Die Situation in Frankreich vor der Französischen Revolution war äusserst miserabel. Es herrschten finanzielle Nöte und Existenzkrisen. Als diese nicht mehr tragbar waren, lehnten sich einige Bevölkerungsgruppen gegen die Regierung auf. Es kam zu gewaltvollen Auseinandersetzungen. Die Nationalversammlung wurde gegründet. Mit einigen Beschlüssen trug sie zur Deeskalation bei. Später verabschiedete sie die französische Verfassung und führte eine neue Ordnung in Frankreich ein. Diese Zusammenfassung liefert Dir Antworten auf spannende Fragen, wie beispielsweise:
Was verursachte die enorme finanzielle Notlage in Frankreich?
Welchen Einfluss hatten die Aufklärer auf die französische Bevölkerung?
Welche Menschen- und Bürgerrechte wurden in der neuen Verfassung festgelegt?
Info 1: Ursachen der Französischen Revolution
Die Vorrechte der obersten Schicht
In der Ständegesellschaft zähle der Adel zu der obersten Schicht und hatte demnach die Führung und das Sagen im Staat. Somit kamen auch die staatlichen, vom König ernannten Entscheidungsträger aus der Adelsschicht. Standesgemäss besassen die Adligen auch gewisse Vorrechte: Der Geburtsadel durfte ab 1781 die Offiziere auswählen und musste kaum Steuern zahlen. Auch in der Kirche waren die höchsten Ämter an Adlige vergeben.
Dennoch hatten manche Adlige, vor allem Landadlige, nur so wenig Geld wie ihre Bauern und Bäuerinnen. Die wirtschaftlichen Unterschiede innerhalb der obersten Schicht waren folglich enorm. Ebenso unterschied sich der Amtsadel vom Geburtsadel insofern, dass ein Amtsadliger als ehemalig reicher Bürger zunächst einer niedrigeren Schicht angehörte und sich den Adelstitel nur erkaufen konnte. Dies war seit dem 16. Jahrhundert durch die Erweiterung des staatlichen Verwaltungs- und Justizsystems möglich.
Die Unterschicht und ihre Probleme
Innerhalb der Stadtbevölkerung herrschte eine sehr ungleichmässige soziale und wirtschaftliche Zusammensetzung, es gab:
reiches Bürgertum, wie Bankiers oder Besitzende von Manufakturen
freiberufliche Menschen, darunter Ärzte- und Anwaltschaft sowie Kaufleute
Kleinbürgertum wie Handwerker*innen, Kleinhändler*innen und Gastwirt*innen
städtische Unterschichten, wie Manufakturarbeiter*innen und Hauspersonal
Die städtischen Unterschichten waren jeden Tag einem Existenzkampf ausgesetzt.
Im Jahr 1789 arbeiteten drei Viertel der französischen Bevölkerung im landwirtschaftlichen Sektor. Es gab auch viele Landlose, die ihr Geld als Saisonarbeiter*innen und Tagelöhner*innen verdienten und in Teilen Frankreichs ca. 60 Prozent der Landbevölkerung ausmachten. Ausserdem gab es noch die Kleinbauernschaft mit eigenem Land, welches jedoch so klein war, dass der Ertrag zum Leben nicht ausreichte.
Besonders die hohen Abgaben machten diesen Bürgern und Bürgerinnen zu schaffen. Der König bekam eine Grundsteuer, eine Kopfsteuer und den Zwanzigsten. Der Zehnte ging an die Kirche. Die Bauernschaft musste obendrein noch Grundzinsen an den Grundherrn zahlen und Frondienste leisten (z.B. Feldarbeit für den Grundherrn). Kaum jemand aus dem Grossbauerntum hatte keine wirtschaftlichen Sorgen.
Der rasante Bevölkerungsanstieg und die finanziellen Nöte
Das enorme Bevölkerungswachstum (1715: 18 Millionen Franzosen, 1785: 26 Millionen) führte zu Versorgungsproblemen bei den Bürgern und Bürgerinnen. Die landwirtschaftliche Produktion wurde zwar durch verbesserte Anbaumethoden gesteigert, jedoch nicht in demselben Ausmass.
Ab 1770 ging Frankreichs Wirtschaft immer mehr in die Brüche, was die soziale Not noch ausdehnte. Es gab immer mehr Brotunruhen und Hungeraufstände. Die Missernten der Jahre 1788 und 1789 führten zu allem Übel zu drastischen Preiserhöhungen bei den Nahrungsmitteln.
Nicht nur der verschwenderische Lebensstil der französischen Könige im Absolutismus, sondern auch die Aussenpolitik erschwerten es, eine schnelle Lösung für die prekäre Situation der Bevölkerung zu finden.
Denn ab dem 17. Jh. lag der Fokus Frankreichs darauf, sich eine Vormachtstellung auf dem europäischen Festland zu verschaffen und die See- und Kolonialmachtstellung zu festigen und auszuweiten. Dafür waren enorme militärische Bemühungen nötig. Diese und etliche Kriege, an denen Frankreich im 18. Jh. beteiligt war, brachten Frankreich viele Schulden ein. Deshalb wurden 50 Prozent der staatlichen Gesamteinnahmen zur Tilgung der Schuldzinsen benutzt werden mussten.
Doch alles war vergebens. Frankreich konnte seine aussenpolitischen Ziele dennoch nicht erreichen und verlor im Siebenjährigen Krieg seine Besetzungsgebiete in Nordamerika. Das Ansehen des Königs nahm deshalb rapide ab. Auch die Leihgaben der königlichen Geldgeber fielen aus, da diese einen Staatsbankrott befürchteten.
Dem König blieb also nichts anderes übrig, als den Adligen und dem Klerus Steuern aufzuerlegen. Diese wehrten sich jedoch gegen alle Reformbemühungen.
Der Einfluss der Aufklärer
Die Vertreter der Aufklärung hatten zu dieser Zeit eine ganz besondere Bedeutung. Die meisten kritischen Stimmen zu den politischen Zuständen in Frankreich stammten aus ihren Reihen. Sie forderten dazu auf, die politischen Zustände vernunftgemäss zu beurteilen. Sie umgingen die Zensur und veröffentlichten vieles in Literatur, Zeitungsartikeln und Flugschriften.
„Was ist der dritte Stand?“ von Abbé Sieyès (1789) war eine der bekanntesten politischen Schriften. Die Schriften sprachen viele Angehörige des dritten Standes an.
Vertiefung
Die amerikanische Verfassung als Vorbild
Die Wirkung von aufklärerischen Ideen, die das politische Geschehen beeinflussten, zeigte sich Jahre zuvor bei den nordamerikanischen Kolonien. Diese siegten gegen England und gründeten die USA auf der Grundlage einer im Sinne der Aufklärung ausgearbeiteten Verfassung.
Franzosen, die aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg heimkehrten, erzählten voller Begeisterung von ihren Erlebnissen und Erkenntnissen. Das bewirkte, dass die Franzosen immer mehr daran glaubten, aufklärerische Reformen auch in ihrem Land realisieren zu können.
Info 2: Beginn der Französischen Revolution - die bürgerliche Periode
Verhandlungen in Versailles
Um die Geldprobleme in den Griff zu kriegen, wurden die Generalstände einberufen. Alle drei Stände bestimmten Anfang 1789 ihre Abgeordneten, die sich dann im Mai zur festlichen Eröffnungssitzung trafen. Ludwig XVI. war gegen eine fundamentale Reform des Absolutismus.
Definition Generalstände:
Vertreterversammlung der drei Stände (Adel, Klerus, Bürgertum) mit beratender Rolle. Sie bestanden seit dem Spätmittelalter in der französischen Monarchie.
Die Verhandlungen verliefen einige Wochen erfolglos, bis sich der dritte Stand gegen die Wünsche des Königs auflehnte. Zusammen mit Angehörigen der oberen Schichten, die dieselben Interessen hatten, erklärten sie sich zur Nationalversammlung. Diese forderte gemäss der Volkssouveränität politische Mitbestimmungsrechte hinsichtlich Gesetzgebung und Steuerbewilligung. Sie schworen sich, eine Verfassung zu verabschieden (Ballhausschwur) und wurden zu einer verfassungsgebenden Versammlung.
Die gewaltvolle Eskalation der Lage
Der König war wenig begeistert und war gewillt, die Entwicklungen gewaltvoll aufzuhalten. Die Pariser Bürgerschaft rief eine Bürgerwehr ins Leben und stahl Waffen aus dem städtischen Waffenarsenal.
Die Existenzangst und die Aufstände führte zu Spannungen und ansteigender Wut in der Bevölkerung. Im Juli 1789 stürmte die Bevölkerung die Bastille, in der Waffen und Munition untergebracht waren und Gefangene festgehalten wurden. Aus diesem Akt rührt auch der Ausdruck „Sturm auf die Bastille“. Die Bastille galt als Symbol der königlichen Unterdrückung.
Auch in anderen Städten kam es zu Auflehnungen und Angriffen gegen königliche Beamte und die königliche Armee. Ebenso griff die Bauernschaft die Schlösser und Klöster ihrer Grundherren an.
Die Nationalversammlung fürchtete eine noch grössere Eskalation der Lage und reagierte mit neuen Beschlüssen. Sie schaffte die Frondienste, die Leibeigenschaft, den Kirchenzehnt und die Vorrechte und Vorzüge der oberen Schichten ab.
Einführung der Menschen- und Bürgerrechte
Im August 1789 wurden von der Nationalversammlung die Menschen- und Bürgerrechte ausgerufen. Diese enthielten die natürlichen Menschenrechte und ihr Schutz sollte die vorrangige Aufgabe der staatlichen Herrschaft sein. Die bedeutendsten Rechte waren:
gesetzliche Gleichheit
keine Verhaftungen ohne richterliche Aufforderung
Meinungsfreiheit
Pressefreiheit
Freiheit der Religionsausübung
Eigentumsrecht
Der König lehnte die neue Ordnung weiterhin ab und floh im Jahr 1791 nach Osten in Richtung Grenze. Er suchte Kontakt zu adligen Emigranten, wurde jedoch kurz vor der Grenze erkannt und zurück nach Paris gebracht. Die Idee der Absetzung des Königs und der Einführung der Republik wurde immer beliebter.
Die neue Ordnung von 1791
Im Herbst 1791 kam es endlich zur Verabschiedung der Verfassung. Dadurch wurde Frankreich zu einer konstitutionellen Monarchie. Die Macht des Königs wurde durch die Gewaltenteilung und die Verfassung beschränkt. Der König war weiterhin das Staatsoberhaupt und die Regierungs- und Verwaltungsleitung.
Die Hauptbestandteile der Ordnung waren:
Verwirklichung der Rechtsgleichheit
Garantie der Grundrechte durch ein eigenverantwortliches Justizsystem
Schaffung eines liberalen Wirtschaftssystems mit Handel- und Gewerbefreiheit (Abschaffung der Zunftordnung)
Jedoch durfte nur ein Fünftel der französischen Bevölkerung wählen gehen, da die Berechtigung von Steuerleistungen abhängig war (Zensuswahlrecht). Ebenso waren Frauen vom Wählen ausgeschlossen.
Definition Zensuswahlrecht:
Wahlsystem mit ungleicher Wahlberechtigung. Die Wählerstimmen werden nach dem Steueraufkommen der Wähler bewertet. Oftmals dürfen Bürger auch nur wählen, wenn sie ein bestimmtes Vermögen besitzen.
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Dauer:
Teil 1
Luther und die Ausbreitung der Reformation
Teil 2
Neues Weltbild und Wandel der Gesellschaft
Teil 3
Absolutismus und Monarchie als neue Herrschaftsform
Teil 4
Aufklärung: Wendepunkt und Modernisierung
Teil 5
Das absolutistische Frankreich: Louis XIV. und Versailles
Abkürzung
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Teil 6
Beginn der Französischen Revolution
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Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wer regierte Frankreich zu Beginn der Französischen Revolution?
König Ludwig XVI.
Aus wem bestand die Nationalversammlung, die später die französische Verfassung verabschiedete?
Aus dem dritten Stand (Bürgertum) und Angehörigen der oberen Schichten mit denselben Interessen.
Was war der Ballhausschwur?
Die Nationalversammlung in Versailles schwor sich, nicht vor der Verabschiedung einer Verfassung auseinanderzugehen.