Die Vorherrschaft Napoleons über Europa war beendet und die Zukunft Europas sollte 1815 in den Beratungen des Wiener Kongresses beschlossen werden. Die Abgeordneten wollten ein ausgewogenes Mächtegleichgewicht und diskutierte über die Ideen der Restauration und des Liberalismus. Gleichzeitig wurde der Nationalismus – also die Rufe nach eigenen Nationalstaaten aus dem Volk – immer lauter.
Welche Folgen hatte die neue europäische Ordnung?
Was bedeutet staatliche Restauration im Gegensatz zum Streben nach Einheit und Freiheit in der Bevölkerung?
Wozu führte der Wunsch nach Nationalismus und Liberalismus im Deutschen Bund?
Antworten auf alle diese Fragen findest Du in dieser Zusammenfassung.
Die Gründe: Europa nach Napoleons Herrschaft
Der Wiener Kongress war die Folge des Sieges über Napoleon. Im Jahr 1815 trafen sich Abgeordnete aus ganz Europa, um zu beschliessen, wie ein langfristiger europäischer Friede erreicht werden kann. Es sollte nicht wieder zu einer Vorherrschaft eines einzelnen Landes kommen können.
Die Fakten: Die Fragen des Wiener Kongresses
Ausserdem stand eine weitere Frage im Raum: Was soll mit den neuen, freiheitlichen Ideen der Französischen Revolution geschehen, die sich in ganz Europa ausgebreitet hatten? Wie sollten die Herrscher mit diesen Vorstellungen des Volkes umgehen, ohne dadurch die eigene Machtgrundlage zu verlieren? Es gab dabei unterschiedliche Ideen:
Restauration Der Begriff Restauration beschreibt das Rückgängigmachen der Ideen der Französischen Revolution. Die Volkssouveränität sollte wieder abgeschafft werden. Sie war vielen Herrschern ein Dorn im Auge. Diese wollten ihre Macht nicht mit dem Volk teilen oder ein Parlament mitbestimmen lassen. Sie wollten weiterhin so regieren, als wären sie von Gott persönlich als Herrscher eingesetzt worden.
Liberalismus Der Liberalismus ist eine politische Strömung. Sie wollte genau das Gegenteil von dem, was die Restauration wollte. Die Freiheit jeder einzelnen Person steht hier im Mittelpunkt und wird von der Politik eingefordert. Die Menschen wollten Grundrechte, eine Gleichstellung mit dem Adel und Mitbestimmung durch ein Parlament.
Nationalismus Während Frankreich schon lange Zeit ein einheitlicher Nationalstaat war, war das in anderen europäischen Ländern nicht der Fall. Besonders Deutschland war politisch noch als ein loser Staatenbund organisiert. Immer mehr Menschen fühlten sich aber als „Deutsche“ und wünschten sich, auch in einem Nationalstaat zu leben.
Die Folgen: Alles zurück zum Alten?
Die Beschlüsse des Wiener Kongresses zeigten eindeutig in Richtung Restauration. Die Ereignisse und Ideen der Französischen Revolution sollten, nach Wunsch der Staatsoberhäupter, wieder in Vergessenheit geraten. Dies löste in der Bevölkerung jedoch grosse Unzufriedenheit aus. Die Menschen verfolgten immer vehementer ihre liberalen Forderungen nach Freiheit und politischer Mitbestimmung. Besonders deutlich zeigte sich das an der Geschichte der Deutschen Bunds.
Vertiefung
Der Wunsch nach Liberalisierung am Beispiel des Deutschen Bunds
DER DEUTSCHE BUND
Die Grösse und zentrale Lange Deutschlands wurde während den Beratungen des Wiener Kongresses als potenzielle Bedrohung wahrgenommen, der man keinen zu grossen Raum einräumen wollte. Deswegen einigten sich die Abgeordneten auf einen Kompromiss: Deutschland durfte ab 1815 als Staatenbundbestehen. Die 37 Fürstentümer und 4 freien Städte hatten kein gemeinsames Staatsoberhaupt, kein Parlament und keine Nationalitätszugehörigkeit. Dafür sollten ihre Vertretungen auf einer Versammlung in Frankfurt zusammenkommen, um über die wichtigen Fragen des neuen „Deutschen Bundes“ zu entscheiden.
Dabei kam es aber zu strukturellen Problemen. Die Zweidrittelmehrheit, die für Beschlüsse innerhalb der Bundesstaaten nötig war, wurde selten erreicht, und Preussen und Österreich waren oft nicht gewillt, zusammenzuarbeiten.
DER DEUTSCHE WUNSCH NACH EINEM NATIONALSTAAT
Nach den gemeinsamen Kämpfen gegen die Vorherrschaft Napoleons waren die Hoffnungen gross, dass der Wiener Kongress und die „neuen Zustände“ einen gemeinsamen Staat, Freiheit für alle und politische Mitbestimmung ermöglichen könnten. Die staatliche Restauration macht diese Hoffnungen aber schnell wieder zunichte. Daraufhin folgte einer Reihe von Entwicklungen im Deutschen Bund, die immer mehr Richtung Liberalismus und Nationalismus strebten:
DAS WARTBURGFEST
Junge Studenten waren mit den Ergebnissen des Wiener Kongresses nicht zufrieden. Es gab noch immer keinen gemeinsamen Nationalstaat und keine Verfassungen. Einige hatten schon in den Befreiungskriegen mitgekämpft und wollten weiter für ihre politischen Forderungen einstehen. Sie schlossen sich deshalb zu sogenanntenBurschenschaftenzusammen. 1817 traf sich eine grosse Gruppe von 200 Studenten auf der Wartburg in Eisenach, um dort für ihre Rechte, ihre persönliche Freiheit und ein geeintes Deutschland zu demonstrieren. Sie verbrannten dabei Symbole der Fürstenherrschaft als Zeichen des Protests.
DIE KARLSBADER BESCHLÜSSE
Die Regierungen der Bundesstaaten befürchteten, dass die neuen, revolutionären Ideen ihnen gefährlich werden könnten, und gingen deswegen hart gegen die demonstrierenden Studenten vor. Sie liessen Beteiligte überwachen und erliessen harte Gesetze: die Karlsbader Beschlüsse.
Der Auslöser für diese war die Ermordung eines Schriftstellers, der sich über die liberale Nationalbewegung lustig gemacht hatte, durch einen wütenden Studenten. Die neuen Gesetze sollten dafür sorgen, dass revolutionäre Entwicklungen verhindert und politische Auflehnungen aus der Öffentlichkeit zurückgedrängt werden. Die Karlsbader Beschlüsse sahen Folgendes vor:
- Staatliche Aufseher an Universitäten - Zensur von Schriften und Zeitungen - Verbot von Burschenschaften
DAS HAMBACHER FEST
Die Wünsche der Bevölkerung liessen sich dadurch aber nicht unterdrücken. 1832 versammelten sich über 20'000 Menschen auf dem Hambacher Schloss, um für ihre nationale und liberale Ideen einzustehen.
Zu ihrer Gruppe gehörten mittlerweile nicht mehr nur Studenten und Professoren, sondern auch einfache Menschen aus Bauernschaft oder Handwerkertum. Sie protestierten für eine Verfassung und für die Abschaffung des Königtums – eine bis dahin unmögliche Vorstellung.
DIE FRANZÖSISCHE OSTEXPANSION
Frankreich versuchte 1840, Teile des offiziell immer noch losen Deutschen Bundes an den Osten seines Staatsgebiets anzuschliessen. Das löste grosse Bestürzung in der Bevölkerung des Deutschen Bundes aus. Nun wurde der Wunsch nach einem stabilen Nationalstaat, der sich auch gegen andere Länder durchsetzen konnte, noch stärker. Das Streben nach einem Nationalstaat war zu diesem Zeitpunkt sogar noch grösser als der Wunsch nach einer liberalen Verfassung.
DER RÜCKZUG INS PRIVATE
Der Wunsch nach Veränderung in der Bevölkerung war zwar gross, die Regierungen der deutschen Bundesregionen gaben ihm jedoch kaum Raum. Dementsprechend gross war die Frustration. Die Menschen verloren nach und nach das Interesse an politischem Handeln und zogen sich ins Private zurück, um dort ihr Alltagsglück zu verwirklichen.
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Dauer:
Teil 1
Beginn der Französischen Revolution
Teil 2
Napoleon und französische Vorherrschaft in Europa
Teil 3
Radikale Phase der Französischen Revolution
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Teil 4
Der Wiener Kongress: Restauration oder Liberalismus?
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Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was bedeutet der Begriff „Restauration“ nach dem Wiener Kongress?
Die Restauration beschreibt das Rückgängigmachen der Ideen der Französischen Revolution. Die Volkssouveränität sollte wieder abgeschafft werden, denn die Herrscher wollten weiterhin so regieren, als wären sie von Gott persönlich eingesetzt worden.
Was passierte im Wiener Kongress?
Der Wiener Kongress war die Folge des Sieges über Napoleon. Im Jahr 1815 trafen sich Abgeordnete aus ganz Europa, um zu beschliessen, wie ein langfristiger europäischer Friede erreicht werden kann, denn es sollte nicht wieder zu einer Vorherrschaft eines einzelnen Landes kommen können.
Was bedeutet der Begriff „Liberalismus“ nach dem Wiener Kongress?
Liberalismus ist das Gegenteil von dem, was die Restauration wollte: Grundrechte, politische Mitbestimmung und Freiheit stehen im Mittelpunkt und wurden von der Politik eingefordert.