Immersionsprogramme an Deutschschweizer Gymnasien

An einigen Schweizer Gymnasien gibt es die Möglichkeit, ein Immersionsprogramm zu absolvieren. Dies heisst, dass man eine Sprache intensiv lernt beziehungsweise man einige Kurse (beispielsweise Geschichte oder Geografie) in einer Fremdsprache besucht. Was genau ein Immersionsprogramm beinhaltet und ob es etwas für Dich ist, erfährst Du in diesem Artikel.

Was ist Immersion?

Das Wort «Immersion» kommt aus dem Lateinischen immersio und bedeutet «eintauchen». Man taucht also wortwörtlich in die Welt der Fremdsprache ein, damit man die Sprache möglichst natürlich und nachhaltig lernt. Diese Methode zum Spracherwerb ist sehr erfolgreich und wird von Schulen immer häufiger angeboten. In der Schweiz gibt es die Möglichkeiten, das Gymnasium Deutsch/Englisch oder Deutsch/Französisch zu absolvieren. Selten wird auch Deutsch/Italienisch angeboten.

Wie sieht ein Immersionsprogramm genau aus?

Meist musst Du Dich gleichzeitig mit der Schwerpunktwahlentscheiden, ob Du ein immersives Programm machen möchtest. Falls Deine Schule mehrere Optionen anbietet, musst Du Dich ausserdem noch für eine Sprache entscheiden.

Es gibt verschiedene Arten von Immersionsklassen. Beispielsweise kann es sein, dass Du in Deiner Stammklasse bleibst und nur für die immersiv gehaltenen Stunden dich mit allen Schüler*innen des jeweiligen Immersionsprogrammes zusammenfindest. So bist Du sozusagen in zwei Klassen gleichzeitig und wechselst die Klasse je nach Unterrichtsfach. Zu den immersiven Fächern gehören meist Mathematik, Biologie, Geschichte, Geografie, Wirtschaft und Recht, Chemie und Physik. Welche und wie viele Fächer es ganz genau sind, hängt von der Schule und vom Kanton ab.

Die Anzahl immersiver Stunden nimmt Schritt für Schritt zu; so hast Du anfangs vielleicht nur wenige Stunden in einer Fremdsprache, aber je näher Du der Maturakommst, desto mehr Stunden und Fächer besuchst Du immersiv. So musst Du Dir auch keine Sorgen machen, dass es zu viel auf einmal ist, denn Du wirst sorgfältig in die Sprache eingeführt.

In beiden Programmen werden zudem Exkursionen mit der Immersionsklasse durchgeführt, um die Sprachkenntnisse ausserhalb der Schulräumlichkeiten zu vertiefen.

Meist wird zusätzlich zum Immersionsprogramm oder an dessen Stelle ein Fremdsprachaufenthalt von der Schule angeboten, teilweise ist dieser für den zweisprachigen Maturaabschluss obligatorisch, teilweise lediglich empfohlen. Die Dauer des Aufenthalts sowie der Anteil an Selbstorganisation variieren von Schule zu Schule. Manchmal muss der ganze Aufenthalt selbst geplant werden, was viel Flexibilität und Raum für Wünsche übrig lässt; manchmal wird die Organisation von der Schule übernommen, was einerseits mehr Anpassung vonseiten der Schüler*innen und Eltern bedeutet, andererseits auch weniger Organisationstalent und Zeit erfordert.

Die Maturaarbeit wird schliesslich in der Immersionssprache verfasst und präsentiert. Dabei gelten dieselben Kriterien für das Bestehen wie bei den Maturaarbeiten in Deutscher Sprache.

Mit dem erfolgreichen Bestehen der Matura in einem Immersionsprogramm erhältst Du die Auszeichnung einer zweisprachigen Matura. Viele Schulen bieten die Möglichkeit, Sprachkurse zu absolvieren, um die Sprachkompetenzen zusätzlich zu erhöhen und bereits vor dem Eintritt in eine Fachhochschule oder Universität ein Sprachdiplom oder -zertifikat zu erlangen. Solche Sprachzertifikate ermöglichen auch ein Studium im Ausland.

An wen richten sich Immersionsprogramme?

Ein Immersionsprogramm richtet sich an alle Schüler*innen, die sprachbegeistert und motiviert sind, sich intensiver mit einer Fremdsprache zu beschäftigen. Wichtig zu wissen: Die Programme richten sich nicht an Muttersprachler*innen.

Du musst bereit sein, einen Mehraufwand zu betreiben im Gegensatz zu Schüler*innen, die keine zweisprachige Matura ablegen. Besonders im Hinblick auf die Ausbildung nach dem Gymnasium kann ein Immersionsprogramm sinnvoll sein, beispielsweise für Studienprogramme, die mehrheitlich in einer Fremdsprache unterrichtet werden.

Falls Du stets Probleme hattest, genügende Noten zu erzielen, dann ist dieser Weg vielleicht weniger für Dich geeignet. Einige Schulen setzen auch einen gewissen Notenschnitt voraus, damit man überhaupt für das Immersionsprogramm zugelassen wird.

Vor- und Nachteile von Immersionsprogrammen

Bereits erwähnt wurde die Tatsache, dass ein Immersionsprogramm mehr Aufwand bedeutet im Gegensatz zum regulären Gymnasiumsprogramm. Dies ist jedoch nicht zwingend ein Nachteil, denn teilweise werden so Schüler*innen, die im normalen Unterricht unterfordert sind, stärker herausgefordert (oder gefördert). Ausserdem zeigt die Bereitschaft zu Mehraufwand, dass ein*e Schüler*in motiviert und leistungsorientiert ist.

Ein Vorteil ist, dass Schüler*innen gute Grundlagen erlangen für ein naturwissenschaftliches und wirtschaftswissenschaftliches Hochschulstudium, das zunehmend auf Englisch absolviert wird. Auch für ein Hochschulstudium einer Fremdsprache (also Englisch, Französisch oder Italienisch) ist durch die zusätzliche Sprachkompetenz ein erleichterter Einstieg ins Studium gewährleistet. Falls ein Fremdsprachenaufenthalt vorausgesetzt wird, muss die Familie darauf vorbereitet sein, dass dieser Aufenthalt meist selbst bezahlt werden muss.

Ist ein Immersionsprogramm etwas für Dich?

Wenn Du interessiert daran bist, Sprachen zu lernen und neue Freundschaften in einem Fremdsprachenaufenthalt zu schliessen, dann sind das schon mal sehr gute Voraussetzungen.

Falls Du Dir jetzt überlegst, ob Du Dich für ein Immersionsprogramm anmelden solltest, dann musst Du Dir bewusst sein, wo Deine Stärken liegen. Bist Du bereit, Deine Komfortzone auch mal zu verlassen? Bist Du bereit, vielleicht mehr als Deine Schulfreund*innen zu leisten, also vielleicht ein paar Stunden mehr lernen zu müssen und dich intensiver auf Prüfungen vorzubereiten? Falls Du Dir unsicher bist, dann versuche längerfristig zu denken: Möchtest Du später an eine Universität oder Hochschule, an der vertiefte Sprachkenntnisse ein Vorteil wären? Wie sieht Dein Traumberuf aus?

Schlussendlich fallen die Rückmeldungen von Immersionsprogrammsabsolvent*innen sehr positiv aus. Auch die Tatsache, dass immer mehr Schulen Immersionsprogramme anbieten, spricht für ein hohes Interesse und eine steigende Nachfrage an Spracherwerb und Sprachaufenthalten.