. Ausserdem versprachen sie sich davon Verbündete, falls doch ein Krieg ausbrechen sollte. 1914 standen sich daher zwei Bündnissysteme gegenüber: Bismarcks Kurs und der Kurs von Wilhelm II.
Um zu verstehen, wie diese entstanden sind, musst Du eine kleine Zeitreise in das Deutsche Kaiserreich unternehmen. Wir springen ins Jahr 1871. Da sich Deutschland im Französischen Krieg 1870/71 Elsas-Lothringen angeeignet hat (in der Politik sagt man auch annektieren), war der damalige deutsche Reichskanzler Bismarck besorgt über die Sicherheit seines Landes. Daher versicherte er, dass Deutschland keine weiteren Gebiete mehr wollte und hielt sich auch mit seiner Kolonialpolitik zurück. Das alles tat er nur, um eine Zwei-Fronten-Konstellation zu verhindern, die Deutschland bedrohen könnte. Damit war er auch erfolgreich.
Vertiefung
Der Zweifrontenkrieg
Aussenpolitisch war das Deutsche Reich eine neue wichtige Macht in Zentraleuropa, die andere europäischen Grossmächte mit Missgunst beobachteten. Reichskanzler Otto von Bismarck versuchte daher, das Land mit Hilfe einer komplizierten Bündnispolitik friedlich in das internationale Staatssystem einzubinden. Damit wollte er sich besonders vor dem gedemütigten und auf Rache sinnenden Frankreich schützen.
Er wollte eine Koalition der Verlierer von 1866 und 1870 (das Deutsche Reich hatte in mehreren Kriegen Österreich-Ungarn und Frankreich besiegt) und damit auch einen Zweifrontenkrieg verhindern. So wird ein Krieg genannt, in dem ein Land von zwei feindlichen Mächten umzingelt zu. In diesem Fall wären das Frankreich im Westen und Österreich-Ungarn im Osten gewesen.
Deswegen bemühte sich Bismarck um ein Bündnis mit Österreich-Ungarn und Russland. Dabei wurde am 22. Oktober 1873 das „Drei-Kaiser-Abkommen“ von Wilhelm I, dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I. und dem Zaren Alexander II. unterzeichnet. Darin verpflichtete man sich, im Kriegsfalls erst einander aufzusuchen, bevor neue Bündnisse geschlossen werden.
Das änderte sich, als 1888 der neue Kaiser, Wilhelm II., den Thron übernahm. Er wollte Bismarcks Kurs nicht folgen und entliess ihn daher. Sein Ziel war es, Deutschland zu einer Weltmacht zu machen. Dafür gab er eine grosse Kriegsflotte in Auftrag, was den europäischen Nachbarn natürlich nicht so gefiel.
Es begann die sogenannte „Politik der freien Hand“, also ein System, bei dem man auf Bündnisse verzichtete. Die deutsche Regierung glaubte, dass die Konflikte zwischen den umliegenden Ländern eh unüberbrückbar wären, sodass sie keinen Bedarf an Verträgen sahen. Doch es kam alles anders, und so sah sich Deutschland am Vorabend des 1. Weltkrieges plötzlich isoliert.
Vertiefung
Die Politik der freien Hand
Als Bismarck vom deutschen Kaiser Wilhelm II. entlassen wurde, ging damit auch seine Bündnispolitik zu Ende. Sein Nachfolger ging davon aus, dass sich Grossbritannien und Russland in einem unüberbrückbaren Streit befanden und sich Deutschland daher keine Sorgen um einen Zweifrontenkrieg machen musste. Das Deutsche Reich reduzierte seine Bündnisse, was die anderen europäischen Staaten verärgerte. 1894 wurde die Französisch-Russische Allianz abgeschlossen, zu der sich 1908 auch Grossbritannien gesellte. Damit entstand die sogenannte Triple Entente, ein Bündnisvertrag zwischen Grossbritannien, Russland und Frankreich. Die Politik der freien Hand des Kaisers war also gescheitert und hatte Deutschland isoliert. Damit war der von Bismarck befürchtete „Alptraum der Koalitionen“ wahr geworden.
Die Folgen: Die Julikrise
Die Stimmung in ganz Europa war Anfang des 20. Jahrhunderts angespannt, doch im Balkan spitze sich dies alles noch einmal zu. Drei Grossmächte waren zu dieser Zeit Konkurrenten in der Region: Russland, das Osmanische Reich und Österreich-Ungarn. Das führte zu zwei Balkankriegen, 1912 und 1913, in dem die verschiedenen Bereiche des Balkans gegeneinander kämpften.
Vertiefung
Die Balkankriege
Bereits im 19. Jahrhundert hatten die damaligen Balkanstaaten (Serbien, Montenegro, Bulgarien und Griechenland) ihre Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich erlangt. Jetzt wollten sie ihr Staatsgebiet vergrössern und die übrigen Gebiete, die noch osmanisch waren, einnehmen. Als Österreich-Ungern Bosnien annektierte, verstärkte sich der Konflikt mit Serbien umso mehr, da der Staat selbst die Grossmacht im Balkan haben wollte. Mit der Idee des Panslawismus, also dem Streben nach kulturellem und politischem Zusammenhalt der slawischen Völker, schritt nun Russland als Unterstützer Serbiens ein. Der Krieg endetet mit der Niederlage des osmanischen Reichs gegen die Balkanstaaten.
Zu einem Höhepunkt des Konfliktes kam es am 28. Juni 1914, als ein serbischer Nationalist in Sarajewo den österreichisch-ungarischen Kaiser Franz Ferdinand und seine Frau erschoss. Dies war der Auslöser für die österreichische Regierung, gegen Serbien vorzugehen. Auch Deutschland beteiligte sich an dem Krieg, der am 28. Juli erklärt wurde. Schnell machte Russland Truppen mobil und damit auch Frankreich, das sich in der Bündnispflicht sah. Am 1. August erklärte Deutschland Russland den Krieg und nur zwei Tage später auch Frankreich. Damit trat der sogenannte Schlieffen-Plan in Kraft. Dieser besagte, dass zwei Streitmächte Frankreich von Norden und Süden umklammern sollten. Somit trat auch Grossbritannien in den Krieg ein.
So kam es dazu, dass ein Attentat im bosnischen Sarajewo der Auslöser für den Ersten Weltkrieg war.
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Dauer:
Teil 1
Neue europäische Kolonialmächte und die Teilung der Welt
Teil 2
Kriegsideologie und Propaganda
Teil 3
Imperialismus: Voraussetzungen, Ziele und Methoden
Abkürzung
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Teil 4
Der Weg in den 1. Weltkrieg: Bündnispolitik und Julikrise
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Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wie kam es zum Ersten Weltkrieg?
Der Attentat eines serbischen Separatisten am 28. Juni 1914 auf Franz Ferdinand und seine Frau war der Auslöser des Ersten Weltkriegs.
Was waren die Ursachen des Ersten Weltkriegs?
Aus einer langen Liste von Ursachen für den Ersten Weltkrieg sind diese besonders wichtig: der Imperialismus, der Nationalismus und internationale Krisen.
Welche Bündnissysteme gab es in Deutschland Anfang des 20. Jahrhunderts?
In der Vergangenheit hatten die europäischen Länder einige Verträge geschlossen, um einen Krieg zu verhindern und Verbündete zu gewinnen. 1914 standen sich daher zwei Bündnissysteme gegenüber: Bismarcks Kurs und der Kurs von Wilhelm II.