Die Partnerwahl führt im Tierreich zu den buntesten Farben von Federn und wildesten Formen von Hörnern. In dieser Zusammenfassung erfährst Du, welche Rolle die Geschlechter dabei spielen und wie Selektion dabei wirkt. Ausserdem lernst Du, weshalb bei vielen Arten beobachtet werden kann, dass sich Tiere gegenseitig bei der Aufzucht von Nachkommen unterstützen.
Geschlechterrollen
Intrasexuelle Selektion
Männliche Rothirsche suchen für die Paarung andere Rudel auf und tragen Kämpfe aus, um sich das Recht zur Paarung mit einem Weibchen zu erkämpfen. Nur diejenigen Hirsche, die erfolgreich die Kämpfe gewinnen, werden sich in diesem Jahr paaren. Das führt dazu, dass starke Hirsche mit ausgeprägtem Geweih sich weitaus häufiger paaren als andere. Diese Selektion wirkt sich auf die langfristige Weitergabe der Gene von starker Hirsche aus. Sie sind also so gut an ihre Umwelt angepasst, dass sie viele Ressourcen in die Ausbildung eines mächtigen Geweihs investieren können. Bei den Rothirschen sind die weiblichen Tiere nicht aktiv an der Wahl von Paarungspartner beteiligt, sie akzeptieren den Gewinner der Kämpfe als Paarungspartner. Die Entscheidung, welches Individuum sich paart, findet also innerhalb des (männlichen) Geschlechts statt, weshalb von intrasexueller Selektion gesprochen wird (intra stammt aus dem lateinischen und bedeutet innerhalb).
Intersexuelle Selektion
Bei Rauchschwalben paaren sich diejenigen Männchen am häufigsten, die die längsten Schwanzfedern besitzen. Hier finden keine Kämpfe zwischen den Männchen statt, vielmehr wählen die Weibchen, mit welchen Männchen sie sich paaren wollen. Das Merkmal, welches für die erfolgreiche Paarung ausschlaggebend ist, wird also auch bei diesen Tieren vom männlichen Geschlecht getragen. Da die Entscheidung darüber, welche Gene in die nächste Generation gelangen, hier beim weiblichen Geschlecht liegt, wird von intersexueller Selektion gesprochen (inter stammt aus dem lateinischen und bedeutet zwischen).
Helferverhalten
Verwandtschaftsselektion
Bei vielen Tieren kann beobachtet werden, dass gewisse Individuen keine Nachkommen zeugen, jedoch anderen bei der Aufzucht der Jungen helfen. Beim Amerikanischen Buschblauhäher geht dies sogar so weit, dass ein brütendes Paar von bis zu sechs weiteren Vögeln unterstützt wird. Auf den ersten Blick sollte dieses Verhalten von der Selektion nicht begünstigt werden, da die reproduktive Fitness der Helfer gleich null zu sein scheint. Erst auf den zweiten Blick lässt sich erkennen, dass es sich bei den Helfern um Verwandte handelt, welche das Brutpaar unterstützen. Wenn die reproduktive Fitness als erfolgreiche Weitergabe von Erbmaterial an die nächste Generation definiert wird, wird ersichtlich, dass auch die Helfer indirekt ihren Lebensfortpflanzungserfolg erhöhen, indem sie dafür sorgen, dass Gene in die nächste Generation gelangen, welche sie sich mit ihren Verwandten teilen.
Altruismus
Es gibt auch einige Beispiele von Helferverhalten ohne Verwandtschaftsverhältnisse. Wenn Helfende den Fortpflanzungserfolg von anderen Tieren auf Kosten des eigenen steigern, wird von Altruismus gesprochen. Wenn das altruistische Helferverhalten zu einem anderen Zeitpunkt erwidert wird, kann die reproduktive Fitness gesteigert werden, weil die Sich-helfenden unter Umständen gar nicht überlebt hätten, wenn sie sich nicht geholfen hätten.
Zusatzinfo für höhere Klassen: die Handycap-Hypothesis
Was bringt einem Hirsch ein grosses Geweih und einer Schwalbe lange Schwanzfedern? Wie Du soeben erfahren hast, wird durch das Tragen dieser Merkmale die Wahrscheinlichkeit zur Fortpflanzung, und dadurch die reproduktive Fitness erhöht. Es ist dabei jedoch wichtig zu erkennen, dass die Merkmale, welche durch sexuelle Selektion entstehen, oftmals in anderen Kontexten Nachteile mit sich bringen. Ein Hirschgeweih kann gut 5−10kg schwer sein, was bedeutet, dass der Hirsch für alle Aktivitäten mehr Energie aufwenden muss (stell Dir vor, Du würdest einen ebenso schweren Hut tragen!). Die Handycap-Hypothesis besagt, dass Hirsche, welche es sich leisten können, ein grosses Geweih auszubilden, damit zeigen, dass ihre restlichen Gene sehr gut an die Umwelt angepasst sind. Die Geweihe der Hirsche und die Schwanzfedern der Schwalben sind somit Signale, welche bedeuten, dass der Träger der Merkmale solch gute Kombinationen von Genen in sich trägt, dass das Handicap des unpraktischen Merkmals ausgehalten werden kann.
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Dauer:
Teil 1
Verhalten und reproduktive Fitness
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Teil 2
Fortpflanzungserfolg der Geschlechter
Finaler Test
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Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist intrasexuelle Selektion?
Bei der intrasexuellen Selektion entscheidet das männliche Geschlecht, wer sich mit dem Weibchen paaren darf. Zum Beispiel durch einen Kampf. Der Stärkere gewinnt und kann dadurch seine Gene weitergeben.
Was ist intersexuelle Selektion?
Bei der intersexuellen Selektion wählt das Weibchen den männlichen Geschlechtspartner aus.
Was ist die reproduktive Fitness?
Sie beschreibt die Fähigkeit eines Individuums, sein*ihr Erbgut in die nächste Generation einzubringen.