Die Stosstheorie, oder auch Kollisionstheorie, ist ein Modell von chemischen Reaktionen. Sie besagt, dass Reaktionen auf das Zusammenstossen von Reaktionspartnern durch zufällige Teilchenbewegung zurückzuführen ist. Um zu reagieren, benötigen Teilchen genügend Bewegungsenergie, die sogenannte Aktivierungsenergie. Wenn sie diese Energiemenge nicht erreichen, reagieren sie nicht.
Kollisionstheorie
In Flüssigkeiten und Gasen bewegen sich die Teilchen ständig. Damit es zu einer Reaktion kommt, muss der Stoss in der richtigen Orientierung verlaufen und gleichzeitig die notwendige AktivierungsenergieEA erreicht werden.
Der Wert der Aktivierungsenergie hängt von der Reaktion ab. Manche Reaktionen haben eine niedrige Aktivierungsenergie, was bedeutet, dass die Reaktion leicht ablaufen kann. Manche Reaktionen haben jedoch eine hohe Aktivierungsenergie, das bedeutet, sie müssen erhitzt werden, damit die Teilchen genug Energie für die Reaktion erhalten.
Zusammenhang zwischen Teilchendichte, Stosszahl und Reaktionsgeschwindigkeit
Je häufiger Teilchen zusammenstossen, desto wahrscheinlicher wird auch ein reaktiver Stoss erfolgen. Je höher die Konzentration einer Teilchensorte ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Kollision kommt. Die Stosshäufigkeit oder auch Stosszahl einer Teilchensorte ist also proportional zur Anzahl N dieser Teilchen im Raum und damit zur TeilchendichteVN. Diese hängt proportional mit der Reaktionsgeschwindigkeit über V~VN zusammen.
Stoffmengenkonzentration
Die Teilchenzahl N kann durch die Stoffmenge n ersetzt werden. Dadurch erhältst du N=n⋅NA. Die Teilchendichte VNlässt sich nun durch die Stoffmengenkonzentration ersetzen. Für die Reaktion
A+B⟶2C
die Stosshäufigkeit zwischen den Teilchen A und B und damit die Reaktionsgeschwindigkeit v proportional zum Produkt aus c(A) und c(B)
Es gilt:
v~c(A)⋅c(B)
und
v=k⋅c(A)⋅c(B)
Druck und Reaktionsgeschwindigkeit
Ist ein Gas an der Reaktion beteiligt, muss der Druck berücksichtigt werden. Je höher die Teilchendichte ist und je schneller sie sich bewegen, umso grösser ist der Druck und umso häufiger stossen sie gegeneinander. Bei konstanter Temperatur ist die Reaktionsgeschwindigkeit proportional zum Produkt aus p(A) und p(B).
Der Zerteilungsgrad
In heterogenen Mischungen liegen die Reaktionspartner in verschiedenen Aggregatzuständen vor. Wenn also eine Reaktion an der Grenze zwischen den Phasen stattfindet, so erhöht sich die Anzahl der Stösse mit der gemeinsamen Oberfläche der Phasen. Je grösser also die gemeinsame Oberfläche (was dem Zerteilungsgrad entspricht), desto grösser die Reaktionsgeschwindigkeit.
Temperatur und Reaktionsgeschwindigkeit
Chemische Synthesen werden häufig bei erhöhten Temperaturen durchgeführt. Dadurch können in gleicher Zeit grössere Produktmengen erzeugt werden. Zwischen der Temperatur und der Reaktionsgeschwindigkeit besteht näherungsweise folgender experimentell gefundener Zusammenhang: Bei einer Temperaturerhöhung um 10 °C verdoppelt sich bei vielen Reaktionen die Geschwindigkeit. Den genauen Zusammenhang der Reaktionsgeschwindigkeit mit der Temperatur gibt die Arrhenius-Gleichung an:
k=A⋅e−R⋅TEA
Dabei ist k die Reaktionsgeschwindigkeit, A eine Konstante, EA die Aktivierungsenergie, R die Gaskonstante und T die Temperatur.
Zusammenhang zwischen Temperatur und kinetischer Energie
Die Verteilung der kinetischen Energie der Teilchen wird durch die Maxwell-Boltzmann-Verteilung beschrieben. Sie beschreibt die statistische Verteilung der Teilchengeschwindigkeiten im thermodynamischen Gleichgewicht. Aus ihr kann gefolgert werden, dass mit steigender Temperatur immer mehr Teilchen genug kinetische Energie besitzen, um die Aktivierungsbarriere zu überwinden.
Der Übergangszustand
Die Aktivierungsenergie EA einer Reaktion hängt vom Übergangszustand ab. Um den Übergangszustand zu bilden, wird die Aktivierungeenergie EA benötigt. Ein Chloratom nähert sich dem Wasserstoffatom an und schwächt hierbei die Bindung zwischen den beiden Wasserstoffatomen. Der Übergangszustand ist ein instabiles Addukt aus dem Chloratom und dem Wasserstoffmolekül, welcher energetisch über den Edukten und Produkten liegt.
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Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wie lässt sich die Reaktionsgeschwindigkeit beeinflussen?
Die Reaktionsgeschwindigkeit einer chemischen Reaktion wird ausser von der Temperatur und der Konzentration der beteiligten Stoffe von der Oberfläche der reagierenden Stoffe und der Anwesenheit von Katalysatoren beeinflusst.
Wann kommt es nach der Kollisionstheorie zu einer chemischen Reaktion?
Damit eine chemische Reaktion zustande kommt, müssen die reagierenden Teilchen aufeinander treffen. Dazu brauchen sie eine Mindestenergie. Mit steigender Temperatur nimmt der Anteil wirksamer Zusammenstösse zu.
Was besagt die Stosstheorie?
Die Stosstheorie ist ein Modell auf der Teilchenebene, das erklärt, wie es zu chemischen Reaktionen kommt und welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit eine Reaktion überhaupt abläuft.