Zur Eindämmung der Corona-Pandemie wurden immer wieder die Schulen geschlossen. An die Stelle von klassischem Präsenzunterricht trat dann jeweils
digitaler Fernunterricht in Form von E-Mails, «Microsoft Teams», «Zoom» oder «Skype». Manche schulischen Übungen und Quizzes liessen sich am einfachsten mit Tools wie «Padlet» oder «Kahoot!» erstellen. All dies setzte aber einige technische Fähigkeiten voraus. Corona hat gezeigt: Lehrpersonen brauchen nicht nur Kompetenzen im Klassenraum, sondern auch im digitalen Raum.
Wir wollen im Folgenden die Kompetenzen von Gymnasiallehrpersonen im digitalen aber auch im analogen Klassenraum erörtern und herausfinden, was ein Gymi-Lehrperson überhaupt zu einer Gymi-Lehrperson macht. Dazu befassen wir uns unter anderem mit der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen. Also: Was haben gymnasiale Lehrkräfte drauf?
Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen
Zwei Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um an Schweizer Gymnasien unterrichten zu dürfen.
Zum einen muss man über einen fachwissenschaftlichen Masterabschluss verfügen. Das bedeutet in der Regel, dass man ein mindestens fünfjähriges Studium an einer Universität oder einer anderen Hochschule in einem bestimmten Fach absolviert haben muss. In diesem Fach beziehungsweise in diesen Fächern, die sie studiert haben, verfügen Gymi-Lehrpersonen dann über ein enormes Fachwissen. Sie sind also Profis auf ihrem Fachgebiet.
Zum anderen absolvieren zukünftige Gymnasiallehrpersonen ein an den Master folgendes Studium. Dieser Studiengang nennt sich auch «Lehrdiplom für Maturitätsschulen» (LfM) oder einfach «Höheres Lehramt». Dabei handelt es sich um eine pädagogisch-didaktische Ausbildung, die zum Unterrichten an einer
Maturitätsschule befähigen soll. Das LfM-Studium umfasst 60 ECTS und dauert aufgrund der Studienstruktur in der Regel vier bis sechs Semester. Neben einer theoretischen Fachausbildung setzt sich das Lehrdiplom für Maturitätschulen zu 50 % auch aus einer praktische Ausbildung zusammen. Mit unterschiedlichen Praktika, bei denen zukünftige Lehrpersonen in verschiedenen Klassen hospitieren und selbst Stunden unterrichten, reflektieren und verbessern sie ihre Kompetenzen.
Kompetenzen im Klassenraum
Ein Merkblatt des Instituts für Erziehungswissenschaften an der Universität Zürich (UZH) hält fest, welche Kompetenzen von Lehrpersonen für Maturitätsschulen erwartet werden. Nach der Ausbildung und den ersten Berufsjahren sollten sie vier übergeordnete Kompetenzen im Klassenraum aufweisen:
- fachliches Wissen und Können
- allgemein- und fachdidaktisches Wissen und Können
- pädagogisch-psychologisches Wissen und Können
- professionelle Selbstregulation, Kooperation und Reflexion (IfE 2016)
Gymnasiale Lehrkräfte haben ausnahmslos ein fundiertes Fachwissen, welches die Grundlage für Schulunterricht auf dieser Stufe darstellt. Im Gegensatz zur 5-jährigen fachlichen Ausbildung scheint aber die pädagogische Ausbildung (Punkte 3 und 4) relativ kurz. Trotzdem beschränkt sich diese scheinbar kurze pädagogische Ausbildung nicht auf das Wesentliche, sondern bietet eine sehr umfassende pädagogisch-didaktische Grundausbildung mit verschiedenen Pflichtmodulen wie Allgemeine Didaktik, Fachdidaktik, pädagogische Psychologie von Jugendlichen und weitere ähnliche Kurse. In diesen Modulen werden verschiedene pädagogische und didaktische Methoden thematisiert und in Übungen direkt reflektiert und angewendet.
Kompetenzen im digitalen Raum
Auf dem Merkblatt der UZH bleibt etwas unerwähnt, ist aber keineswegs verzichtbar: die digitalen Kompetenzen von Lehrpersonen. Spätestens mit dem Fernunterricht in der Corona-Pandemie sind diese aber zentral geworden. Zu den Grundlagen gehören die Herstellung von Unterrichtsmaterialien und der sinnvolle Einsatz digitaler Medien im Unterricht. Damit sind die Medien Ton, Film und Computer sowie digitale Tools für Übungen und Quizzes (z. B. «Padlet» oder «Kahoot!») gemeint. Im Fall von Online-Präsenzunterricht muss man sich das Wissen rund um die dazugehörige Software («Microsoft Teams», «Zoom» oder «Skype») aneignen.
Für diese Zwecke müssen gymnasiale Lehrkräfte die neuen Technologien nutzen lernen. Seit der Corona-Pandemie bieten immer mehr Universitäten Wahlmodule zum Thema Digitalisierung und Medien an, wie sich beispielsweise im Vorlesungsverzeichnis der Universität Zürich feststellen lässt. Somit sind Module mit folgenden Titel keine Seltenheit mehr:
Digitalisierung in Gesellschaft, Arbeitswelt und Bildung;
Digitale Medien für die Maturitätsschulpraxis: OneNoteClassNotebook, Teams und Webressourcen;
Emotionale, motivationale und soziale Effekte beim Lernen mit digitalen Medien.
Sind Lehrpersonen an Gymnasien kompetent genug?
Grundsätzlich gilt: In ihrem Fach beziehungsweise in ihren Fächern sind Gymi-Lehrpersonen ohne Ausnahme mehr als qualifiziert - richtige Profis.
Im didaktischen und pädagogischen Bereich erhalten Gymnasiallehrerpersonen eine umfassende Ausbildung. Natürlich weicht ihre Ausbildung von derjenigen der Grund- und Sekundarschullehrpersonen ab, da sich das Alter und das schulische Niveau ihrer Schüler*innen stark unterscheidet. Während Lehrpersonen der Sekundarstufe, aber vor allem der Primarstufe, mehr pädagogische und psychologische Fähigkeiten und erzieherische Kompetenzen aufweisen müssen, können sich Gymi-Lehrpersonen eher auf die didaktischen Aspekte des Unterrichts konzentrieren und sich damit auseinandersetzen, wie sie ihr Fach am besten unterrichten möchten.
Literatur
- https://www.ife.uzh.ch/dam/jcr:91218b4e-3ba4-431e-bd25-6bc0724d608e/merkblatt_lp-kompetenzen_2016.pdf">IfE (Institut für Erziehungswissenschaften) (2016): Merkblatt. Kompetenzen von Lehrpersonen. <21.12.2020>
- Vorleseverzeichnis, UZH : https://studentservices.uzh.ch/uzh/anonym/vvz/index.html?sap-language=DE&sap-ui-language=DE#/details/2022/003/CGStudyProgram
Detail/51045973/50000007/Philosophische%2520Fakult%25C3%25A4t/
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(erstes%2520Unterrichtsfach)/2022/003 konsultiert am 18.11.2022.