In der Schweiz gibt es viele verschiedene Bildungswege und manchmal ist es schwer, den Überblick zu behalten. In diesem Artikel zeigen wir Dir, was es genau bedeutet, ans Gymnasium zu gehen.
Lang- und Kurzzeitgymnasium
In der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein gibt es zwei verschiedene gymnasiale Arten, wie man eine Maturität erlangt. Nicht in allen Kantonen gibt es beide Wege und nicht in allen Kantonen gelten die gleichen Regeln. Dieser
Flickenteppich ist ein Resultat des
Föderalismus.
Man kann einerseits ans
Langgymnasium. Das Langgymnasium besucht man gleich nach dem Abschluss der 6. Primarschule. Die
Zentrale Aufnahmeprüfung (wenn es eine gibt) findet dann meist im März statt, also knapp ein halbes Jahr vor dem Beginn des neuen Schuljahres. Das Langzeitgymnasium dauert je nach Kanton zwischen 3-6 Jahre.
Man kann andererseits auch das
Kurzgymnasium besuchen. Das Kurzgymnasium ist im Unterschied zum Gymnasium weniger lang. Am Ende hat man aber den gleichen Abschluss und der unterrichtete Stoff ist derselbe. Das Kurzgymnasium dauert 2- 4 Jahre.
Falls man die Prüfung oder die Probezeit des Langgymnasiums nicht bestanden hat, bietet das Kurzgymnasium eine zweite Chance, dennoch ans Gymi zu kommen.
Egal, welchen Weg man wählt: Grundsätzlich ist die Ausbildungsdauer von Beginn der Primarschule bis zum Erlangen des Maturitätsdiploms
zwischen 9-12 Jahre lang.
Aber
Achtung: Nicht in allen Kantonen muss man die Zentrale Aufnahmeprüfung (ZAP) ablegen. Informiere Dich, ob es bei Dir im Kanton eine Aufnahmeprüfung gibt, dafür fragst Du am besten eine Lehrperson oder erkundigst Dich auf der Website der Schule, die Du besuchen willst.
Informiere Dich auch darüber, was die Gymnasien in Deiner Nähe anbieten; nicht alle Schulen haben dasselbe Angebot, weshalb es wichtig ist, dass Du Dich zuerst informierst, ob das Gymnasium Deiner Wünsche zu Deinen Bedürfnissen passt. Oft gibt es
Informations- oder Orientierungsveranstaltungen, bei denen Du die Schule kennenlernen kannst.
Wie viele Jahre im Gymnasium Du verbringst, hängt stark vom Kanton ab, in dem Du wohnst. Finde heraus, wie das System in Deinem Kanton funktioniert. Die Informationen findest Du
hier.
Was lerne ich im Gymi?
Im Gymi eignet man sich viel
theoretisches Wissen an, besonders im Vergleich zu einer praktischen Ausbildung, beispielsweise einer Lehre.
Im Langgymnasium werden meist die ersten zwei oder drei Jahre (Unterstufe) noch nicht nach Schwerpunkten unterschieden. Alle Schüler*innen gehen zusammen in eine Klasse und belegen dieselben Fächer. Du hast jeden Morgen und meist auch am Nachmittag Stunden in Deiner Klasse. Die
Fächer sind vielfältig und reichen von Naturwissenschaften und Sprachen bis hin zu bildnerischem oder musischem Unterricht. Natürlich gehört auch der Sportunterricht zum Stundenplan. Oft gibt es in der Unterstufe auch Lateinunterricht, der obligatorisch ist.
In vielen Kantonen kommt man nach zwei Jahren in die
Oberstufe. Das bedeutet auch, dass oft ein
Schwerpunkt gewählt werden muss. So kann man beispielsweise den
mathematisch-naturwissenschaftlichen, den
neusprachlichen, den
altsprachlichen oder den
musischen Schwerpunkt belegen.
Angeboten werden Spanisch, Italienisch, Latein, Griechisch und manchmal auch Rätoromanisch oder Russisch. Englisch und Französisch gehören eigentlich in allen Kantonen zum Standardstundenplan. In den Naturwissenschaften wird teilweise unterschieden zwischen Angewandter Mathematik und Physik oder Chemie und Biologie. Einige Schulen bieten auch ein wirtschaftliches, rechtliches, sportliches oder musisches Profil an.
Was passiert, wenn ich nicht bestehe?
Im Gymnasium ist der
Leistungsdruck sehr hoch. Man hat viele Prüfungen und Klassenarbeiten und muss im Schnitt die Note 4 haben, damit man besteht. Meist hat man nach der Aufnahmeprüfung noch eine
Probezeit zu bestehen. Während dieser Zeit darf man keine ungenügenden Noten schreiben, sonst muss man das Gymnasium abbrechen. Die Probezeit ist grundsätzlich intensiver als die restliche Schulzeit. Dieser Druck kann für viele Schüler*innen zu viel werden. Schliesslich sollte das Leben nicht nur aus Lernen und Schule bestehen. Man sollte Zeit finden für Freizeit, Freund*innen und Familie, um einen gesunden Ausgleich zu haben.
Wenn Du nicht bestehen solltest, dann ist das nicht der Untergang der Welt! Im Unterschied zu Deutschland, wo fast alle ins Gymnasium gehen, landen in der
Schweiz nur etwa
20 % der Jugendlichen im Gymi. Es gibt zum Glück so viele andere Wege zu einem guten Abschluss und es ist bestimmt für alle etwas passendes dabei. Nimm Dir also Zeit, informiere Dich über alle Möglichkeiten und Du wirst sehen, dass Du trotzdem eine sehr gute Ausbildung geniessen kannst.
Ist es schlimm, wenn ich nicht ins Gymi will?
Wenn Du nun das Gefühl hast, das Gymnasium sei nichts für dich, dann gibt es
ganz viele andere Ausbildungswege, die zu einem erfolgreichen und stabilen Job führen können. Der theoretische Ansatz ist auch nicht für alle der richtige Weg. Manchen Menschen fällt es einfacher, praktisch zu arbeiten, also zum Beispiel eine Lehre zu absolvieren. Oder sie können sich zwar vorstellen, an einer Hochschule zu studieren, mögen sich aber nicht durchs Gymnasium quälen, sondern fühlen sich wohler an einer Fachmittelschule.
Wenn Du eine gute Übersicht über die verschiedenen Wege suchst, dann lies unbedingt den Artikel
Die Maturitätstypen Berufsmaturität, Fachmaturität und Passerelle erklärt durch!
Ist das Gymi etwas für mich?
Wenn Du gerne in die Schule gehst und
Neugierde für neue Themen zeigst, dann wirst Du Dich am Gymnasium wohlfühlen. Du wirst viele Freund*innen finden, die Dir ähnlich sind und kannst Dich auf eine
tolle Schulzeit freuen, in der Du wahnsinnig viel lernst!
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Wenn Du nach diesem Artikel noch immer nicht sicher bist, ob Du Dir vorstellen kannst, ins Gymi zu gehen, dann schau Dir den Artikel
Die unterschiedlichen Wege an die Universität an!