Formen von Nationalstaaten: Die politische und die ethnische Nation

Das Wichtigste in Kürze 

Es gibt zwei unterschiedliche Formen von Nationalstaaten: die politische Nation und die ethnische Nation. Sie beide haben eigene Vorstellungen, was eine Nation ausmacht. 

Was zeichnet die politische Nation aus?

Wie erkennt man eine ethnische Nation?

Auf diese Fragen und viele mehr erhältst Du in dieser Zusammenfassung eine Antwort.

Info 1: Unterschiedliche Formen von Nationalstaaten 

Wie Du in der Lektion zum „Nationalismus“ nachlesen kannst, sind Nationen nicht natürlich entstanden. Sie wurden geschaffen und sind sozusagen künstliche Gebilde. Dabei gab es zwei verschiedene Formen von Nationen, die sich entwickelt haben: die politische Nation und die ethnische Nation.  

Die politische Nation

Die politische Nation beruht, wie ihr Name schon sagt, auf politischen Aspekten. Sie ist die einzige verbindliche Anleitung für das Handeln des Volkes. Oft wird diese Form der Nation auch demokratische Nation genannt. Wichtig ist, dass alle Bürgerinnen und Bürger Teil der Nation sein können. Dabei spielen regionale, konfessionelle und soziale Unterschiede keine Rolle. Sie alle zusammen bilden eine Gemeinschaft mündiger und gleicher Staatsbürger*innen. Anfangs waren Frauen davon ausgeschlossen.

Ein frühes Beispiel für eine politische Nation ist Frankreich. Jede Person, die sich zu Demokratie und Revolution bekannte, war Teil der französischen Nation. Dies geschah zum ersten Mal in der Französischen Revolution. Damit begründete die Französische Revolution den politischen Nationsbegriff, der dann Vorbild für weitere Staaten in Europa wurde. 

Die ethnische Nation

Die ethnische Nation versteht sich als einheitlich aufgebaute Gesellschaft. Ihre Einheit begründet sie mit den Merkmalen ihrer Mitglieder. Bei diesen Merkmalen kann es sich um Religion, Sprache, Kultur oder Geschichte handeln. Oft wird davon ausgegangen, dass die Gesellschaft biologisch gemeinsame Vorfahren hätte. Man nennt die ethnische Nation auch Kulturnation. Gegen aussen hin ist sie geschlossen. Mit ihrer Vorstellung fördert sie den Ausschluss von Minderheiten, die andere Merkmale aufweisen, als die ethnische Nation für sich definiert hat. 

Ein Beispiel für eine ethnische Nation ist das deutsche Nationalbewusstsein zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Es wurde alles ausgegrenzt, was nicht „deutsch“ war. Dazu gehörten vor allem die jüdische und französische Bevölkerung. Das gründete schliesslich in Fremdenhass und Antisemitismus. Negative Vorurteile förderten diese Ausgrenzung.