Vielleicht hast Du Dich schon mal gefragt, warum sich Geschwister zwar ähnlich sind, aber nie genau gleich aussehen. Das liegt an der Meiose. Dabei handelt es sich um eine besondere und wichtige Form der Zellteilung. Das Ziel des Ganzen ist es, aus einer Mutterzelle genetisch unterschiedliche Tochterzellen zu schaffen. Wohingegen das Ziel der Mitose die Entstehung von zwei genetisch identischen Tochterzellen ist.
Einfach erklärt
Es gibt zwei verschiedene Arten der Zellteilung: die Mitose und die Meiose.
Die Meiose ist eine besondere Form der Zellteilung, allerdings unterscheidet sie sich erheblich von der Mitose. Bei der Mitoseentstehen zwei genetisch identische Tochterzellen, mit dem Sinn, die Anzahl der Zellen zu vermehren (Zellwachstum).
Die Meiose findet ausschliesslich in Keimzellen (Eizelle, Spermium) statt, und es entstehen insgesamt vier Tochterzellen, die sich genetisch unterscheiden. Jede der vier Tochterzellen enthält jeweils einen einfachen, oder auch haploiden Chromosomensatz. Die Mutterzelle durchläuft dabei zwei Schritte:
Meiose 1, oder auch Reduktionsteilung
Meiose 2, oder auch mitotische Zellteilung
Bei der Befruchtung, wenn Eizelle und Spermium aufeinander treffen und miteinander verschmelzen, entsteht eine Zelle, die wieder den vollständigen doppelten/haploiden Chromosomensatz mit 46 Chromosomen erhält.
Ablauf der Meiose
Die Meiose besteht, wie die Mitose, aus verschiedenen Phasen, die nacheinander ablaufen. Die Phasen der Meiose sind genau wie die Phasen der Mitose benannt, allerdings sind sie zusätzlich nummeriert, da während der Meiose zweimal der Zellzyklus durchlaufen wird.
Meiose 1 - Reduktionsteilung
Jede Körperzelle enthält 46 Chromosomen, also einen doppelten (diploiden) Chromosomensatz. Damit sich bei der Befruchtung nicht der Chromosomensatz verdoppelt, muss der Chromosomensatz in der Reduktionsteilung reduziert werden.
Prophase 1
Die Chromosomen spiralisieren sich auf, damit sie in der Transportform vorliegen. Homologe Chromosomen positionieren sich nebeneinander, dabei kann es zum sogenannten Crossingover kommen. Dabei überlappen sich manche Bereiche der homologen Chromosomen und tauschen untereinander genetisches Material aus, was zu einer zusätzlichen Durchmischung der DNA führt. Die Spindelapparate bilden sich an den beiden Zellpolen aus und die Kernhülle löst sich auf.
Metaphase 1
Nachdem der Spindelapparat vollständig ausgebildet ist, ordnen sich die Chromosomen in der Äquatorialebene an. Daraufhin binden die Spindelfasern an das Centromer der Chromosomen.
Anaphase 1
Die Chromosomen werden im Ganzen (also als Zwei-Chromatid-Chromosom) am Centromer zu den entgegengesetzten Zellpolen gezogen.
Telophase 1
Eine neue Kernhülle wird gebildet und die Zelle teilt sich. Die beiden Tochterzellen haben einen vollständigen Chromosomensatz aus Zwei-Chromatid-Chromosomen erhalten.
Ergebnis der Reduktionsteilung
Aus einer diploiden Mutterzelle sind zwei haploide Tochterzellen entstanden. Die Mutterzelle hatte 46 vollständige Chromosomen (Zwei-Chromatid-Chromosomen), deshalb diploid (doppelter Chromosomensatz). Die beiden Tochterzellen haben je 23 Chromosomen (Zwei-Chromatid-Chromosomen) erhalten, deshalb haploid (einfacher Chromosomensatz).
Eine diploide Mutterzelle
Zwei haploide Tochterzellen
46 Chromosomen
23 Chromosomen
Zwei-Chromatid-Chromosomen
Zwei-Chromatid-Chromosomen
Diploid = Doppelter Chromosomensatz
Haploid = Einfacher Chromosomensatz
(Eselsbrücke: Haploid = Halber Chromosomensatz)
Meiose 2 - Mitotische Zellteilung
Der zweite Schritt der Meiose wird mitotische Zellteilung genannt, weil die Schritte eigentlich identisch zur Mitose sind (Bedenke bitte, dass wir im ersten Schritt der Meiose (Reduktionsteilung) bereits zwei Tochterzellen erhalten haben, die sich nun weiter teilen). Ab jetzt werden diese beiden haploiden Tochterzellen als Mutterzellen bezeichnet, und die daraus resultierenden Zellen wieder als Tochterzellen.
Prophase 2
Die Chromsomen spiralisieren sich wieder auf und liegen in der Transportform vor. Die Kernhülle löst sich wieder auf und ein Spindelapparat bildet sich an den Zellpolen aus.
Methaphase 2
Nachdem sich alle Chromosomen in der Äquatorialebene angeordnet haben, binden die Spindelfasern am Centromer der Chromosomen.
Anaphase 2
Die Chromosomen werden am Centromer in Ein-Chromatid-Chromosomen aufgetrennt und an die entgegengesetzten Zellpole transportiert.
Telophase 2
Eine neue Kernhülle wird gebildet und die Zellen teilen sich. Nach der Zellteilung sind vier Tochterzellen mit jeweils einem Chromosomensatz aus Einzelchromosomen entstanden.
Ergebnis der Reduktionsteilung
Zwei haploide Mutterzellen
Vier haploide Tochterzellen
23 Chromosomen
23 Chromosomen
Zwei-Chromatid-Chromosomen
Ein-Chromatid-Chromosomen
Haploid = Einfacher Chromosomensatz
Haploid = Einfacher Chromosomensatz
Keimzellen: Eizellen und Spermien
Das Produkt der Meiose sind vier genetisch unterschiedliche Keimzellen, die notwendig sind für die Befruchtung. Im männlichen Geschlecht handelt es sich bei den Keimzellen um Spermien, beim weiblichen Geschlecht um Eizellen (Oozyten). Allerdings gibt es zwischen den Geschlechtern einen Unterschied:
Männliches Geschlecht: Aus einer diploiden Ursamenzelle entstehen vier gleichwertige haploide Spermien.
Weibliches Geschlecht: Aus einer diploiden Ureizelle nur eine Eizelle. Die übrigen drei Tochterzellen werden Polkörperchen genannt und sie sind nicht befruchtbar. In der Regel werden die Polkörperchen wieder abgebaut.
Keimzellen Produktion
Es gibt auch noch einen weiteren wichtigen Unterschied zwischen den Keimzellen.
In den Hoden befinden sich die Urkeimzellen. Nachdem sie die Meiose durchlaufen haben, differenzieren sie sich weiter zu funktionstüchtigen Spermien. Ein Ejakulat enthält 200 bis 600 Millionen Spermien. Ab dem Eintritt in die Geschlechtsreife werden ständig neue Spermien produziert.
In den Eierstöcken entwickeln sich die Urkeimzellen zu Eizellen. Sie treten bereits als Fötus in die Prophase 1 der Meiose ein. Im Gegensatz zu Spermien verweilen die Eizellen in diesem Stadium und durchlaufen erst nach dem Eintritt der Geschlechtsreife den Rest des Zyklus. Wenn eine reife Eizelle den Eierstock verlässt, ist die Meiose noch in der Metaphase 2. Sofort nach der Befruchtung wird die Meiose der Eizelle erst abgeschlossen. Im Laufe des Lebens reifen deshalb nur etwa 400 Eizellen heran. Das bedeutet, dass ab dem Zeitpunkt der Geburt alle Eizellen des weiblichen Neugeborenen in der Prophase 1 sozusagen "eingefroren" sind, bis sie sich im Zuge des Eisprungs weiter entwickeln. Das ist unter anderem auch der Grund für die Menopause im weiblichen Körper.
Bedeutung der Meiose
Nur Keimzellen durchlaufen die Meiose, und ihre Funktion ist die Fortpflanzung. Deshalb entstehen bei der Meiose genetisch unterschiedliche Zellen. Die Meiose hat eine grosse Bedeutung für den Fortbestand von Lebewesen. Zum einen sorgt dieser Mechanismus dafür, dass der Chromosomensatz gleich bleibt und sich nicht verdoppelt. Eizelle und Spermium haben beide nur einen halben Chromosomensatz (hapoloid), das heisst, wenn sie verschmelzen (Befruchtung) entsteht dabei wieder ein vollständiger doppelter Chromosomensatz (diploid). Zum anderen spielt die Meiose eine wichtige Rolle für die genetische Vielfalt. Durch die Befruchtung entsteht eine Kombination aus mütterlichen und väterlichen Genen. Zusätzlich sorgt das Crossingover während der Prophase 1 zu einer zusätzlichen Durchmischung des genetischen Materials und führt zu noch mehr Vielfalt.
Rekombination
Wie viele Kombinationsmöglichkeiten gibt es eigentlich bei der Befruchtung, wenn Spermium und Eizelle miteinander verschmelzen?
Insgesamt entstehen bei der Meiose vier Keimzellen mit haploidem Chromosomensatz. Allerdings unterscheidet sich das genetische Material dieser Zellen, da die Verteilung der Chromosomen in der ersten meiotischen Teilung (Reduktionsteilung) zufällig erfolgt.
Es kann mathematisch berechnet werden:
Bei einer Zelle mit 23 Chromosomenpaaren gibt es223 Möglichkeiten, die Chromosomen auf die Keimzellen zu verteilen. Das heisst, dass ein Mensch fast 8 Millionen verschiedene Keimzellen bilden kann!
Diese Neuverteilung des genetischen Materials wird Rekombination genannt.
Durch die Befruchtung einer Eizelle mit einem Spermium wird die Chromosomenanzahl wieder auf 46 verdoppelt. Jede Keimzelle hat über 8 Millionen Kombinationsmöglichkeiten, also hat die befruchtete Eizelle 8 Millionen x 8 Millionen = 64 x 1012 verschiedene Kombinationsmöglichkeiten der Chromosomen. Das ist der Grund, warum sich Geschwister ähnlich sehen können, aber nie komplett identisch sind (ausser eineiige Zwillinge), weil die Wahrscheinlichkeit fast gegen null geht, dass zweimal dieselbe Kombinationsmöglichkeit eintritt. Das ist auch der Sinn des Ganzen, um für genetische Vielfalt zu sorgen.
Zusammenfassung
Zwei Arten der Zellteilung: Mitose und Meiose.
Die Meiose findet ausschliesslich in Keimzellen (Spermien, Eizellen) statt.
Es gibt zwei Teilungsschritte in der Meiose: Meiose 1, oder Reduktionsteilung Meiose 2, oder mitotische Zellteilung
Reduktionsteilung: Jede Zelle enthält einen doppelten Chromosomensatz, welcher reduziert werden muss auf 23 Chromosomen, damit bei der Befruchtung der Chromosomensatz nicht verdoppelt wird.
Ergebnis der Reduktionsteilung: Aus einer diploiden Mutterzelle entstehen zwei haploide Tochterzellen, die jeweils Zwei-Chromatid-Chromosomen enthalten.
Während der Prophase 1 kommt es zum Crossingover, wodurch homologe Chromosomen untereinander genetisches Material austauschen für die zusätzliche Durchmischung der DNA.
Mitotische Zellteilung: Die entstandenen zwei diploiden Zellen teilen sich ein weiteres Mal und durchlaufen im Prinzip dieselben Schritte wie in der Mitose.
Ergebnis der mitotischen Zellteilung: Aus zwei haploiden Mutterzellen entstehen vier haploide Tochterzellen, die jeweils nur noch Ein-Chromatid-Chromosomen enthalten.
Bedeutung der Meiose: Wichtig für die genetische Vielfalt bei der Befruchtung.
Rekombination: Durch die unterschiedliche Verteilung der Chromosomen, auf die Tochterzellen sowie dem Crossingover wird das genetische Material unterschiedlich verteilt.
Mehr dazu
Lerne mit Grundlagen
Lerne in kleinen Schritten mit Theorieeinheiten und wende das Gelernte mit Übungssets an!
Dauer:
Teil 1
DNA: Struktur, Arbeits- & Transportform
Teil 2
Replikation der DNA: Initiation, Elongation & Termination
Teil 3
Zellzyklus und Ablauf der Mitose
Teil 4
Zellkern, Zellteilung und Zellwachstum
Abkürzung
Erziele 80% um direkt zum letzten Teil zu springen.
Optional
Teil 5
Keimzellen & Ablauf der Meiose
Finaler Test
Test aller vorherigen Teile, um einen Belohnungsplaneten zu erhalten.
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Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Welche Arten der Zellteilung gibt es?
Mitose und Meiose.
Was entsteht bei der Meiose?
Vier haploide, genetisch unterschiedliche Keimzellen.
In welche beiden Schritte lässt sich die Meiose einteilen?
Die Reduktion des Chromosomensatzes von diploid auf haploid ist notwendig, um zu gewährleisten, dass es bei der Befruchtung nicht zu einer Verdopplung des Chromosomensatzes kommt.
Was ist Crossingover?
Während der Prophase 1 können homologe Chromosomen genetisches Material miteinander austauschen, um die genetische Vielfalt zu erhöhen.
Was ist Rekombination?
Durch die zufällige Aufteilung der Chromosomen auf die Tochterzellen, sowie dem Crossingover, wird das genetische Material neu vermischt, um für eine erhöhte genetische Vielfalt zu sorgen.