Gleichwertig – aber andersartig
Wer die Sekundarstufe beendet, die
Maturität erlangt oder die Lehre abgeschliesst, steht an einer wichtigen Stelle – und fragt sich dort: Was nun? Soll ich ein Studium beginnen? Oder in einen Beruf einsteigen? Oder auf eine andere Art und Weise weitermachen? Die Möglichkeiten sind beinahe endlos, denn in der Schweiz gibt es verschiedene
Bildungssysteme, die sich kantonal unterscheiden.
Diejenigen, die studieren wollen, haben die Wahl zwischen
Universität oder Fachhochschule. Was ist da überhaupt der Unterschied?
Um das Wichtigste vorneweg zu nehmen: Der Abschluss ist an beiden Institutionen von
gleicher Qualität – nur ist der Blick, den man in diesen Institutionen auf die Wissenschaft richtet, jeweils anders.
Unterschiedlicher Blick auf Wissenschaft
An der
Universität geht es darum, die Grundlagen der Forschung und Wissenschaft kennenzulernen und sich dabei mit Methoden, Quellen usw. zu beschäftigen. Die Lehre orientiert sich an der Frage: Wie funktioniert Wissenschaft?
An der
Fachhochschule fokussiert man sich auf die Anwendung der Forschung und Wissenschaft und setzt sich dabei mit Techniken, etc. auseinander. Dort basiert die Lehre auf der Frage: Was kann man mit Wissenschaft tun?
An der Universität versucht man grundsätzlich Forschungsfragen zu beantworten. Man hinterfragt bestehendes Wissen, lernt kritisch zu denken und Dinge weiterzuentwickeln. In der angewandten Forschung an der Fachhochschule werden prinzipiell Forschungsergebnisse genutzt. Man entwickelt neue Produkte, lernt praxisorientiert zu denken und Lösungen zu erstellen.
Unterschiedliche Herausforderung im Studium
Die Universität fordert ein grosses Mass an
Selbständigkeit bei der Arbeitsorganisation, denn viel muss man alleine und auf eigene Faust erarbeiten. Die Fachhochschule fordert dagegen viel Teamfähigkeit, weil man immer wieder in Gruppen arbeiten muss.
Wer an der Uni studieren will, muss auch ein Flair für Theorie mitbringen, führt man dort doch immer wieder theoretische Diskussionen, welche nicht direkt mit der Empirie zu tun haben. An der Fachhochschule ist das etwas anders. Wer an der Fachhochschule studieren möchte, sollte auch ein Interesse für Praxis mitbringen, sonst langweilen einem die Debatten, welche man über Probleme des Alltags führt. Auch sollte jemand, der neben dem Studium gerne arbeiten möchte, eher an die Fachhochschule gehen – dort ist dies eher möglich als an der Universität.
Gemeinsamkeiten zwischen Universität und Fachhochschule?
Auch wenn es in den obigen Abschnitten vielleicht etwas anders klingt, so sollte man nicht vergessen: Beide Hochschultypen arbeiten mit Sicht auf die
Praxis – nur jeweils auf ihre
eigene Art und Weise. Während die Fachhochschulen oft auf Fragen aus der Praxis etwaige Antworten suchen, so gewinnen Universitäten sowohl ihre Fragen als auch ihre Antworten häufig in der Beschäftigung mit der Praxis. Ganz ohne Praxis, wenn man so will, geht es also weder an einem noch am anderen Ort.
Ausserdem gibt es noch eine weitere Gemeinsamkeit von Wichtigkeit, man kann nämlich in beiden Institutionen mit gleichem Zeitaufwand einen
Bachelor sowie einen
Master absolvieren. Auch die Bewertung erfolgt an beiden Orten in ähnlicher Weise, so durch die sogenannten
ECTS-Punkte, wobei man für ca. 30 Stunden Studium einen Credit-Punkt bekommt. Für einen Bachlor-Abschluss, dies nebenbei gesagt, benötigt man typischerweise 180 «Credits». Für einen Master, auch dies zur Info, benötigt man typischerweise 120 Punkte.
In der folgenden Abbildung siehst Du eine Gegenüberstellung von Fachhochschule und Universität.
Welche Voraussetzungen brauche ich für welche Hochschule?
Zum Ende sei noch an etwas erinnert, was Lehrabgänger,*innen Maturand*innen und andere Jugendliche zuweilen vergessen. Man soll sich, bevor man sich an einer Universität bzw. an einer Fachhochschule anmeldet, Gedanken machen, was genau man studieren möchte. Zu klären ist demnach, ob ein Studium überhaupt an
beiden Orten vorhanden ist. Germanistik oder Medizin gibt es zum Beispiel nur an der Uni, Organisationskommunikation oder Physiotherapie zum Beispiel nur an einer Fachhochschule.