Bei Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch wird als erstes untersucht, was die ungewollte Kinderlosigkeit verursacht. Ist die Ursache behandelbar, wird nach erfolgter Therapie zunächst versucht auf natürlichen Wege eine Schwangerschaft zu erreichen. Ist dies nicht erfolgreich, oder liegt eine nicht therapierbare Ursache vor, kann eine künstliche Befruchtung erwogen werden.
Auch Paare, die aufgrund der Existenz von genetischen Erkrankungen in der Familie, bei sich selbst oder bei bereits geborenen Kindern, die Sorge haben, dass das nächste Kind die Genkrankheit erben könnte, können durch eine künstliche Befruchtung ein gesundes Kind bekommen. Mithilfe der Präimplantationsdiagnostik kann eine genetische Untersuchung der Embryonen erfolgen und nur jene ausgewählt werden, die keine entsprechenden Genkrankheiten aufweisen.
Ebenso können alleinstehende Frauen und lesbische Paaren mit Kinderwunsch so durch eine künstliche Befruchtung die Chance gegeben werden, mithilfe von Spendersamen schwanger zu werden.
Drei Methoden kommen dabei für eine assistierte Reproduktion infrage:
In-vitro-Fertilisation (IVF)
Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)
Intrauterine Insemination (IUI)
Gründe für eine künstliche Befruchtung
Fruchtbarkeitsstörungen
Ein zu hoher Erwartungsdruck und Stress, zu hohes Alter oder hormonelle Störungen können beide Geschlechter betreffen und die Fruchtbarkeit von Mann und Frau negativ beeinflussen.
Frau
Eine fehlende Eizell-Reifung kann unter anderem durch Zysten an den Eierstöcken bedingt sein. Verklebte Eileiter, als Komplikation einer Chlamydieninfektion, bleiben häufig lange unbemerkt und könnten ebenso der Grund für die ausbleibende Kinderlosigkeit bedeuten.
Mann
Die Probleme sind in der Regel auf die Spermien oder Spermienflüssigkeit zurückzuführen. Verklebte Spermienleiter oder mangelhafte Spermienbzw. Spermienflüssigkeit, zu wenige, oder zu langsame Spermien können eine Befruchtung erschweren oder gar unmöglich machen.
Präimplantationsdiagnostik (PID)
Hat ein Paar die Prädisposition einen Gendefekt an ihr Kind zu vererben, so kann eine in-vitro-Fertilisation stattfinden. Vor Einsetzen der Embryonen können so nur jene selektiert werden, die den Gendefekt nicht aufweisen. So kann ein gesundes Kind zur Welt gebracht werden.
Spezielle Mikrowerkzeuge helfen Ei- und Samenzellen unter dem Mikroskop zu untersuchen. Dabei werden einzelne Zellen aus dem Embryo entnommen und Gentests durchgeführt. Auch kann das Wachstum der Embryonen in vitro kontinuierlich überwacht werden. Dadurch können diejenigen identifiziert werden, die mit grösserer Wahrscheinlichkeit zu einer erfolgreichen Schwangerschaft führen.
In den Gentests lässt sich ebenso das Geschlecht und andere Merkmale des Embryos herausfinden, die sich nicht nur auf die Gesundheit, sondern auch auf die äussere Erscheinung beziehen. Dieses Wissen könnte dazu führen, dass nach oberflächlichen Aspekten wie Augen- und Haarfarbe selektiert wird und sich Eltern so ihr Designer-Baby auswählen.
PID (1.) bei genetisch unauffälligen Embryonen erfolgt die Implantation (2.) bei genetisch auffälligen Embryonen werden diese verworfen
Künstliche Befruchtung
Damit ausreichend reife Eizellen zum Zeitpunkt der geplanten Befruchtung vorliegen, muss zuvor eine Eizellenreifung anregende Hormontherapie (FSH und LH) durchgeführt werden.
Bei der IVF und ICSI werden die künstlich befruchteten Embryonen bis zum 4-, 8-, oder Blastocystenstadium herangezogen, um dann gleichzeitig mehrere von ihnen in die Gebärmutter der Frau einzusetzen. Vor Einsetzung erfolgt in der Regel eine Präimplantationsdiagnostik, bei welcher das Genom auf Erbkrankheiten untersucht wird.
Nicht jedes eingesetzte Embryo nistet sich erfolgreich ein. Grund ist in der Regel, dass die künstlich befruchteten Embryonen, die Zona pellucida nicht aufbrechen können, was ein Einnisten verhindert. Um diesem Problem entgegenzukommen, werden meist mehrere Embryonen eingesetzt, oder es kann ein assisted hatching erfolgen, bei dem die Zona pellucida direkt vor Implantation aufgeweicht, oder angeschnitten wird. Beim Transfer von mehreren Eizellen, kann es passieren, dass sich mehrere Embryonen einnisten, sodass es zu Mehrlingsschwangerschaften kommt.
IVF
in-vitro-Fertilisation
ICSI
intracytoplasmatische Spermieninjektion
Vorbereitung
Hormontherapie (FSH, LH) zur Anregung der Eizellenreifung.
Befruchtung
In vitro mit einer Eizelle und aufbereiteten Spermien (viele)
In vitro mit einer Eizelle und selektierten einzelnem Spermium.
Zusätzlich
Präimplantationsdiagnostik, assisted hatching
Embryonentransfer
4- bis 8-Zellstadium, oder Blastocystenstadium
In-vitro-Fertilisation (IVF)
In-vitro bedeutetet im Gefäss. Nach der Entnahme von mehreren Eizellen der Frau werden diese im Labor mit den aufbereiteten Spermien des Mannes in eine Petrischale gegeben. Die Befruchtung findet ausserhalb des Körpers, in-vitro statt.
Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)
Intracytoplasmatisch bedeutet innerhalb des Zytoplasmas (der Eizelle). Nachdem auch hier Eizellen der Frau entnommen werden, liegt der Unterschied zur IVF bei der Befruchtung. Auch sie findet in-vitro statt, genauer gesagt wird aber anstelle von vielen Spermien, nur ein einzelnes Spermium ausgewählt, welches mithilfe einer Glaskapillare in das Zytoplasma der Eizelle injiziert wird. Das Spermium wird gezielt ausgewählt und zuvor auf genetische Defekte überprüft.
(1. - 4.) IVF (1.) Eizellen aus Eierstock (2.) Spermien (3.) Befruchtung der Eizelle mit Spermien (4.) Transfer von Embryonen in den (5.) Uterus (6.-7.) ICSI (6.) Eizelle mit Zona pellucida (7.) Glaskapillare (8.) Injektion eines Spermiums in das Cytoplasma der Eizelle
Intrauterine Insemination (IUI)
Intra bedeutet innen und uterin bedeutet im Uterus (Gebärmutter). Mit einer intrauterinen Insemination ist also eine innerhalb der Gebärmutter stattfindende Befruchtung gemeint. Diese assistierte Befruchtung ist die natürlichste und etwas von IVF bzw. ICSI abzugrenzen. Auch hier kann eine Eizellenreifung über Hormontherapie unterstützt werden, es kann aber auch der natürliche Eisprung abgewartet werden. Dann wird ein Katheter (langer dünner Plastikschlauch) in die Gebärmutter vorgeschoben und Spermieninjiziert. Die Spermien bahnen sich dann selbstständig den Weg zur Eizelle.
Neben allen Vorteilen gibt es auch einige Argumente gegen die assistierte Reproduktion. Die Medizinethik beschäftigt sich mit diesen Fragen, pauschale Lösungen gibt es nicht.
Pro
Künstliche Befruchtung ermöglicht es lesbischen Paaren, alleinstehenden Frauen und Paaren mit ausbleibendem Kinderwunsch ihr eigenes Kind zu bekommen.
Embryonen können auf genetische Krankheiten untersucht werden. Gerade bei Familien, die bereits ein betroffenes Kind haben und das Risiko für eine Wiederholung ausschliessen wollen.
Entnommene, aber nicht verwendete Eizellen bzw. befruchtete und nicht eingesetzte Eizellen können der Forschung oder anderen Paaren gespendet werden.
Contra
Es werden viel mehr Embryonen befruchtet, als letztendlich eingesetzt werden. Diese werden schlussendlich zerstört.
Es stellt sich die Frage, ob ein Embryo, auch im 2-,4-, 8-Zellstadium oder als Blastocyste nicht schon als menschliches Leben gilt und es sich dann bei nicht-Einsetzen um Tötung eines potenziellen Lebens handeln würde.
Die Selektion nach Merkmalen spricht den nicht auserwählten Merkmalen geringeren Wert zu. Nur weil ein Embryo ein bestimmtes Merkmal trägt, wird ihm das Leben ermöglicht und das von anderen zerstört.
Die Selektion nach Merkmalen, die nicht nur die Gesundheit betreffen, sondern Geschlecht und Äusserlichkeiten, führen zu Designer-Babys und schafft womöglich einen Klassenunterschied zwischen diesen und natürlich geborenen Individuen.
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Lerne mit Grundlagen
Lerne in kleinen Schritten mit Theorieeinheiten und wende das Gelernte mit Übungssets an!
Dauer:
Teil 1
Zellzyklus und Ablauf der Mitose
Teil 2
Zelltypen und Zelldifferenzierung
Teil 3
Der weibliche Menstruationszyklus - Ablauf & Hormone
Teil 4
Geschlechtsorgane und Keimzellen: Anatomie und Funktion
Teil 5
Die Phasen der Keimesentwicklung
Teil 6
Geschlechtsverkehr und Befruchtung der Eizelle
Abkürzung
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Optional
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Teil 7
Assistierte Reproduktion: künstliche Befruchtung
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Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Welche Formen der künstlichen Befruchtung gibt es?
Es gibt die intrauterine Insemination, die in-vitro-Fertilisation und die intraplasmatische Spermieninjektion.
In welchem Stadium befindet sich die künstlich befruchtete Eizelle in der Regel bei Implantation in die Gebärmutter?
im 4-, 8- oder Blastocystenstadium
Was bedeutet "assisted hatching"?
Einige der künstlich befruchteten Eizellen scheitern nach Implantation in den Uterus am Hatching aus der Zona pellucida, wodurch ein Einnisten nicht glückt. Um das Hatching zu unterstützen, kann die Zona pellucida zuvor durch "assisted hatching" teilweise aufgelöst bzw. angeschnitten werden. Somit wird das Hatching und damit das Einnisten erleichert.