Genau wie Texte kannst Du auch Filme analysieren. Da Film ein visuelles Medium ist und hauptsächlich mit Bildern arbeitet, gibt es da gewisse technische Elemente, die bei der Untersuchung eines Films beachtet werden sollten. Sie wurden von Filmemacher*innen bewusst gewählt und erzeugen eine bestimmte Wirkung und Bedeutung.
Info 1: Technische Begriffe
Im Folgenden sollst Du einige Begriffe zur Beschreibung der technischen Elemente von Filmen kennenlernen. Aber was ist das „Technische“ bei Filmen? Es umfasst die Art und Weise, wie die Szenen gedreht wurden. Dazu gehören z.B. die Belichtung, die Filmart (Schwarzweissfilm, Farbfilm), der Fokus (scharf, weich) und die Kameraführung. Auch die Kameraeinstellungen, die -perspektive und die Montage gehören dazu:
Kameraeinstellungen Die kleinste Einheit von Film ist die Kameraeinstellung. Die Stellen, wo sie beginnt und wo sie endet, nennt man „Schnitte“ (Sg. Schnitt). Ein Film ist somit eine Reihe von aufeinanderfolgenden Kameraeinstellungen.
Je nachdem, wie viel im Bild zu sehen sein soll, werden andere Kameraeinstellungen verwendet. Bei der folgenden Liste von Fachbegriffen wird immer näher an das Objekt oder die Person, das oder die gefilmt wird, herangezoomt.Kameraeinstellungen
Panorama
Diese Einstellung erlaubt eine Weitsicht, einen Blick über eine ausgedehnte Landschaft.
Totale
Man hat eine Übersicht über die gesamte Umgebung der Handlung, aber kann auch die Darsteller*innen sehen. Die Umgebung überwiegt.
Halbtotale
Personen und Umgebung nehmen ungefähr gleich viel Platz ein. Die Darsteller*innen sind von Kopf bis Fuss zu sehen.
Amerikanisch
Die Darsteller*innen sind vom Kopf bis zu den Knien zu sehen.
Nah
Der Fokus liegt auf dem Kopf einer Person, aber auch andere Teile des Oberkörpers sind sichtbar.
Gross
Das Gesicht einer Person wird gezeigt, wodurch die Mimik (z.B. eine Gefühlsregung) gut sichtbar ist.
Detail
Es wird nur ein Teil der Person (z.B. die Hand) oder ein Objekt gezeigt, auf den aufmerksam gemacht werden soll.
Kameraperspektive Die Kameraperspektive beschreibt die Perspektive, aus der eine Aufnahme gemacht wird. Die wichtigsten Perspektiven heissen wie folgt:
Normalsicht (1.)
Es wird auf gleicher Höhe aufgenommen. Die Kamera ist auf Augenhöhe der Schauspieler.
Froschperspektive (= Untersicht) (2.)
Es wird von unten nach oben aufgenommen. Mit der Froschperspektive gefilmte Figuren wirken gross, stark und bedrohlich.
Vogelperspektive (= Aufsicht) (3.)
Es wird von oben nach unten gefilmt. Mit der Vogelperspektive gefilmte Figuren wirken schwach und unterlegen.
Montage Ein weiterer wichtiger Begriff ist „Montage“. Eine Montage ist ein Zusammenschnitt von verschiedenen Kameraeinstellungen. Im Film werden diese dann abwechslungsweise gezeigt werden.
Parallelmontage
Gleichzeitig geschehende Ereignisse werden hintereinander (und meistens auch abwechselnd) gezeigt.
Schuss-Gegenschuss-Verfahren
Das sogenannte „Schuss-Gegenschuss-Verfahren“ ist eine Art der Montage, die meistens in Dialogen gebraucht wird. Dabei werden die Gesichter der sprechenden Personen immer abwechselnd gezeigt
harter vs. weicher Schnitt
Ein harter Schnitt ist ein gut sichtbarer Wechsel von der einen zur anderen Einstellung. Ein weicher Schnitt ist ein kaum sichtbarer Wechsel.
Info 2: Mise En Scène
Ganz wichtig für die Filmanalyse ist die sogenannte „MiseEn Scène“. Dieser Ausdruck bezeichnet diejenigen Aspekte von Film, die auch im Theater wiederzufinden sind. Dazu gehören:
Diese Elemente kannst Du immer auch bei der Analyse von anderen Medientexten berücksichtigen, z.B. bei Werbefilmen.
Info 3: Filme analysieren
Bei der genauen Analyse des Filminhalts versuchst Du alle oben genannten Aspekte der Filmgestaltung miteinzubeziehen und mit der Wirkung und der Bedeutung des Inhalts in Verbindung zu bringen. Du kannst Dich zum Beispiel fragen:
Wie beeinflussen die technischen Codes und die Mise-En-Scèneden Inhalt und die Charakterisierung der Figuren? Gibt es eine Entsprechung von Gestaltung und Inhalt oder eine Diskrepanz?
Gibt es z.B. eine Stelle mit auffälligen Kameraeinstellungen? Z.B. eine besondere Detaileinstellung? Was soll die Kameraeinstellung an dieser Stelle bewirken?
Wie wird der Charakter/das Verhalten der Figuren durch die technischen Codes und die Mise-En-Scène reflektiert?Wie werden die Figurenbeziehungen reflektiert?
Wie werden z.B. die Figuren vorgestellt und warum? Wird eine Frosch- oder Vogelperspektive gewählt?
Beispiel:
Durch die Froschperspektive kann ein Charakter als autoritär und machtvoll erscheinen.
Gibt es Widersprüche zwischen der technischen Gestaltung und dem Filminhalt? Was wird dadurch bewirkt und wieso wurde diese Entscheidung getroffen?
Beispiel:
Die Nervosität eines Charakters kann z.B.durch eine wacklige Kameraführung, einen unscharfen Fokus, harte Schnitte, zitternde Hände und das Ticken einer Uhr reflektiert werden.
Zusatzinfo: Textuelle Elemente
Neben all den obengenannten filmspezifischen Aspekten kannst Du einen Film auch anhand solcher Elemente untersuchen, die auch in einem literarischen Text vorkommen. Zum Beispiel kannst Du schauen, ob es Symbole, Metaphern oder Motive gibt, die im Film häufig auftreten und zum Thema des Films passen (z.B. ein fliegender Vogel als Symbol für die Freiheit).
Mehr dazu
Lerne mit Grundlagen
Lerne in kleinen Schritten mit Theorieeinheiten und wende das Gelernte mit Übungssets an!
Dauer:
Teil 1
Filmanalyse: Begriffe und Vorgehen
Finaler Test
Test aller vorherigen Teile, um einen Belohnungsplaneten zu erhalten.
Erstelle ein kostenloses Konto, um mit den Übungen zu beginnen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist die Froschperspektive?
Es wird von unten nach oben aufgenommen. Mit der Frosch-perspektive gefilmte Figuren wirken gross, stark und bedrohlich.
Was versteht man unter der Kameraeinstellung "Panorama"?
Diese Einstellung erlaubt eine Weitsicht, einen Blick über eine ausgedehnte Landschaft.
Was versteht man unter der "Filmanalyse"?
Genau wie Texte kannst Du auch Filme analysieren. Da Film ein visuelles Medium ist und hauptsächlich mit Bildern arbeitet, gibt es da gewisse technische Elemente, die bei der Untersuchung eines Films beachtet werden sollten. Sie wurden von Filmemacher*innen bewusst gewählt und erzeugen eine bestimmte Wirkung und Bedeutung.